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27.10.2011 13:17 Uhr

Der FC Energie – eine Saison im Mittelmaß?

Wenn der FC Energie Cottbus nach Rostock kommt, sind das immer besondere Spiele: stets sehr gut besucht, hart umkämpft und bislang zumeist mit dem besseren Ende für die Rostocker. Nach einem Jahr Pause ist es nun wieder soweit, doch dieses Mal fällt es umso schwerer die Cottbusser Mannschaft um Trainer Claus-Dieter „Pele“ Wollitz einzuschätzen. Zu unbeständig die Leistungen, zu viele Niederlagen gegen die „Großen“ in Liga 2 und vor allem große Verletzungssorgen plagen den Trainer. Aber Cottbus kann mit starken Einzelspielern auch immer wieder überraschen. Was den F.C. Hansa am morgigen Freitag erwartet, soll eine Gegneranalyse über die Lausitzer zeigen.

Das Sorgenkind – die Abwehr

Sicherlich träumten einige im Umfeld des FC Energie nach dem fünften Platz in der Vorsaison davon, in dieser Spielzeit um den Aufstieg mitzuspielen. Doch nach den durchwachsenen Auftritten vor heimischem Publikum und den Niederlagen gegen die derzeitigen Aufstiegsaspiranten, kehrt schnell Ernüchterung in die Lausitz zurück. Ein Problem, was eigentlich nicht neu ist: die Abwehr. In der letzten Saison kassierten die Cottbusser bereits 55 Gegentreffer, damals konnte der überragende Sturm mit Nils Petersen (22 Jahre, schoss 25 Tore) und Emil Jula (31, 10), noch über die Schwächen im Defensivverbund hinwegtäuschen, doch in dieser Saison spielt Jula beim MSV Duisburg und Petersen geht für den FC Bayern München auf Torejagd, beide können der ihrem Ex-Team also nicht mehr helfen. Mit 23 Gegentoren verfügt Cottbus über die drittschwächste Defensive der Liga, nur die derzeit auf einem Abstiegsplatz befindlichen Karlsruher und Aachen ließen noch mehr zu.
Cottbus Torhüter Thorsten Kirschbaum (24), hatte daran auch seinen Anteil, mit einem Kicker-Notenschnitt von 3,71 gehört er in dieser Saison nicht zu den besten seiner Zunft und kassierte trotz einiger starker Szenen bereits ein paar vermeidbare Gegentreffer.
In der Viererkette probierte „Pele“  Wollitz bereits sieben verschiedene Spieler aus, Uwe Hünemeier (25) ist als einer der beiden Innenverteidiger als einziger klar gesetzt und macht seinem Namen mit seinen 1,89m und einem guten Kopfballspiel alle Ehre. Auf immerhin zehn Einsätze kommen Alexander Bittroff (23) und Daniel Ziebig (28), doch vor allem die verletzungsbedingten Ausfälle zwangen Wollitz immer wieder dazu zu experimentieren. Der etatmäßige Abwehrspieler Markus Brzenska (27) verletzte sich bereits am 2.Spieltag schwer und auch Alex Bittroff wird gegen die Rostocker nicht zur Verfügung stehen. Um die verbleibenden Plätze und Einsatzzeiten kämpfen derweil die drei jungen Konstantin Engel (23), Christopher Schorch (22) und der Kanadier Adam Straith (21). Die beiden letztgenannten durften im letzten Spiel ran, konnten die 0-2 Heimschlappe gegen die starken Fürther aber nicht verhindern.

Das perfekte System – Wollitz auf der Suche

Wollitz zeigte sich lange als Anhänger des 4-2-3-1 Systems, wie so viele seiner Kollegen. Zwischenzeitlich agierte er für zwei Partien mit einer Anfangsformation im 4-4-2, stellt zuletzt aber auf ein 4-1-4-1 um und zog dabei Ivica Banovic (31) von der defensiven Mittelfeldposition neben Marc-Andre Kruska (24), ins offensivere Mittelfeld. Dort spielt auch einer der Cottbusser Hoffnungsträger und Talente, Leonardo Bittencourt, der Sohn des ehemaligen Cottbus-Profis Franklin Bittencourt, der für die Brandenburger 89 Spiele bestritt und dabei 22 Tore schoss, ist erst 17 Jahre alt und aus der Mannschaft des FC Energie nicht mehr wegzudenken. Mit hervorragender Technik und einem enormen Laufpensum ist er einer der Lieblinge des Cottbusser Publikums und gegen Rostock nicht dabei. Der junge Shooting-Star ist mit einer Schambeinentzündung zum Zuschauen verdammt. Insgesamt ließ „Pele“ Wollitz auch im Mittelfeld viel rotieren und setzte zehn verschiedene Spieler ein. Auf den beiden Flügeln konnten zuletzt Christian Müller (27) und Jules Reimerink (22) auflaufen und mitunter angestammte Kräfte wie Daniel Adlung (24) auf der linken Mittelfeldposition verdrängen. Weitere potenzielle Kandidaten sind der ehemaligen 60er Alexander Ludwig (27) und der Brasilianer Roger (26), die auch schon auf ihre Einsatzzeiten in dieser Saison gekommen sind. Bis auf Bittencourt und mit Abstrichen Daniel Adlung und Kruska, konnte das Mittelfeld noch nicht gänzlich überzeugen.

Rangelov  als Hoffnungsträger – doch wer kommt danach?

Ein alter Bekannter ist der Bulgare Dimitar Rangelov, nach seinem Intermezzo bei Borussia Dortmund kehrte der 28-jährige zurück in die Lausitz. Und das mit Erfolg, in elf Partien traf der „Vollblutstürmer“ schon sieben Mal und machte mit großer Präsenz und Kaltschnäuzigkeit, wie zu seinen besten Zeiten, auf sich aufmerksam. Doch auch in der Offensive gibt es Sorgen. Vor allem durch den krankheitsbedingten Ausfall von Martin Fenin, der als einer der Hoffnungsträger noch kurz vor Transferschluss vom Ligakonkurrenten Eintracht Frankfurt verpflichtet werden konnte, mangelt es Wollitz an Alternativen. Lediglich Mustafa Kucukovic (24) und Tobias Steffen (19) kamen bisher zum Einsatz, treffen konnten beide noch nicht und so wird gegen die Rostocker aller Voraussicht nach, Rangelov, wie auch zuletzt, als einzige Spitze auflaufen.

Jugend als Tugend – Routiniers verletzt

Der für seine temperamentvolle und verbissene Art bekannte Claus-Dieter Wollitz setzt vor allem auf junge Spieler, sicher auch aufgrund der zahlreichen Ausfälle erfahrener Stammkräfte. Mit einem Altersschnitt von 25,08 Jahren setzte Wollitz die jüngste Mannschaft der Liga ein (vor Hansa Rostock, Schnitt 25,21). Das junge und wenig erfahrene Akteure Leistungsschwankungen unterlegen sind, ist kein Geheimnis, doch auch solche Teams sind für positive Überraschungen gut. Cottbus konnte aus den letzten sieben Partien nur ein Spiel gewinnen und wird natürlich versuchen in Rostock wieder die Kehrtwende zu schaffen, damit man sich zukünftig nicht an die untere Tabellenhälfte orientieren muss.
Hansa hofft indes, dass das Leistungstief der Cottbusser anhält und der Abstand zu Energie in der Tabelle verringert werden kann. Ein spannendes Spiel mit vielen Fans wird es ohnehin, denn das war bei den letzten Begegnungen immer so.