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18.05.2010 17:40 Uhr

Jörg Hempel: Die Tränen müssen schnell getrocknet werden

Einen Tag nach dem feststehenden Abstieg aus der 2.   Bundesliga sind noch keine Personalentscheidungen auf der Führungsebene gefallen. Das aktuelle Tagesgeschäft zur Vorbereitung auf die bevorstehende Saison in der 3. Liga leitet bis zur Installation des neuen Vorstands weiterhin der kommissarische Vorsitzenden Jörg Hempel, der sich im folgenden Interview zur aktuellen Situation äußert.

Hansa-Online: Wie beurteilen Sie die Lage einen Tag nach dem erstmaligen Abstieg aus der 2. Bundesliga?
Jörg Hempel: Während man gestern Abend kurz nach dem Spiel eigentlich nur so etwas wie Leere empfunden hat, müssen wir jetzt natürlich den Blick schon wieder nach vorn richten. Die Anspannung, die uns seit Wochen gequält hat, ist zwar inzwischen gewichen, doch dafür stehen wir jetzt vor einem Scherbenhaufen, den wir so schnell wie möglich beseitigen müssen.

Hansa-Online: Welche Aufgaben kann der scheidende Vorstand aktuell noch wahrnehmen?
Jörg Hempel: Jeder muss in seinem Bereich das aktuelle Tagesgeschäft weiterführen. Dirk Grabow ist zum Beispiel schon wieder unterwegs, um die finanziellen Grundlagen für die neue Saison zu schaffen. Rene Rydlewicz checkt die Personalien innerhalb der Mannschaft, Juri Schlünz macht sich Gedanken, wie der Fortbestand unserer sehr erfolgreichen Nachwuchsabteilung gesichert werden kann und ich selbst kümmere mich natürlich weiterhin darum, die Sponsoren bei der Stange zu halten.

Hansa-Online: Welchen Handlungsspielraum haben die Vorstandsmitglieder, deren Verträge ja zum Saisonende auslaufen?
Jörg Hempel: Wie gesagt, es geht in erster Linie um organisatorische Sachen, die natürlich keinen Aufschub dulden, zumal die kommende Saison in der 3. Liga ja schon deutlich früher beginnt als in den beiden Bundesligen. Strategische Entscheidungen dagegen sollten natürlich nicht ohne die neue Vereinsführung gefällt werden. Es macht zum Beispiel keinen Sinn, wenn der Manager jetzt Spieler verpflichtet, die nicht mit der neuen Führungsspitze abgestimmt sind. Aber er muss die Lage natürlich sondieren! Wie gesagt, die Zeit ist sehr kurz und der neue Vorstand kann dann ja nicht komplett bei Null beginnen.

Hansa-Online: Wie ist die Situation bei den Sponsoren?
Jörg Hempel: Es ist natürlich auch bei den Sponsoren so, dass viele Verträge an die Ligenzugehörigkeit gekoppelt waren. Das heißt, wir müssen diese Sponsoren davon überzeugen, dass es sich auch in der 3. Liga lohnt, dem F.C. Hansa als Sponsor die Treue zu halten. Bei jenen, die schon seit Jahren mit viel Leidenschaft den F.C. Hansa unterstützen, sind wir diesbezüglich auf einem guten Weg. Schwieriger ist es da bei jenen Interessenten, die ihr Engagement in erster Linie auch von der sportlichen Perspektive abhängig machen wollen. Da das Gesicht der künftigen Mannschaft noch nicht feststeht, kann man natürlich auch noch nicht sagen, wie realistisch ein sofortiger Wiederaufstieg ist.

Hansa-Online: Wie wird  Ihr persönliches Engagement und das Ihrer Unternehmen in Zukunft aussehen?
Jörg Hempel: Die Verträge mit der Firma Nordex und der Plattform Windstärke 11 laufen am Saisonende ebenfalls aus. Doch wir fühlen uns verpflichtet, den F.C. Hansa gerade auch in dieser schwierigen Zeit weiter zu unterstützen. Persönlich werde ich mich ohnehin weiterhin einbringen, auch wenn ich nicht mehr dem Vorstand angehöre. Ich brauche keine Posten oder Titel, um den Verein zu helfen. Ich habe in der Vergangenheit sehr gute Kontakte geknüpft und werde dem Marketing-Bereich weiter hilfreich zur Seite stehen.

Hansa-Online: Was erwarten sie von den Anhängern des F.C. Hansa?
Jörg Hempel: Ich habe großes Verständnis dafür, dass im Moment alle sehr sehr traurig sind. Doch nun geht es darum, dass diese Tränen so schnell wie möglich getrocknet werden. Unsere Fans waren in letzter Zeit sehr leidensfähig und ich bin überzeugt davon, dass die meisten von ihnen dem F.C. Hansa auch in Zukunft die Treue halten werden. Ich erwarte aber auch, dass sie dem künftigen Team auf allen Ebenen – also den neuen Spielern wie der neuen Vereinsführung – eine faire Chance geben, sich zu beweisen. Und ich hoffe, dass den Krawallmachern endlich das Handwerk gelegt werden kann!