Login



Noch kein Mitglied?
Jetzt Mitglied werden »

x

22.09.2016 10:00 Uhr

RÜCKPASS: HANSA-GESCHICHTE(n): Galligkeit und Magengrummeln

Den Zwickauer Fußball zu unterschätzen war noch nie opportun. Der F.C. Hansa, der in seiner Geschichte bereits leidvolle Erfahrungen mit fataler Lässigkeit machte, sollte daran denken…

Vor 22 Jahren, am 4. Spieltag der Zweitligasaison 1994/95, besiegte der F.C. Hansa den FSV Zwickau mit 2:0. Steffen Baumgart und Timo Lange, der übrigens auch beim 1:1 im Rückspiel traf, schossen die Tore. Hansa stieg am Ende der Saison in die Beletage der Bundesliga auf, Zwickau nur wegen der Lizenzverweigerung anderer Vereine nicht ins Amateurlager ab…

Zu DDR-Oberligazeiten war das Gros der Punktspiele zwischen Zwickau und Hansa nicht für die Erinnerungen im Poesiealbum bestimmt. Vielleicht jenes 3:6 vor fast genau 60 Jahren. Am 23. September 1956 führten die Zwickauer im Ostseestadion zur Pause mit 4:2. Hansas Tore durch Kleiminger, Speth (der später eine Zwickauer Oberligamannschaft trainierte) und Holtfreter reichten nur für die Kosmetik. Keine Hansa-Helden? Aber doch! Am 26. Januar 1974, beim 3:2, schoss Achim Streich mit einem klassischen Hattrick die Zwickauer ganz alleine ab. Und ohne die drei Tore von Axel Schulz am 8. Mai 1982 hätten die Hanseaten das Spiel (4:2) gegen die Westsachsen nicht gewonnen. Dietrich Kehl besorgte schließlich vor fast 40 Jahren das 1:0 in einem ganz schlimmen Gewürge (zwei Zwickauer Feldverweise).

Galligkeit und Magengrummeln.  Oberliganeuling Hansa hatte am 30. Mai 1981 nach Jahren des Auf-und Abstiegs eine grundsolide Saison schon in der Scheuer und konnte den Oberliga-Oldtimer samt seiner Tradition in die Zweitklassigkeit stürzen. „Mich verbindet mit Zwickau so viel“, verriet traurig der alte Hansa-Kämpe Kurt Zapf. Doch in ihrem schlechtesten Spiel der Serie verloren die Hanseaten sang- und klanglos. 3:0 führten die galligen Westsachsen schon. Erst in der 90. Minute traf Gerd Kische per Foulstrafstoß zum 1:3. Zwickau war gerettet. Doch rund um dieses Spiel mischte sich eine tiefe Melancholie mit Magengrummeln. Hansa verabschiedete Kische vom Leistungssport. Und auch Zwickaus Torhüter Jürgen Croy sollte, wie sich später herausstellte, sein letztes Spiel bestritten haben.

In der Zwickauer Vereinsgeschichte ist das 3:0 vom Pokalfinale 1967 gegen chancenlose Hanseaten ebenso vermerkt wie die sensationelle Europacupsaison 1975/76. Zunächst hatten die Westsachsen überhebliche Dresdener Dynamos aus dem FDGB-Pokalfinale gekegelt um dann im Europacup durchzustarten. Die renommierten Vereine Panathinaikos Athen, AC Florenz und Celtic Glasgow scheiterten an leidenschaftliche Kämpfer um den absoluten Weltklassemann Croy. Erst der RSC Anderlecht vermochte die krassen Außenseiter zu bändigen.

Nochmal Hansa: Am 5. April 1986 hatte der Verein in seiner letzten Oberligaabstiegs-Saison gegen Zwickau vor heimischem Publikum eine katastrophale Leistung abgeliefert und folgerichtig mit 0:3 verloren. Zwei Eigentore eines Hanseaten! Wer das war? Vergessen!!!