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20.10.2011 16:59 Uhr

Die Fortuna auf Erfolgskurs – Düsseldorf im Check

Sechs Spiele, null Punkte, 2:11 Tore, natürlich Letzter. Was sich vor einem Jahr noch wie die Horrorbilanz eines kommenden Absteigers las, ist ein gutes Jahr später nichts mehr Wert. Die Schnelllebigkeit des Fußballs zeigt sich beim Vergleich der Saisonstarts von Fortuna Düsseldorf in dieser und der letzten Saison, perfekt. Da, wo damals Verzweiflung herrschte, regiert jetzt die Euphorie. Elf Spiele, 25 Punkte, ein Torverhältnis von 27:12, Tabellenrang drei, nur ein Punkt hinterm Ersten, die Bilanz eines werdenden Aufsteigers? Eine Gegneranalyse von Hansas kommendem Auswärtsgegner beleuchtet Gründe des Erfolgs, Potenziale in dieser Saison, aber auch mögliche Defizite des in dieser Spielzeit erfolgsverwöhnten Teams.

Erfolg durch Ausgeglichenheit

Was die Düsseldorfer in dieser Saison auf den Rasen zaubern, ist für jeden Fußballfan eine Freude. Die Fortuna lieferte die spektakulärsten Begegnungen, im Schnitt vielen in den Spielen der Rheinstädter 3,5 Tore. Mit einer Mischung aus Unbekümmertheit und Erfahrung mischt das Team um Norbert Meier um den Aufstieg mit und zeigt sich dabei vor allem torhungrig. Doch ähnlich wie beim F.C. Hansa in der letzten Saison, gibt es bei den Fortunen nicht einen alles überragenden Knipser, die Torejagd verteilt sich auf mehrere Schultern. So konnte Abwehrspieler Jens Langeneke (34 Jahre) bereits viermal einnetzen, Mittelfeldüberflieger Maximilian Beister (21) erhöhte am Montag sein Torekonto auf nunmehr fünf Treffer und die beiden Stürmer Thomas Bröker (26, 5 Treffer) und der wiedererstarkte Sascha Rösler (33, 6 Treffer) machten ihrem Berufsstand bis dato ebenfalls alle Ehre.

Erfolg im Fußball definiert sich, und das ist keine Überraschung, nicht nur über eine starke Offensive. Derzeit scheint es einfach in allen Mannschaftsteilen zu stimmen.
Angefangen bei Keeper Michael Ratajczak (29), der einiger weniger Unsicherheiten zum Trotz, ein solider Rückhalt der Fortuna ist. In der Viererkette der Düsseldorfer befinden sich auch einige „Perlen“. Der Kongolese Assani Lukimja (25) ging nach seiner Rostocker Zeit über den vermeintlichen Umweg 3.Liga zur Fortuna. Bei Carl Zeiss Jena sammelte er die nötige Spielpraxis, um sich für höhere Aufgaben zu empfehlen, deutet sein Können bereits in der vergangenen Runde an und avancierte nun zu einem der stärksten Innenverteidiger der Liga, mit überragendem Kopfballspiel und überdurchschnittlichen Zweikampfwerten (Kicker-Notenschnitt 2,8).  Langeneke neben ihm, aber auch die beiden Außenverteidiger, links, Johannes van den Bergh und rechts, der von Borussia Mönchengladbach gekommene Tobias Levels, machen ihren Job bislang ausgesprochen souverän.

Motoren und Flitzer – das Mittelfeld gibt Vollgas

Im 4-2-3-1, dass Trainer Meier praktiziert, bildeten zuletzt Adam Bodzek (26) und Kapitän Andreas „Lumpi“ Lambertz (27), die Abräumer vor der Abwehr. Wahlweise rückt aber auch Oliver Fink (29) vom linken Flügel auf Bodzeks Position. Im letzten Spiel übernahm Fink aber die linke Seite für den zuletzt nicht so überzeugenden Sascha Dum ein. Die Aufgaben und auch den Wirkungskreis von Kapitän Lambertz nur auf die Abräumerposition zu beschränken, würde deutlich zu kurz greifen. Schon früh attackiert er den Spielaufbau des Gegners, schaltet sich immer wieder überlegt in Angriffe ein und besticht durch vorbildlichen Einsatz und ein großes Kämpferherz. Nicht zuletzt wegen seiner beiden Tore am vergangenen Montag gegen den FC St. Pauli, machen den nur 1,75m großen Mittelfeldmotor zu einem unverzichtbaren Spieler im Geflecht der „Flingeraner“.
Kommen wir vom Spielführer zum Shooting-Star: Maximilian Beister ist bei den Fans der Fortuna in aller Munde, seine Schnelligkeit und die überragende Technik ließen ihn innerhalb kürzester Zeit zum Publikumsliebling avancieren. Brillant, sein Tor gegen den FC St. Pauli, bei dem  er sich mit Leichtigkeit gegen drei Abwehrspieler durchsetzte.  Mit einem Kicker-Notenschnitt von 2,8, sowie fünf Toren und sechs Vorlagen, sicherlich ein Schlüsselspieler bei „F95“.

Der Sturm – Tore haben Hauptsaison

Die Offensivreihe der Fortunen wird durch die beiden treffsicheren Thomas Bröker und Sascha Rösler komplettiert. Beide harmonieren prächtig zusammen, legen sich gegenseitig Tore auf und kommen auf gemeinsame 16 Torbeteiligungen. Insbesondere Sascha Rösler, der zwar auf 60 Spiele in der 1.Liga kommt, hätte man eine solche Saison in seinem fortgeschrittenen Fußballeralter womöglich nicht mehr zugetraut. Ein Fallrückziehertor par excellence am 1. Spieltag scheint ihm auch diesen „Frühling“ im „Herbst“ seiner Karriere zu bescheren. Er ist derzeit aus der Mannschaft nicht wegzudenken und verdrängt somit auch den Dänen Ken Ilsö (24), der in der Rückrunde der Vorsaison in 16 Spielen noch auf sieben Treffer kam.

„Nicht so Lauth, sonst Beister!“

Sicherlich sind es nicht nur die starken Einzelspieler und die Mischung aus jungen Wilden und alten Hasen, die für den Erfolg der Düsseldorfer stehen. Vor allem ist es auch ihr enormes Selbstvertrauen, dass sie sich durch die fast schon unglaublichen Serien, sowohl zu Hause als auch saisonübergreifend, (18 Spiele ohne Niederlage) geschaffen haben. Mit breiter Brust werden die Fortuna-Kicker auch am Freitag gegen Rostock auflaufen. Vielleicht ist nach dem kräftezehrenden Montagsspiel mit der fulminanten zweiten Halbzeit auch ein wenig die Luft raus und, wenn man der offiziellen Homepage der Fortuna Glauben schenken möchte, so hat der Verein vor allem das kommende DFB-Pokalspiel gegen 1860 München vor Augen. Mit dem markanten Slogan „Nicht so Lauth, sonst Beister!“ wird da für das Spiel am folgenden Mittwoch geworben. Hansa scheint da nur ein weiterer Punktelieferant zu sein. Doch darin kann die Hoffnung für die Ostsee-Kicker zu liegen, unterschätzt zu werden. Mit neuem Selbstvertrauen nach dem ersten Saisonsieg reist die Kogge an und will die kleine Chance nutzen etwas mitzunehmen aus der „Esprit arena“. Dem steht natürlich die grandiose Heimserie der Fortuna entgegen, doch seit vergangenem Freitag wissen wir ja, dass jede Serie irgendwann mal reißt. Und generell gilt sowieso: auch kleine Hunde können beißen!