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11.08.2006 13:14 Uhr

Nachwuchs-Vorstand Bernd Ziemer im Saisoninterview

In der Chefetage  des F.C. Hansa Rostock ist Bernd Ziemer das dienstälteste Vorstandsmitglied des Vereins. Der 52-Jährige gehört immerhin seit 1979 zu den Hanseaten. Im Klub selbst ist der zweifache Familienvater seit über fünf Jahren für die Nachwuchsabteilung verantwortlich. Vor der Saison 2006/2007 geht Bernd Ziemer ins letzte Jahr seiner Wahlzeit. Noch nie war die Hansa-Jugend im letzten Jahrzehnt so erfolgreich wie jetzt. Vor dem neuen Spieljahr trafen wir den Nachwuchs-Vorstand zum Saisoninterview.

 

Herr Ziemer, wie beurteilen Sie zunächst das abgelaufenen Spieljahr 2005/2006?
Ziemer: Das muss man ganz differenziert sehen: Noch nie haben wir aus der Amateurmannschaft so viele Spieler an die Profiabteilung übergeben können. Wenn man aber ehrlich ist, muss man schon sagen, das konnte nur passieren, weil wir damals abgestiegen sind und der Leistungssprung von der Oberliga zur 2. Bundesliga nicht so groß war. Aber das muss man auch nicht klein reden., das sind Spieler wie Sebastian, Schied, Bülow, Pohl oder jüngst Stein und Yelen, die wir selbst ausgebildet oder  gesichtet haben. Noch schöner: Der Durchlauf funktionierte nicht nur da. Es gab viele Talente, die schon höherklassig spielten: Buschke, Albert, Toni Kroos möchte ich nur mal nennen. Unser Weg der Talentförderung geht immer besser auf.

 

Und wie sah es mannschaftlich aus?
Dass die Amateure Landespokalsieger werden und damit 55000 Euro in unsere Klubkasse spülen würden, das war überraschend wie erfreulich. Auch der 4. Platz war mit dieser jungen Truppe gut.

 

Und die A- und B-Jugend?
Ziemer: Während es bei den A-Junioren (6. Platz) durchaus noch Reserven gab, konnten sich die Leistungen unserer B-Jugend durchaus sehen lassen. Da war ein toller dritter Platz bei einem Turnier in Italien, da war der 2. Platz in der NOFV-Meisterschaft und da haben wir erst im Viertelfinale gegen den späteren Meisterschaftszweiten Dortmund im Elfmeterschießen verloren. Das war in Ordnung.

 

Gleichzeitig hat Hansa mit Toni Kroos das größte Talent an Bayern München verloren?
Ziemer: Sehen Sie das mal positiv: Wir haben den Jungen ausgebildet. Er wird also immer mit dem Namen Hansa in Verbindung stehen. Der Transfer hat materiell dem Verein geholfen und Toni, dem wir in München wirklich alles Gute wünschen, wird sich hoffentlich schnell für den deutschen Fußball noch besser entwickeln. Ich höre nur Positives von der Isar. Toni Kroos macht dort als 16-Jähriger einen so guten Eindruck, dass Amateurtrainer Hermann Gerland den Jungen am liebsten noch mit in sein Team nehmen will…

 

Zurück zu Hansa: Was erwarten Sie von dem neuen Spieljahr?
Ziemer: Die Ziele ändern sich nicht, werden höchstens anspruchsvoller: Die Zweite wird hoffentlich schnell die nötigen Punkte gegen den Abstieg gewinnen und sich als Mannschaft mit einem Durchschnitt von 20,5 Jahren hoffentlich schnell an den härteren Männerfußball gewöhnen. Das wird nicht leicht. Im ersten Spiel haben Manager Stefan Studer, Torwarttrainer Perry Bräutigam und ich in Berlin gegen Tennis Borussia (2:4) gesehen, welche körperlichen Unterschiede da bestehen. Aber das ist ein Lern- und Schaffensprozess, der in der individuellen Entwicklung jedem hilft. Wir hoffen, mit jedem Spiel wird die Truppe zur verschworenen Gemeinschaft. Die Zeit bekommt sie. Mal sehen, wie hoch sie auf diese Art in der Tabelle klettert. Im Landes-Pokal streben wir den Hattrick an. Das ist finanziell für uns enorm reizvoll. Und im DFB-Pokal wird es für diese Spieler gegen Schalke 04 ein höchstinteressantes Lehrstück geben. Die A- und B-Junioren sollten schon auf den vorderen Plätzen einkommen. Die Talente für solche Ansprüche haben wir diesmal.

 

Es ist in Arbeitsgesprächen davon die Rede, dass sich die individuelle Ausbildung in den nächsten Monaten verbessern, individueller gestalten soll.
Ziemer: Natürlich hat die Ausbildung immer Vorrang vor einem Tabellenplatz. Auch wenn wir auf einem guten Wege sind, wir müssen besser werden. Dies gilt für die spielerische wie für die Persönlichkeitsausbildung. Mit unseren besten Talenten werden gemeinsam mit Trainer und Spielern individuelle Trainingspläne erstellt nach denen dann gearbeitet und abgerechnet wird.    Den Durchlauf in höhere Spielklassen wollen wir fortsetzen und im Internat bzw. in der Schule werden wir auch die Ansprüche höher schrauben.

 

Hängt das mit den allgemeinen Ansprüchen des DFB und der Einführung der von der UEFA praktizierten so genannten Local- Player-Regelung zusammen?
Ziemer: Richtig: Diese Regelung sieht vor, dass ab dieser Saison bei jedem der 36 Vereine der 1. und 2. Liga  mindestens  vier bei einem deutschen Club ausgebildete Akteure unter Vertrag stehen müssen. Von diesen lokal ausgebildeten Spielern  muss jeweils die eine Hälfte im Alter zwischen 15 und 21 Jahren für mindestens drei Spielzeiten für den eigenen Verein, die andere Hälfte zumindest im Bereich des Deutschen Fußball-Bundes spielberechtigt gewesen sein. In unserem Fall sind das zum Beispiel Eigengewächse wie Schied, Bülow, Sebastian oder Pohl. Wir haben da momentan gar keine Probleme. Von der Spielzeit 2007/2008 sind sechs, von der darauf folgenden Saison acht dieser Akteure Pflicht. Aber auch dies werden wir nach Lage der Dinge hinbekommen. Ich nenne jetzt mal dazu Jungs wie Felix Dojahn oder Clemens Lange, die wir ausgebildet haben und eine Chance bei Frank Pagelsdorf bekommen werden.

 

Gibt es denn in den C- bis A-Junioren genügend Talente, die sich auch dem DFB schon aufdrängen?
Ziemer: Also Tom Buschke könnte durchaus ganz oben anklopfen, auch Felix Kroos ist ein Ausnahmetalent. Maximilian Rausch, Stefan Gusche, Maximilian Prautzsch, Florian Brügmann, Kevin Müller oder Marcel Georg sollte man sich aus der A- und B-Jugend schon merken. In der C-Jugend haben wir mit Tommy Grupe und Tom Weilandt auch interessante Jungs.

 

Gibt es auch neue externe Spieler?
Ziemer: Ja, Ben Zolinski aus Neubrandenburg oder Sören Fenske aus Schwerin in der C-Jugend sind solche Burschen. In der B-Jugend haben wir Verträge mit den Hallensern DFB-Kadern Maximilian Prautzsch und Toni Lindenhahn gemacht. 

 

Den weitesten Weg machte wohl ein Berliner?
Ziemer: Tatsächlich. Alexander Hanne ist ein Berliner Junge, der zu uns aus Calgary gekommen ist. Ein deutscher Heimkehrer gewissermaßen…

 

Wie sieht die Zusammenarbeit mit dem Landesverband und den Mecklenburger Vereinen aus?
Ziemer: Da sind wir mit dem Verband oder mit Vereinen wie Schwerin, Neubrandenburg, Bentwisch , Greifswald oder SV Hafen, Rövershagen, Pastow, Elmenhorst und Güstrow auf einem guten Weg. Wir schauen uns aber auch in allen neuen Bundesländern und im Norden gut um. So gilt  allen Ausbildern und Scouts für ihre fleißige Ausbilder   Nachwuchs- und ganz viel Lob.

 

Im Trainerstab gab es einige Veränderungen. Wer führt jetzt welche Mannschaften?
Ziemer: Gerald Dorbritz, Thomas Engels und Michael Lange betreuen die A-Jugend, Roland Kroos, Roland Grupe und Ralf Senkel sind bei der B-Jugend, Juri Schlünz, Bernd Arnholdt und Carsten Willer sind für die C1 in der B-Jugend-Landesliga verantwortlich. Uwe Both und Harry Kadolph betreuen die C2 in der C-Junioren-Landesliga und Olaf Wagner hat mit Jörn Grünert die D1-Jugend in der C-Jugend-Landesliga. Hermann Hagen ist Übungsleiter der D2-Jugend mit Frank Beierdorff in der D-Junioren-Landesliga.

 

Wann beginnt für die A- und B-Jugend die Meisterschaft?
Ziemer: Am 19. August um 12 Uhr treten unsere B-Junioren gegen den 1. FC Union in Berlin an. Am 20. August um 11 Uhr spielen unsere A-Junioren beim Aufsteiger  SC Vier- und Marschlande, einem Ableger des HSV.

 

Na dann viel Glück für die neue Fußball-Saison.