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06.12.2006 08:18 Uhr

„Löwen“ wollen sich für Derby-Debakel rehabilitieren

Als die Fußball-Abteilung des Traditionsvereins 1860 München im April 1999 den 100. Geburtstag feierte, erschien das Buch „Legenden in Weiß und Blau“. Ein Kapitel hieß: „Sechzig: Fußball oder Masochismus?“ Skandale, dubiose Präsidenten, Profiaufstände, Schulden in Millionenhöhe - das gehört neben Freud und Leid auf dem Fußballplatz auch zum Kosmos der „Löwen“.

Auch zum Ende des Jahres 2006 gehört Leidensfähigkeit zu einer der bevorzugten Eigenschaften eines „Sechzigers“. Denn die Aufstiegshoffnungen der Münchner erlitten zuletzt einen herben Dämpfer. Nach drei Siegen in Folge erlebte das Team von Trainer Walter Schachner im „kleinen“ Derby bei der SpVgg Unterhaching ein 1:5 (0:1)-Debakel und rutschte auf den sechsten Tabellenplatz ab. Vor 14.500 Zuschauern trafen Stefan Buck (11. und 65.), Robert Lechleiter (53.), Darlington Omodiagbe (79.) und Bruno Custos (89.) für die entfesselt aufspielenden Gastgeber. Markus Thorandt (88.) sorgte für den 1860-Ehrentreffer.

„Löwen“-Coach Schachner ging mit seiner Mannschaft nach dem Debakel und vor dem bevorstehenden Auswärtsspiel beim F.C. Hansa hart ins Gericht. „Ich muss mich für die Vorstellung meines Teams, besonders bei den Fans, entschuldigen. Das hat nichts mit meiner Philosophie von Fußball zu tun. In meiner Trainerkarriere habe ich noch nie ein Spiel so verloren. Wir sind nicht so schlecht, wie wir uns heute präsentiert haben“, sagte der 49-Jährige. „Wir müssen einfach mehr Respekt vor Haching zeigen.“ Konsequenzen werde es keine geben, so Schachner, dazu würden ihm die Alternativen fehlen. „Wir werden über das Spiel reden. Aber die Mannschaft wird sich nicht verändern. Viele der jungen Spieler sind noch nicht so weit. Das konnte man heute sehen.“ Ganz hatte der Österreicher aber seinen Humor nicht verloren: „Ich verliere lieber einmal 1:5 als fünfmal 0:1.“

Deshalb erwartet er in Rostock von seiner Mannschaft um Torhüter Michael Hofmann, den ehemaligen Hansa-Angreifer Antonio Di Salvo oder dessen Sturmpartner Nicky Adler eine Trotzreaktion. Denn das Ziel ist nach wie vor die Rückkehr in die Bundesliga. Was allein aus finanzieller Sicht enorm wichtig für 1860 wäre. Franz Beckenbauer, der Präsident des ungeliebten Lokalrivalen Bayern München, mit dem sich die Löwen die Allianz-Arena teilen, hat jüngst gesagt: „Wir haben die Arena nicht nur für die 2. Liga gebaut.“

Doch es gibt auch positive Nachrichten von 1860 zu vermelden. So wurde am vergangenen Wochenende mit 189 Ja-Stimmen der 209 anwesenden Delegierten ein neuer Aufsichtsrat gewählt. Auf der außerordentlichen Versammlung des Traditionsvereins folgten die Delegierten dem gemeinsamen Vorschlag der Fangruppierungen „Pro 1860“ und ARGE. Das oberste Vereinsgremium, dem unter anderem Münchens Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) angehört, soll den Nachfolger von Präsident Alfred Lehner bestimmen, der Ende März sein Amt zur Verfügung stellen will. Der erste Versuch, einen neuen Aufsichtsrat zu wählen, war am 23. Oktober noch gescheitert.

Das sei absolut wichtig für den Klub gewesen, sagt Manager Stefan Reuter, Weltmeister von 1990. Denn bei 1860 müsse Ruhe herrschen, „um die sportlichen Erwartungen zu erfüllen“.