Login



Noch kein Mitglied?
Jetzt Mitglied werden »

x

26.05.2009 16:33 Uhr

Der F.C. Hansa sagt: Danke, Perry, für die tolle Zeit

Der F.C. Hansa Rostock hatte in seiner Fußballgeschichte immer große Torhüter. Jürgen Heinsch, Dieter Schneider, Daniel Hoffmann und Jens Kunath, Martin Pieckenhagen, Mathias Schober, Stefan Wächter und jetzt Jörg Hahnel. Aber mit keinem Namen verbindet sich die Historie der hanseatischen Torhüter in der Bundesliga so sehr wie mit dem Thüringer Perry Bräutigam.

Perry hat sich sowohl als Torwart als auch als Torwarttrainer große Verdienste beim F.C. Hansa Rostock erworben.

Perry Bräutigam ist als Torwart eine Legende des DDR-Fußballs und des F.C. Hansa Rostock: Der Thüringer Perry aus Altenburg begann seine Profikarriere in Jena und war dort nach der Wende noch ein Jahr Profi. Mit dem Abstieg Jenas in die Regionalliga 1994 wechselte Bräutigam  zum Zweitligisten 1. FC Nürnberg, für den er 34 weitere Einsätze in der 2. Bundesliga absolvierte, schloss sich 1995 aber dann dem Erstliga-Aufsteiger F.C. Hansa an.

Der Trainer Frank Pagelsdorf hatte Perry damals an die Küste geholt.

In Rostock verdrängte Bräutigam die beiden jüngeren Keeper Daniel Hoffmann und Jens Kunath als Stammtorhüter, bis er ab 1997 selbst Konkurrenz durch den Berliner Martin Pieckenhagen bekam, der ihn ab 2000 aus dem Hansa-Tor verdrängte. Nach 104 Bundesliga-Einsätzen für Hansa beendete Bräutigam 2002 eigentlich seine aktive Karriere. Aber seither stand der Oldie immer noch in Bereitschaft auf der Spielerliste der DFL und hatte viel Spaß beim Training mit seinen Hansa-Keepern.

Hier bildete Perry Spieler wie Mathias Schober (Schalke), Carsten Busch 1. FC Union), Daniel Klewer (1. FC Nürnberg), später dann Stefan Wächter, Patric Klandt (FSV Frankfurt), Jörg Hahnel bzw. Kenneth Kronholm und zuletzt Andreas Kerner in seiner Amtszeit aus.

Am 30. Juni läuft Bräutigams Vertrag aus. Mit dem Ende dieses Kontraktes beginnt in der Rostocker Torwartgilde eine neue Zeit. Der gebürtige Rostocker Marco Kostmann kommt vom DFB zum F.C. Hansa. Der F.C. Hansa sagt: Danke, Perry, für die tolle Zeit. 

Das Porträt 

Perry, Thüringer an der See 

In der Geschichte des F.C. Hansa gab es immer sehr gute Torhüter. Aber nur zwei Keeper schafften von ihnen auch den Sprung in die Nationalmannschaft.

Als erstem Torsteher gelang dies dem aus Lübeck stammenden Jürgen Heinsch, der sieben Mal für die DDR spielte.

Mit drei Länderspielen im Gepäck kam 1995 der Thüringer Perry Bräutigam vom 1. FC Nürnberg an die Ostsee.

Bräutigam bestritt für den FC Carl Zeiss Jena von 1975 bis 1991 immerhin 163 Oberliga-Spiele. Er stand in der 2. Bundesliga 117mal im Tor und in der Bundesliga 104 Mal zwischen den Pfosten.

In der Saison 2003/2004 war der am 28.3.1963 in Altenburg geborene Keeper der älteste Lizenzspieler der höchsten deutschen Spielklasse. Seit der Saison 2004/2005 war Perry nur noch Torwart-Trainer in Rostock.

Wie kam Perry, verheiratet mit seiner Angela und Vater zweier Söhne, zum Fußball?

Perry erzählte uns dies selbst einmal so: „Ich habe mit 6 Jahren als Torhüter angefangen. Ob auf der Straße oder in der Schule, ich habe schnell gemerkt, dass es mir Spaß macht, wenn ich mich vor den anderen Jungs sogar im Dreck entgegengeworfen habe. Ich hatte keine Scheu, keine Angst, kannte keinen Schmerz. Irgendwie muss ich gleich das Talent und die Gabe gehabt haben, dies zu tun.“

Mit sieben Jahren hatte sich Perry Bräutigam bei Motor Altenburg in Thüringen angemeldet.

Mit 17 Jahren stand er schon in der 3. Liga für Motor Altenburg in der Kiste. Mit 19 hat ihn dann der einstige Bundesliga-Trainer Hans Meyer von Altenburg zum FC Carl Zeiss Jena geholt.

Mit ihm und dem Verein verbindet sich dann auch die größte Enttäuschung seiner Karriere. Denn die Partei-Funktionäre des DTSB sperrten ihn für ein Jahr – weil er nach Jena ging und nicht zum 1. FC Lok Leipzig.

In Jena wurde Perry Bräutigam unter Meyer immerhin noch DDR-Nationalspieler (Spiele gegen Malta, Schottland und Brasilien) und durfte auch sechs Mal im Europapokal für den FC Carl Zeiss Jena ran.

Zur Wende gehörte Perry Bräutigam als Jenenser zu jenem gemeinsamen deutschen Aufgebot, das gegen die Schweiz am 19. Dezember 1990 das sogenannte Vereinigungsspiel bestritt und damals 4:0 gewann.

„Ich war von den ostdeutschen Spielern seinerzeit mit Sammer, Thom, Doll, Wosz und Kirsten eingeladen, leider hatte ich nicht das Glück, dass mich Berti Vogts einsetze. Aber immerhin hatte er ja auch mit Illgner, Aumann und Köpcke noch drei sehr gute Keeper zur Verfügung.“

Ein Trost damals: Bräutigam lernte immerhin in Stuttgart auch sein einstiges Vorbild kennen: Sepp Maier, den damaligen Bundestorwart-Trainer.

„Als Junge habe ich ihn immer verehrt, wollte werden wie er. In Stuttgart haben wir uns dann endlich kennengelernt. Und es war mit ihm wie mit einem Topstar. Wenn du älter bist und er vor dir steht, ist der Zauber weg. Aber sein Training hat mir schon gut gefallen. Auch der Mensch Sepp Maier hat mir imponiert.“

Eine schlimme Schulterverletzung, hervorgerufen durch einen Zweikampf mit dem Stuttgarter Akpoborie, hat Bräutigam damals seinen Posten im Hansa-Tor gegenüber Martin Pieckenhagen gekostet.

Aber Perry blieb an der Ostsee und übernahm im Jahr 2002 den Posten des Torwarttrainers beim F.C. Hansa.