Login



Noch kein Mitglied?
Jetzt Mitglied werden »

x

02.06.2009 11:39 Uhr

Alexander Walke: Möchte mich in Rostock weiterentwickeln!

Mit der Fußball-Saison 2009/2010 bekommt die „Mannschaft der Torhüter“ beim Zweitligisten F.C. Hansa Rostock ein neues Gesicht. Dann wird der neue Torwart-Trainer Marco Kostmann mit den drei Keepern Jörg Hahnel, Andreas Kerner und Alexander Walke ins Spieljahr gehen. Während Hahnel die abgelaufene Saison alle 34 Begegnungen in der 2. Liga bestritt, kam Kerner erst zum Ende des Spieljahres von den Amateuren zu den Profis. Ganz neu unterdessen ist der gebürtige Oranienburger Alexander Walke (25), der nach dem Abstieg des SV Wehen Wiesbaden nun an die Küste wechselt. Wir sprachen mit ihm.

Alexander, Sie gelten nach diesem Spieljahr trotz des Abstiegs als einer der besten Torhüter der 2. Liga. Man sagt, Sie hatten sehr viele Möglichkeiten, den Verein zu wechseln. Warum haben Sie sich für Hansa entschieden?

Walke: Ich sehe in Rostock über drei Jahre sehr gute Möglichkeiten, mich weiterzuentwickeln. Ich sehe aber auch gute Chancen, zu spielen. Und ich habe bei meinem ersten Besuch am Mittwoch gesehen, dass wir als Profis in Rostock überragende Möglichkeiten für unsere Arbeit haben. Ich war total überrascht. Das hatte ich nicht so erwartet. 

War das Spiel gegen Hansa am 34. Spieltag etwas Besonderes für Sie?

Walke: Ja, allein schon deshalb, weil wir Hansa am letzten Spieltag hatten und weil ich mich von unserem Publikum mit einer sehr guten Leistung verabschieden wollte. Ich bin Sportsmann und das wollte ich zeigen. Leider hat es dann mit einem Sieg für Wehen nicht geklappt…Hansa wäre durch die Niederlage von Osnabrück in Duisburg ja auch so gerettet gewesen und drin geblieben in der 2. Liga. 

Welche Erfahrungen haben Sie bislang mit dem F.C. Hansa Rostock in Ihrer Karriere gemacht?

Walke: Vor drei Jahren haben wir am letzten Spieltag mit Freiburg im Prinzip mit Hansa um den Aufstieg in die Bundesliga gespielt. Hansa stieg auf und wir wurden Vierter. Das war bitter. Andererseits war es so, dass, wenn ich in Rostock spielte, meine ganze Familie in einer Stärke von 15 bis 20 Leuten in Rostock im Stadion war. Mit diesem Anhang kann ich nun wohl öfter rechnen! 

Sie galten seit Ihrer Jugend als eines der größten Torwart-Talente des Landes, glauben Sie, jetzt auf dem Höhepunkt Ihrer Karriere zu sein?

Walke: Nein. Ich hoffe nicht, dass mein Wechsel zum F.C. Hansa schon der Höhepunkt meiner Karriere ist. Ich hoffe, ich kann mich hier durchsetzen, dafür werde ich alles tun. Aber ich möchte mich Jahr für Jahr weiterentwickeln und denke, ich habe die große Karriere erst noch vor mir. Durch Hansa und mit Hansa. 

Kann sich ein guter Torhüter eigentlich in einer abwehrschwachen Deckung besser entfalten als in einer Mannschaft mit starker Abwehr?

Walke: Natürlich kann sich ein Torhüter in einer schwächeren Mannschaft über 90 Minuten mehr auszeichnen. Aber ich finde es auch toll, wenn man in der 90. Minute in einer starken Mannschaft das Spiel in einer Szene rettet.  

In Rostock treffen Sie jetzt auf einen neuen Torwarttrainer. Kennen Sie Marco Kostmann schon?

Walke: Nein, wir haben uns am Mittwoch leider knapp verpasst. Aber das ist nicht so schlimm.

Wie sind Sie auf den Dreikampf mit Jörg Hahnel und Andreas Kerner vorbereitet?

Walke: Ich denke, es wird ein positiver, offensiver Kampf unter uns sein. Nach dem Spiel in Wehen habe ich mich mit Jörg schon mal ausgetauscht. Ich glaube, der ist ein Supertyp. Aber jeder muss für sich Gas geben und am Ende entscheidet der Trainer. Jeder will spielen.

Wer hat Sie eigentlich als Torhüter entdeckt?

Walke: Ich begann mit fünf Jahren in Oranienburg und wurde von Bernd Kawinkel ins Tor gestellt. Ich war der größte Junge und scheinbar der schlechteste Spieler. Aber ich habe das nicht böse aufgenommen oder bereut. 

Wollten Sie immer nur Torhüter sein?

Walke: Ich habe meine Rolle einfach angenommen. Es ist schon ein Kick, Torwart zu sein. Du hast ja viel Verantwortung. Torhüter-Fehler sind oft spielentscheidend, Stürmer können zehn Mal daneben schießen und es hat nicht immer gleich dramatische Wirkung. Als Keeper bist du irgendwo eben oft auch Einzelkämpfer… 

Mit welchen Erwartungen gehen Sie in die neue Saison?

Walke: Ich hoffe, im Hansa-Tor zu stehen und mich über Hansa weiterzuentwickeln. 

Hansa ist stark im Umbruch, was kann die Mannschaft im kommenden Spieljahr aus Ihrer Sicht erreichen?

Walke: Schwer zu sagen. Wir müssen mal die Zusammensetzung und die ersten Trainingstage und Spiele abwarten. Ich kenne auch noch nicht so viele Spieler. Fakt ist, Hansa hat elf Spiele unter Andreas Zachuhber nicht verloren, es muss also schon eine gewisse Qualität der Stammformation da sein. Bislang kenne ich ja nur den Ungarn Krisztian Lisztes aus dem Meisterjahr in Bremen und Enrico Kern aus meiner Zeit bei Werder Bremen II. Damals haben wir beide zusammen in der Regionalliga gespielt. Ich hoffe, jetzt spielen wir auch in der 2. Bundesliga zusammen.

Wann ist für Sie ein Spiel gut gelaufen?

Walke: Wenn wir gewonnen haben. 

Torhüter haben in der Regel große Keeper als Vorbilder oder verehren anderen Torhüter. Sie auch?

Walke: Nein, ich hatte nie Vorbilder und richte mich auch nicht nach anderen Torhütern. Ich bin ich. 

Viele Torhüter machen neben dem eigentlichen Training noch ein Sonderprogramm. Sie auch?

Walke: Klar gehe ich auch mal in den Kraftraum, aber nicht so oft, weil sonst die Beweglichkeit als Torwart leidet. Ich gehe aber auch gerne mal zum Tennis oder zum Box-Training…

Wo sehen Sie Ihre Vorteile als Torhüter?

Walke: Ich habe 106 Zweitliga- und 60 Regionalligaspiele mit meinen 25 Jahren, ich habe eine gewisse Erfahrung und ich kann heute sagen, dass ich so ein schlechter Fußballer doch nicht bin wie zu meiner Zeit als kleiner Bengel.

Wem haben Sie in Ihrer Karriere am meisten zu verdanken?

Walke: Da muss ich unbedingt Volker Finke, Thomas Schaaf, Klaus Allofs und meinen bisherigen Torwart-Trainer Steffen Vogler nennen.

Worauf freuen Sie sich in der 2. Liga?

Walke: Auf die Spiele im Tor natürlich. 

Welches ist das beste Torwartalter?

Walke: Zwischen 29 und 31 Jahren. 

Ihr Vater Reinhard war einer der besten Schachspieler der DDR. Können Sie auch Schach spielen?

Walke: Nein, ich kenne so gerade mal die Regeln.

Welches waren aus Ihrer Sicht Ihre größten sportlichen Erfolge?

Walke: Die Meisterschaft und der Pokalsieg 2004 mit Werder Bremen und ich wurde mal Vizeweltmeister mit Cottbus im Schülerfußball. Leider war ich immer Ersatztorwart.

Sie sind ein Kind der Cottbuser Fußball-Schule. Was hat Ihnen diese Zeit gebracht?

Walke: Ich konnte da viel lernen, Wäsche waschen, Ordnung halten, wurde zur Selbstständigkeit erzogen, zu Disziplin und Kameradschaft. 

Unter Volker Finke haben Sie mit Freiburg den Aufstieg gegenüber dem F.C. Hansa damals knapp verpasst. Freuen Sie sich, dass es die Breisgauer jetzt endlich geschafft haben, oder erfüllt es Sie mit Wehmut, nicht mehr dabeizusein?

Walke: Nein, aber toll für Freiburg, toll für meine ehemaligen Mitspieler. Ich habe noch immer gute Kontakte in den Breisgau und freue mich, dass dort nun wieder Bundesliga zu sehen ist.

Sie waren am Mittwoch ist Rostock, was haben Sie hier gemacht?

Walke: Der Manager René Rydlewicz hat mir das tolle Stadion gezeigt, außerdem war ich bei der ärztlichen Untersuchung. 

Was verbinden Sie mit der  Hansestadt Rostock?

Walke: Schon mit meinen Eltern bin ich früher an die Ostsee gedüst und auch vor zwei Jahren habe ich dort Urlaub gemacht. Ich freue mich auf Mecklenburg-Vorpommern, auf Rostock und Warnemünde, die Ostsee und Hansa. 

Vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg im Hansa-Trikot!

 

 

Nun also Hansa. Willkommen an der Küste!