Login



Noch kein Mitglied?
Jetzt Mitglied werden »

x

05.08.2011 18:20 Uhr

Bochum 2.0 – Die Chance zur Revanche

7:5 nach Elfmeterschießen hieß es am Ende der packenden Partie des F.C. Hansa Rostock gegen den VfL Bochum und das unglückliche Ausscheiden der Hanseaten in der 1. Hauptrundes des DFB-Pokals war besiegelt. Doch die Kogge schielt am kommenden Montag im Zweitliga-Alltag auf die Revanche.

Im Montagskracher der 2.Bundesliga in der heimischen DKB-Arena erwartet Hansa zum zweiten Mal innerhalb von 9 Tagen die Bochumer mit Trainer Friedhelm Funkel. Auch wenn sich Peter Vollmann diese Art des „Déjà-vus“ nicht gewünscht hat, gibt es dennoch Vorteile.   Die Leistungsstärke und Eindrücke des Gegners sind noch präsent und Hansa hat bei beiden Führungstreffern in der regulären Spielzeit gezeigt wie es gehen kann und die Bochumer zu packen sind.
Doch was macht diese Bochumer Mannschaft aus? Wo liegen Stärken, wo Schwächen? Eine Gegneranalyse soll einen Einblick in Taktik und Spielweise liefern und die Richtung vorgeben, wie der Ruhrpott-Klub zu knacken ist.

Friedhelm Funkel, seines Zeichens einer der erfahrensten Zweitliga-Trainer, war stets dafür bekannt aus einer gesicherten Defensive heraus, ein kontrolliertes Angriffsspiel aufzuziehen. Was für viele Zuschauer teils unattraktiv anmutet, ist auf dem Papier umso effektiver. In der vorangegangen Saison kassierten die Bochumer lediglich 35 Gegentreffer und stellten damit die viertbeste Abwehr des Fußball-Unterhauses. Häufig lässt Funkel in dem defensiven
4-1-4-1 Verbund spielen, wobei der erfahrene Schwede Johannson den „Abräumer“ vor der Abwehr mimt. Insgesamt besticht die Defensive des VfL durch die groß gewachsenen Verteidiger. Die beiden robusten Innenverteidiger Marcel Maltritz (1,87 m) und Lukas Sinkewicz (1,92m) überzeugen stets mit überdurchschnittlichem Kopfballspiel. Dieser Größenvorteil ist aber auch gleichzeitig ihre Schwäche. Während die Offensivabteilung des F.C. Hansa mit Flanken und Abnahmen per Kopf eher wenige Aussichten auf Erfolg hat, sind die Chancen am Boden, bei dem doch ab und zu hölzern agierenden Innenverteidiger-Duo, beträchtlich größer. Sprich, ähnlich wie das 1:0 im Pokal entstanden ist, steile Bälle in den Rücken oder auch über die Abwehr sind probate Mittel im Kampf um die drei Punkte.
Dafür benötigt der F.C. Hansa wieder seine schnellen Mittelfeldgestalter. Insbesondere Lartey und Jänicke, die im Pokal mit ihren schnellen und gekonnten Tempodribblings immer wieder Gefahr und die Abwehr in Verlegenheit brachten, könnten am kommenden Montag wieder zu Schlüsselfiguren werden.

Im Kopfball, so hat sich am vergangenen Samstag gezeigt, konnte dem Bochumer Tor nur unser Abwehrhüne Pavel Koštál gefährliche werden, der nach einer Ecke das zwischenzeitliche Führungstor zum 2:1 markierte.
Das Gehäuse der Westfalen hütet mit Andreas Luthe einer der überragenden Zweitliga-Torhüter der letzten Saison, in der er 13 Mal zu Null spielte und im Pokalspiel ein ums andere Mal sein Können unter Beweis stellte.
Im Mittelfeld ist das Spiel der Bochumer durch frühes Pressing geprägt, besonders Kapitän und Routinier Christoph Dabrowski und wahlweise Kevin Voigt oder Denis Berger setzen früh die defensiven Mittelfeldspieler des Gegners unter Druck, um ein schnelles Umschalten und einen flüssigen Spielaufbau im Keim zu ersticken. Auf den Außenpositionen verfügt der „Verein für Leibesübungen“ über schnelle und technisch starke Leute in persona Paul Freier und Oguzhan Kefkir. Ziehen diese Spieler nach vorne wird aus dem 4-1-4-1 schnell ein deutlich offensiveres 4-1-2-3-System.

Auch der langjährige Bundesligaspieler Giovanni Federico kann mit Erfahrung und Klasse immer wieder für Torgefahr sorgen. Mit Mimoun Azouagh fehlt den Westfalen derweil ein wichtiger Mann, der für deutlich mehr Kreativität steht. Dieser Ausfall wurde aber unter der Woche kompensiert. Den Bochumern gelang es den 23-jährigen Japaner Takashi Inui vom Verein Cerezo Osaka für eine halbe Million Euro zu verpflichten. Und bei manchen Fußball-Insidern mag es jetzt geklingelt haben. Es handelt sich dabei um den Klub von dem der Dortmunder Shooting-Star Shinji Kagawa vor der letzten Saison geholt wurde. Inui und Kagawa spielten gemeinsam im Mittelfeld des Zweitligisten und sind ganz ähnliche Spielertypen, die mit starker Technik und hoher Flexibilität aufwarten.
Möglicherweise kommt der als „Mini-Kagawa“ bezeichnete Inui, der allerdings behutsam an Bochums erste Elf herangeführt werden soll, schon am Montag gegen den F.C. Hansa zu seinem Pflichtspieldebüt auf europäischem Boden.     
Trainer Funkel verspricht sich von ihm eine Belebung des Angriffspiels, Torgefahr und die Unterstützung der Stürmer in den Reihen der Bochumer, womit wir bei den Torjägern angekommen wären.
Die Position des Angreifers wird in dieser Spielzeit bisher von Mirkan Aydin oder dem von Dortmund entliehenen U21- Nationalspieler Daniel Ginczek bekleidet. Beide erzielten bislang alle Bochumer Pflichtspieltreffer in dieser noch jungen Serie und trafen beide gegen Hansa im Pokal. Sie sind sehr schnell, hungrig und strahlen hohe Präsenz im Strafraum aus. Die Rostocker Abwehr hatte den beiden letztlich zuviel Raum gelassen, was am Montag definitiv verbessert werden muss.

Personell kann der F.C. Hansa teilweise wieder auf die für die Pokalpartie suspendierten Kräfte setzen, auch wenn Marek Mintál nach seiner schweren Adduktorenzerrung schmerzlich vermisst wird. Doch bereits im Pokal konnten die restlichen Rostocker seinen Ausfall über 110 Minuten lang kompensieren.
Insgesamt sind die Bochumer nur mit großer Moral und Konsequenz im Torabschluss und im Abwehrverbund zu knacken. Die in der letzten Saison erst in der Relegation an Borussia Mönchengladbach am Aufstieg gescheiterten VfLer sind auch in dieser Spielzeit ein Kandidat für die ersten drei Plätze, was die ambitionierten Transfers in den letzten Wochen untermauerten, auch wenn sie aufgrund der kurzen Vorbereitungszeit von nur 3,5 Wochen noch nicht so ballsicher und eingespielt wirkten wie im Jahr zuvor. Und vielleicht liegt dort auch die Chance des F.C. Hansa, durch konsequentes Pressing, wie auch phasenweise im Pokal praktiziert, die Bochumer auf dem falschen Fuß zu erwischen und aufgerissene Abwehrlücken eiskalt zu nutzen. Leichter gesagt als getan. Doch auf eines können sich sowohl der F.C. Hansa, als auch der VfL Bochum verlassen, ein rettendes Elfmeterschießen wird es diesmal nicht geben.

Also auf geht´s Hansa gemeinsam mit seinen Fans, zu den ersten drei Punkten der Saison!