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23.07.2007 17:01 Uhr

Pagelsdorf „Die Belastung ist extrem“

Nach acht harten Tagen in Kühlungsborn zieht Hansa-Trainer Pagelsdorf eine erste Bilanz und erklärt im Interview mit der Ostseezeitung, Medienpartner des FC Hansa, warum ein versäumter Fußpflegetermin für die Profis teuer werden kann.

 

OZ: Herr Pagelsdorf, welches Fazit ziehen Sie nach acht Tagen im Trainingslager in Kühlungsborn?
Pagelsdorf: Ich bin rundum zufrieden, weil ich alles umsetzen konnte, was ich im Vorfeld geplant hatte. Das Wetter, das für die Übungseinheiten am Strand ja nicht ganz unwichtig ist, hat mitgespielt, die Organisation war gut, und die Mannschaft vom Europa Hotel hat geholfen, wo sie konnte. Ein sehr positiver Nebeneffekt ist, dass wir in Kühlungsborn mit Benjamin Lense und Heath Pearce zwei neue Spieler verpflichten konnten.

 

OZ: Beinlich, Dorn und Cetkovic sind verletzt. Es gibt also auch Sorgenkinder.

Pagelsdorf: So würde ich das nicht formulieren. Das sind eher kleinere Blessuren, die sich aber noch ein bisschen hinziehen. Unter dem Strich haben wir trotz der extrem hohen Belastungen kaum Verletzte, das ist in dieser Phase der Vorbereitung unheimlich wichtig.

 

OZ: Knapp drei Wochen der Saisonvorbereitung sind absolviert. Konnte sich der eine oder andere schon in den Vordergrund spielen?

Pagelsdorf: Ich bin mit dem Auftreten der Mannschaft insgesamt sehr zufrieden. Sie arbeitet sehr hart, alle ziehen mit. Auch unsere neuen Spieler machen auf sich aufmerksam. Heath Pearce zum Beispiel ist sehr gut drauf.

 

OZ: Haben die Aufstiegshelden einen Bonus?

Pagelsdorf: Es ist ein Riesenplus der Mannschaft, dass sie eingespielt ist. Die Truppe hat einen sehr großen Zusammenhalt. Darauf setze ich auch in der neuen Saison. Deshalb mussten wir nicht eine komplette Mannschaft austauschen, sondern haben uns nur punktuell verstärkt, um entstandene Lücken zu schließen.

 

OZ: Welche Spieler sind gesetzt?

Pagelsdorf: Stefan Wächter hat die größten Chancen, zu spielen. Auch Orestes macht einen hervorragenden Eindruck. Er hat großes Potenzial, wenn er die Vorbereitung überlebt.

 

OZ: Haben Sie da etwa Zweifel?

Pagelsdorf (lacht): Nein, aber gerade für Brasilianer ist das extreme Training der ersten Wochen unglaublich hart. Die fragen sich: Wo bin ich hier denn gelandet? Auch Gledson hat wahnsinnig lange gebraucht, um sich daran zu gewöhnen. Wenn die Belastung geringer wird, werden Orestes und auch Diego noch mal einen großen Sprung nach vorn machen.

 

OZ: Sie haben zwei ungewöhnliche Neuerungen eingeführt: Die Spieler müssen regelmäßig zur Fußpflege und zum Zahnarzt. Was versprechen Sie sich davon?

Pagelsdorf: Die Füße sind das wichtigste Kapital eines Fußballers. Ich habe bei Spielern durch die hohe Belastung in den Fußballschuhen unglaubliche Dinge erlebt: eingewachsene Zehennägel, Blasen, Hornhaut. Das ist ein ganz wichtiger Bereich, der oft vernachlässigt wird. Deshalb haben wir eine Fußpflegerin engagiert, die die Spieler alle vier bis sechs Wochen aufsuchen müssen. Die Behandlung zahlen die Spieler selbst.

 

OZ: Warum wird auch der Zahnarzt-Besuch kontrolliert?

Pagelsdorf: Weil viele Muskelverletzungen durch Entzündungen, auch im Mund, hervorgerufen werden. Das ist einfach ein Teil einer möglichst ganzheitlichen medizinischen Versorgung und Prophylaxe.

 

OZ: Und wenn die Spieler Zahnarzt oder Fußpflege schwänzen?

Pagelsdorf: Dann müssen sie zahlen. In unserem Strafenkatalog sind für diesen Fall Geldstrafen von jeweils 1000 Euro vorgesehen.

 

OZ: Sie haben in den bisherigen fünf Testspielen sehr viel experimentiert. Wann ist diese Phase vorbei?

Pagelsdorf: In den letzten beiden Spielen vor der Partie gegen Hasborn werden zu 80 Prozent die Spieler auflaufen, die dann im Pokalspiel erste Wahl sind. Jetzt geht es darum, wer sich wo durchsetzt.

 

OZ: Haben die drei Perspektivspieler Tim Bartels, Ryan Gyaki und Simon Tüting das Zeug dazu, den Sprung schon in der nächsten Saison zu schaffen?

Pagelsdorf: Wir wollen keinen zu großen Druck aufbauen. Sie bekommen zwei Jahre Zeit, um sich durchzusetzen. Fakt ist, dass sich alle drei wahnsinnig viel Mühe geben und mittlerweile körperlich völlig fertig sind. So ein Vorbereitungsprogramm kannten sie vorher ja allenfalls vom Hörensagen.

 

OZ: Wird die Mannschaft bis zum Transferschluss am 31. August noch weiter verstärkt?

Pagelsdorf: Das wird nur der Fall sein, wenn wir einen Spieler finden, der uns definitiv sofort weiterhilft. Die großen Baustellen haben wir geschlossen, wir beginnen bereits mit unseren Planungen für die Saison 2008/09.

 

OZ: Spüren Sie drei Wochen vor dem Bundesligastart gegen Bayern München schon ein Kribbeln in der Magengegend?

Pagelsdorf: Ich bin momentan so auf die Arbeit fixiert, dass ich keine Zeit habe, mich damit auseinanderzusetzen. Spätestens mit dem Pokalspiel wird es aber losgehen.