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19.05.2009 09:13 Uhr

Juri Schlünz – mit Herzblut für den Hansa-Nachwuchs

Früher war der grüne Rasen die große Galerie für Juri Schlünz. Schlünz – die Legende. Ein Stück F.C. Hansa. Und heute? Wir treffen Juri auf der Geschäftsstelle des Vereins. Ganz hinten im Flur hat der einstige Fußballer sein Büro. Hier sitzt er mit seinen Mitarbeitern, erarbeitet Konzepte, knüpft Kontakte, plant an einem großen Schreibtisch. Juri hat alles durch, Jugend-Spieler, Auswahl-Spieler, Oberliga-Spieler, Bundesliga-Spieler. Er ist diplomierter Trainer, hat Bundesliga trainiert und Parchim in der 5. Spielklasse. Er hat Kinder trainiert, Jugendliche angeleitet und führt nun als Hansa-Vorstand seit fast zwei Jahren die Nachwuchs-Abteilung der Rostocker. Man trifft Schlünz zwar heute auch bei den Spielen der Profis. Aber richtig glücklich ist der Mann an der Basis. Er macht Aufbauarbeit für seinen F.C. Hansa. Wir baten den einstigen Publikums-Liebling zum Interview.

Herr Schlünz, was bedeutet der Klassenerhalt für den F.C. Hansa Rostock?
Schlünz: Seit dem Umzug von Lauter nach Rostock waren weder der SC Empor noch der F.C. Hansa bis zum heutigen Tag drittklassig. Nach der Wende entwickelte sich Hansa zum stabilsten Fußballklub in den neuen Bundesländern. Hier wurde ein neues Stadion errichtet und zehn Jahre am Stück in der Bundesliga gespielt. Hansa wurde zu einer erfolgreichen Marke. All dies steht mit einem Abstieg auf dem Spiel. Mit dem Klassenerhalt sichern wir die finanzielle und sportliche Zukunft des Vereins. Dafür arbeiten wir hier alle zusammen. Ich denke positiv und hoffe, dass es mein ehemaliger Mitspieler Andreas Zachhuber mit seiner Mannschaft packt.

Andererseits boomt es in der Nachwuchsakademie?
Schlünz: Natürlich, nach den Stadtwerken haben wir gerade mit der OSPA einen zweiten großen Sponsor und mit dem LandWert Hof Stahlbrode einen Trikotsponsor gewinnen können. 33 regionale Unternehmen aus dem Mittelstand unterstützen uns, hier eine gute Nachwuchsarbeit finanziell absichern zu können, sportlich auf höchstem Niveau zu arbeiten. Das ist toll und das hat Signalwirkung.

Die Jugendarbeit des F.C. Hansa galt schon immer als vorbildlich. Selbst die Bayern haben das mal bei einem Besuch gelobt.
Schlünz: Das ist über zehn Jahre her. Die Entwicklung ist nicht stehengeblieben, natürlich haben wir bei der Zertifizierung durch DFL und DFB gut abgeschnitten. Aber schauen Sie mal auf die Konkurrenz: Unser Vorsprung durch die damalige Weitsicht ist langsam geringer geworden, weil alle Vereine Nachwuchs-Zentren und Scouting-Abteilungen installiert haben. Der Wettbewerb ist härter geworden und Stillstand ist Rückschritt. Wir müssen konzentriert weiterarbeiten. Ich freue mich auch, dass mit Frank Dowe und Oliver Scheel gerade zwei junge Übungsleiter ihren B-Schein gemacht haben und so noch besser in unserer Nachwuchsabteilung aktiv werden können.

Sportlich kann Hansas Nachwuchs mithalten, in der Regionalliga, in der A- und in der B-Juniorenbundesliga bestimmen alle drei Teams das Niveau mit, oder?
Schlünz: Die mannschaftlichen Erfolge in diesem Bereich sind erfreulich. Aber wichtiger ist, die Spieler so auszubilden, dass sie einen schnellen Übergang in den Profibereich schaffen. Diesbezüglich haben wir erste Erfolge. Felix Kroos, Stephan Gusche, Andreas Kerner, Tobias Jänicke, Sebastian Albert, Tommy Grupe, Edisson Jordanov und Johannes Brinkies sind Talente, auf die wir demnächst vielleicht im Profifußball setzen können.

Die Marke Hansa zieht viele Jugendliche zum Rostocker Bundesligisten. Befürchten Sie, dass die Anziehungskraft bei einem Abstieg verloren ginge?
Schlünz: Wir reden vom Klassenerhalt und damit ist Hansa auch weiter attraktiv! Natürlich müssen wir schauen, was oben passiert. Aber wichtig ist es, mit viel Herzblut bei der Sache zu sein, sich um die Jungs im Verein und in der Region zu kümmern.

René Rydlewicz kam jetzt aus Wismar, Andreas Zachhuber aus Greifswald. Bedeutet dies, dass Sie mit diesen Vereinen nun mehr kooperieren?
Schlünz: Grundsätzlich finde ich es erst einmal gut, wenn sich ehemalige Fußballer in kleinen Vereinen umsehen und lernen. Ich habe dies ja früher auch in Parchim gemacht. Und ich habe unter schwierigen Bedingungen gelernt. Das hilft jetzt. Ansonsten haben wir ja Kooperationen mit Schwerin, Neubrandenburg, mit dem Rostocker FC und Hafen Rostock. Auch mit Bentwisch arbeiten wir gut zusammen. Ähnlich ist es mit Greifswald und Wismar, zumal gerade bei Anker mit Timo Lange jetzt ein ehemaliger Spieler und Trainer von uns den Job von Renè Rydlewicz angetreten hat. Wie im letzten Jahr laden wir aber auch diesmal unsere „Zulieferer“ kurzfristig zu einem Ligamatch ein und planen vor einem Spiel auch eine Lehrstunde für die Übungsleiter aus der Region.

Wie funktioniert eigentlich das Scoutingsystem im Nachwuchs?
Schlünz: Mit Peter Frahm haben wir seit dem vergangenen Jahr einen gebürtigen Rostocker, der sich für uns im Lande umschaut. Er hat schon für Wolfsburg, Bremen und den HSV gearbeitet und wollte sich als heimatverbundener Mensch jetzt bei uns als Scout einbringen. Grundsätzlich laufen ansonsten die Fäden für die Nachwuchsabteilung bei Michael Hartmann zusammen. Der ehemalige Nationalspieler koordiniert auch die Spielbeobachtungen mit den anderen Trainern. Danach beobachten wir gezielt und entscheiden, wer uns helfen könnte.

Darüber hinaus hat Thomas Gansauge als ehemaliger Profi des Vereins eine Zusammenarbeit mit seiner Fußballschule in den USA angeboten?
Schlünz: Richtig, Thomas war gerade auf Urlaub hier, wir haben miteinander gesprochen und werden prüfen, was geht.

Wann ist Hansa für Talente wirklich attraktiv?
Schlünz: Wenn man im Profifußball erfolgreich ist und die Klasse hält…

Danke für dieses interessante Gespräch.