Login



Noch kein Mitglied?
Jetzt Mitglied werden »

x

28.05.2009 16:18 Uhr

Marco Kostmann: Ich freue mich auf die Tagesarbeit!

In diesen Tagen bereitet Marco Kostmann (43) seinen Abschied als Stützpunkt-Koordinator und Nachwuchs-Torwarttrainer des DFB vor. Seine neue Aufgabe: Er wird nach der Auflösung seines Vertrages beim weltgrößten Sportverband zum F.C. Hansa Rostock wechseln. Damit löst Kostmann den langjährigen Torwart und Torwarttrainer Perry Bräutigam ab, dessen Vertrag an der Küste auslief. Wir sprachen mit Marco Kostmann über seine Zukunft. 

Marco, Ihr Vater war jahrelang erfolgreicher Torjäger von Empor und Hansa, Sie sind gebürtiger Rostocker und wohnen 20 km von Hamburg entfernt. Wie kamen Sie plötzlich nach Rostock?

Kostmann: Manager René Rydlewicz hat mich angerufen und gefragt, ob ich mir vorstellen könne, im Verein die Aufgabe des Torwarttrainers zu übernehmen. Das Angebot kam etwas überraschend, aber ich brauchte nicht lange zu überlegen.

Sie wohnen in Tornesch, einem Ort zwischen Pinneberg und Elmshorn. Werden Sie mit Vertragsbeginn nach Rostock ziehen?

Kostmann: Klares Ja, sonst ginge das nicht.

Welches waren für Sie in Ihrer Karriere die Highlights als Spieler und Torwart?

Kostmann: Die Jugend-EM mit Leuten wie Andreas Thom, Thomas Doll oder Olaf Marschall und Ulf Kirsten in Moskau, der Bundesliga-Aufstieg mit Saarbrücken und der EM-Titel mit der U19 im vorigen Jahr mit Horst Hrubesch.

Was reizt Sie an der Aufgabe bei Hansa?

Kostmann: Sportlich ist es ja so, dass ich bislang immer in Abständen mit Torhütern gearbeitet habe. Nun habe ich die Möglichkeit, Tag für Tag mit den Torleuten zu reden, zu arbeiten, sie zu verbessern.

Mit welchen Trainern haben Sie in Ihrer Karriere schon gearbeitet?

Kostmann: Mit Peter Neururer in Saarbrücken, Felix Magath bei den Hamburger Amateuren oder Benno Möhlmann bei den Profis. Bei Union habe ich es mit Karsten Heine zu tun gehabt, beim DFB mit Jörg Daniel und Horst Hrubesch, in der Elfenbeinküste mit Uli Stielike und dem Franzosen Gerard Gili.

Sie haben ein Jahr bei Hansa unter Werner Voigt in der DDR-Oberliga trainiert. Mit wem waren Sie da zusammen?

Kostmann: Es waren Leute wie Jens Kunath, Juri Schlünz, Axel Schulz, Hilmar Weilandt und Heiko März.

Später haben Sie auf Honorar-Basis auch die Torhüter des F.C. Hansa in der B- und C-Jugend betreut…

Kostmann: Richtig, Leute wie Andreas Kerner, Kevin Müller oder Arvid Schenk, der jetzt zu St. Pauli wechselt, kenne ich schon aus der Zeit von damals.

Mit wem haben Sie beim DFB gearbeitet?

Kostmann: Ich mache den Job dort seit 2003. Da war ich mit Spielern wie Neuer von Schalke, Fromlowitz von Hannover, Fährmann von Frankfurt bzw. Männel aus Aue in Kontakt. Zuletzt habe ich mit Burchert von Hertha und Zieler von Manchester United gearbeitet.

2006 haben Sie dann selbst Ihren Trainerschein an der Fußball-Akademie in Köln gemacht…?

Kostmann: Na ja, ich wollte schon viel früher meine Karriere beenden und eigentlich Krankengymnast werden. Heribert Bruchhagen hat mir dann einen neuen Weg gezeigt. Also habe ich meine Fußballscheine gemacht und landete auf der Weisweiler-Akademie. Ich war damals in einem Lehrgang mit Labbadia, Wilmots, von Heesen und Becker.

Hat der DFB sofort Ja gesagt, als es für Sie plötzlich in Richtung Hansa ging?

Kostmann: Ja, da gab es kein Problem. Man hatte ja von mir gehört, was ich in Rostock machen soll. Und man hat sich gefreut, dass meine Arbeit über den Profifußball hinausgehen soll.

Was möchten Sie denn beim F.C. Hansa machen?

Kostmann: Ich bin erst einmal sehr neugierig auf alles. Ich schaue mir dann einmal das Entwicklungspotential aller Torhüter an. Und dann werde ich individuell mit jedem arbeiten. Es gilt, die Schwächen zu erkennen und die  Stärken auszubauen. Es geht um Bewegungsabläufe, Spielsysteme u.a. Jeder Torhüter ist unverwechselbar, für jeden muss es dann also – aus meiner Sicht – auch ein eigenes Programm geben. Da werde ich mich ransetzen und mit den Jungs reden und viel arbeiten.

Gilt dies nur für die Profis?

Kostmann: Nein, ich werde mich auch um die Jungs hinter den Profis kümmern, schließlich ist das unser Kapital und schließlich spielen Jungs wie Müller oder Brinkies auch schon Junioren-Bundesliga. Ich freue mich aber auch darauf, Spieler wie Bastian Oczipka aus der U19-Europameisterelf wiederzutreffen bzw. Davis Klak von den A-Junioren, der ja aus Lübeck stammt und den wir hier mal am Stützpunkt des DFB hatten.

Beim Afrika-Cup 2008 gehörten Sie unter dem Franzosen Gili zum Team der Elfenbeinküste. Wie sehen Sie diese Zeit in Afrika?

Kostmann: Diese Zeit war das oberste Regal meiner Karriere, Drogba und Demel von Angesicht zu Angesicht im Alltag zu erleben, war schon toll.

Ihre Zeit in Rostock war bislang sehr begrenzt als Sportler und Trainer. Wie beurteilen Sie Hansa und Rostock aus der Sicht von 200 km Entfernung?

Kostmann: Nicht nur durch meinen Vater hatte ich immer eine gewisse Nähe zu Hansa und zu Rostock. Es ist meine Heimatstadt. Wo ich auch war, ich habe immer auf die Ergebnisse und die Dinge dort geschaut. Jetzt freue ich mich darauf, bald vor Ort zu sein und helfen zu können.

Wie haben Sie das letzte Spiel am Sonntag gegen Wehen erlebt?

Kostmann: Ich habe in den 90 Minuten zweimal geduscht und meine Frau hat sich vor Nervosität in den Garten verabschiedet. Danach war ich nur noch froh und glücklich.

Danke für dieses Gespräch und viel Erfolg in der Arbeit.