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23.09.2011 10:28 Uhr

Mit langer Durst­stre­cke nach Rostock - der KSC im Check

Wenn man auf den Karlsruher SC blickt, erhält man ein ähnliches Bild wie in der Vorsaison. Nach 8 Spieltagen lässt sich konstatieren: es geht schon in der frühen Phase der Saison wieder gegen den Abstieg und es gibt wieder die größten Probleme in der Defensive. Doch hat sich wirklich nichts gegenüber dem Vorjahr getan? Ein Blick auf den Verein, die Mannschaft und deren Taktik, soll, in Form einer Gegneranalyse, Einblicke in den nächsten Kontrahenten der Hansakogge gewähren.

Nach gutem Start, mit zwei Siegen aus den ersten drei Spielen und dem Weiterkommen im DFB-Pokal, konnte der KSC allerdings keinen weiteren Punkt holen. Mit 19 Gegentreffern verfügen die Karlsruher zudem noch über die durchlässigste Abwehr.

Die Abwehr – das „Sorgenkind“

Am wenigsten Schuld daran, hat noch der neu aus Erfurt geholte Keeper Dirk Orlishausen, der mit einer Kicker-Durchschnittsnote von 3,00 zwar nicht überragend spielte, aber immer noch einer der besten Karlsruher war.
Trainer Rainer Scharinger, der selbst in Karlsruhe geboren ist und auch für den KSC als Spieler aktiv war, blickt schon auf bewegte fünf Jahre als Trainer zurück. Als Assistenzcoach bei der TSG Hoffenheim (2006-2009) unter dem gerade bei Schalke 04 zurückgetretenen Ralf Rangnick gestartet, übernahm er den damaligen Drittligisten VfR Aalen im Mai 2009. Dort musste er nach dem Abstieg in die Regionalliga ein völlig neues Team aufbauen und holte dazu fast nur junge Spieler, die einen Kader formten der im Schnitt, nur um die 23 Jahre alt war.
Dort probte der 44-jährige den Umgang mit jungen Spielern, was ihm auch in Karlsruhe zu Gute kommt. Auch wenn der Altersdurchschnitt der bislang eingesetzten Spieler des KSC mit 26,65 Jahren nur „Alters-Tabellenrang“ 13 bedeutet, musste Scharinger vier Akteure aus dem B-Team des KSC integrieren.

Insgesamt ist vieles anders als in der Vorsaison, denn es fanden weitere 13 Spieler zum Verein, 20 Spieler (Ligaspitze!) verließen den Sportclub.  Dass dabei noch keine Kontinuität und keine feste Ordnung vorhanden sein können liegt auf der Hand, die hohe Anzahl (23!) der bislang eingesetzten Spieler ist daher durchaus bemerkenswert. 
Gerade im Abwehrverbund ist Scharingers ganzes Improvisationstalent gefragt. Von den Abwehrspielern, die er bei seinem Amtsantritt am 13.März zur Verfügung hatte, ist fast keiner mehr da. Im letzen Spiel, bei der Niederlage gegen den FC St. Pauli, übernahmen nun Thorben Stadler, Guiseppe Aquaro, Dennis Kempe und Florian Lechner (von links nach rechts) die Aufgabe, Gegentore zu verhindern. Aber sicher haben die Vier ihren Platz bei weitem nicht, kamen doch bislang alle neun etatmäßigen Abwehrspieler mindestens einmal zum Einsatz.

Das Mittelfeld – zwischen Bundesligaroutiniers und Liga-Neulingen

In Reiner Scharingers 4-2-3-1- System übernehmen Steffen Haas  oder wahlweise der junge Matthias Cuntz (21) und das Karlsruher Eigengewächs (seit 1996 im Verein) Timo Staffeldt die beiden defensiven Mittelfeldpositionen. Gerade Staffeldt konnte auf der „Sechser“- Position mit zwei Toren und mitunter guten Leistungen auf sich aufmerksam machen und seine Stammposition untermauern. Doch es zeigten sich auch Probleme im Defensivzweikampf, denn die gegnerischen Offensivspieler konnten sich mitunter in der Karlsruher Hälfte frei entfalten und Torchancen herausspielen. Vor den beiden „Sechsern“ wechseln sich personell Erfahrung und junge Unbekümmertheit ab. Mit Alexander Iashvilli (33) verfügen die Badener im zentralen Mittelfeld über einen sehr routinierten Mann, der 198 Bundesligaspiele und fast genauso viele Zweitliga-Spiele aufweisen kann. Zudem ist er mit drei Treffern und zwei Vorlagen der beste Scorer und auch notenbester Akteur des KSC. Auf der linken Außenbahn agiert ebenfalls ein alter Bekannter: Delron Buckley (33), der unter anderem für Mainz, Bielefeld, Bochum und Dortmund auflief und auf insgesamt 201 Bundesligaspiele kommt. Im rechten Mittelfeld liefen die jungen Marco Terrazzino (20) und der neu von Schalke 04 geholte und gelernte Stürmer Bogdan Müller (23) auf. Letzterer agierte vornehmlich als hängende Spitze.  Aber auch andere Mittelfeldakteure, wie der Franzose Gaetan Krebs (25), bekamen ihre Chance sich nachhaltig zu beweisen.

Neue Sorgen im Sturm – doch der Transfermarkt bleibt unangetastet

Generell ist die Offensive des KSC das Prunkstück des Vereins, gelangen doch, bis auf ein paar Nullnummern, bislang neun Treffer. Einen davon steuerte der erst kurz vor Ende der Transferperiode geholte Kameruner Louis Clement Ngwat-Mahop (23) bei. Der Neuzugang von Iraklis Saloniki wusste das Offensivspiel der Badener durchaus zu beleben, doch gegen Hansa wird der schnelle Angreifer nicht auflaufen können, denn er verletzte sich ohne Einwirkung des Gegners in dieser Trainingswoche schwer. Sein Trainer Reiner Scharinger spricht von einem „Totalschaden“ an der Stelle wo das Sprunggelenk ist und muss auf unbestimmte Zeit auf seinen derzeitigen Stürmer Nummer 1 verzichten, der bislang erst zweimal für den Karlsruher SC auflaufen konnte.  Ob ihn der mit ebenfalls einem Treffer erfolgreiche Clemen Lavric (30) ersetzen kann, ist aber fraglich. Auch Lavric, der bereits Erfahrungen in der ersten Bundesliga sammeln konnte, ist angeschlagen und konnte die Erwartungen in den letzten Spielen nicht ausreichend erfüllen. Zur Verfügung stehen dann nur noch unerfahrenere Spieler, die ihren Weg im Profifußball erst noch finden müssen. Ob Anton Fink (24) oder Simon Zoller (20), beide sind bei ihren wenigen Einsätzen noch nicht in der Lage gewesen, nachhaltige Akzente im Offensivspiel des KSC zu setzen. Doch Transferaktivitäten wurden, aus Mangel an Möglichkeiten, einen Riegel vorgeschoben.

Manager Oliver Kreuzer: „Verlieren verboten!“

Trainer Scharinger plagen also nicht nur die altbekannten Abwehrsorgen, sondern auch Probleme in der Offensive. Das macht die Situation für den „Karlsruher Jung“ nicht einfach, steht er doch am Sonntag im Duell mit Tabellennachbar Hansa Rostock gehörig unter Druck. KSC-Manager Kreuzer gab die Marschroute unter der Woche vor: „Verlieren ist verboten!“. Nach fünf Niederlagen in Serie steht Scharinger unter großem Erfolgsdruck und will in Rostock in jedem Fall das Ruder herumreißen. Ähnliches gilt natürlich auch für den FCH, auch hier soll mit dem ersten Saisonerfolg, die Siegessicherheit wiederkehren. Reiner Scharinger hat im übrigen noch ein paar verrückte Erinnerungen an Rostock, jedenfalls zu seiner aktiven Zeit als Spieler. Vor fast genau 12 Jahren stand er mit dem SSV Ulm auf dem Platz des damaligen Ostseestadions und musste, zur Halbzeit eingewechselt, zusehen wie vier seiner Kollegen im „Skandal-Spiel" der Saison vom Platz flogen. Auf eine solche Wiederholung kann der F.C. Hansa indes natürlich nicht hoffen.