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19.04.2018 10:36 Uhr

Furchenzieher am linken Flügel: Der F.C. Hansa trauert um Christian Radtke

Der F.C. Hansa trauert um ein charismatisches Mitglied seiner großen Fußballer-Familie. Wenige Tage vor seinem 68. Geburtstag verstarb Christian Radtke.

Hoppla, was war das denn? Zum Auftakt der Oberligasaison 1981/82 gastierte Hansa am 22. August 1981 in Magdeburg. Hansas starkem Auftritt fehlten zunächst die Protagonisten. 0:0 zur Halbzeit. Nachdem Achim Streich (Hansas verlorener Sohn) die Magdeburger in Führung schoss wuchtete Christian Radtke zwei sagenhafte Schüsse ins Tor. Die Magdeburger waren aufgescheucht und die Hansa-Fangemeinde hochgeschreckt. Traf hier der Torjäger, der er eigentlich nicht war?

„Krischaaaaaaaaaaaan!!!!“, johlte die Zuschauermenge im Ostseestadion, wenn Radtke am linken Flügel zum Furchenziehen ansetzte. Dann hielt ihn keiner auf. Nein, er war nicht der Techniker, der Feingeist. Sein Metier hieß Maloche und roch nach Schweiß. Ein Arbeitstier vor dem Herrn, der jeden Grashalm auf dem Spielfeld grüßte. Kein Mann für die Galerie aber wichtig für das Mannschaftsgefüge.

Am 2. Mai 1970 beim 0:0 gegen den BFC Dynamo in Berlin gab Radtke sein Oberligadebüt. Eine Woche später stand er beim 2:1 gegen Stahl Eisenhüttenstadt in der Mannschaft mit den Heroen ihrer Zeit: Seehaus, Heinsch, Pankau. Da war „Krischan“ gerade mal 20 Jahre jung. Noch ehe er so richtig durchstarten konnte, hatte ihn die Nationale Volksarmee für unentbehrlich gehalten. Als er in der Saison 1972/73 wieder auf den Rasen zurückkehrte, reüssierte Radtke als formidabler Linksverteidiger. Und zwar derart, dass sich Auswahltrainer vorsorglich seinen Namen in ihre Kladden eintrugen. Also Stammspieler-Potential besaß Radtke sowieso. Dennoch – und die Hansa-Geschichte listet dieserart viele Spieler – schoben die Klubverantwortlichen Ende 1975 Radtke zur benachbarten Ligamannschaft TSG Bau ab. Drei Jahre später, Radtke hatte inzwischen die markigen Anfeuerungen des legendären TSG Bau-Edel-Fans Max Karden infiltriert, holte Hansa „Krischan“ wieder zurück. Als Retter einer Hansa-Kogge auf Titanic-Kurs. Prompt startete er seine Renaissance am 25. 11. 1978 mit zwei Treffern beim 2:2 gegen Chemie Böhlen und er traf am 17. 02. 1979 zum 1:0 bei Union Berlin, nachdem die Hanseaten im Katastrophenwinter eine abenteuerliche Odyssee in die Hauptstadt hinter sich gebracht hatten.

220 Einsätze mit 30 Toren für Hansa. Bis zu seinem 35. Lebensjahr war Radtke Stammspieler bei den Rostockern. Im großen Buch der Hansa-Familie sind viele Namen nur Schall und Rauch, verflüchtigen sich die Erinnerungen. Bei „Krischan“ jedoch wird es an Fixpunkten nicht fehlen!