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07.05.2007 15:16 Uhr

Robert Franke – Ein Talent sucht seinen Weg

Wenn Fußball-Lehrer Frank Pagelsdorf über seine Arbeit an der Ostseeküste spricht,  sagt er gerne: „Hansa ist eine Ausbildungsmannschaft des deutschen Fußballs…“
Prof. Dr. Horst Klinkmann erzählt nicht ohne stolz: „14 von 24 Fußballer der Mannschaft von Frank Pagelsdorf  kamen über die eigene Amateur-Abteilung in den Profikader.“

Stefan Studer, der Leiter der Lizenzspieler-Abteilung, hat jüngst erklärt, dieser Weg würde auch in Zukunft weiterhin eingeschlagen, sogar ausgebaut. Unabhängig von den eigenen A- und B-Junioren sollen zukünftig besonders talentierte Spieler aus unterklassigen Teams aus der Region oder Umgebung über die eigene Amateurmannschaft gebunden, gefördert und für die Profielf vorbereitet werden. Schon im Sommer soll dafür ein neuer Anfang gemacht werden. Aber: Bereits in der laufenden Saison gibt es für die Richtigkeit dieser Entwicklung im Verein ein gutes Beispiel. So holte Amateur-Trainer Thomas Finck einen jungen Spieler, der eben über die Oberliga-Elf den eigenen Kampf vom Amateur zum Profi aufgenommen hat: Robert Franke.
Der große Blondschopf aus der Amateur-Mannschaft ist ein Lichtblick in der 4. Liga, einer der fünf erfolgreichsten Torschützen in dieser Spielzeit. Finck lobt den Weg seines Angreifers in der Saison 2006/2007, ohne ihn am Ende seiner Entwicklung zu sehen.

Roberts Karriere war bislang eine Achterbahn. Denn eigentlich ist „Trulli“, so sein Spitzname, ja ein richtiges „Hansa-Kind“!
Der am 23. März 1984 in Rostock geborene Mecklenburger Robert Franke begann seine Karriere schon mit sechs Jahren.

Sein Vorbild: Alessandro del Piero. Sein Traumverein: Juventus Turin.
Sein Freund Sebastian Pröber  und Trainer Stefan Malorny holten ihn in die F-Jugend von Hansa. Hier durchlief er dann alle Jugendstationen, sah aber als 18jähriger keine Perspektive, kümmerte sich nach der Schule folgerichtig um Ausbildung und um Arbeit. Er schloss so auch zum Jahresbeginn in Rostock-Tessin seinen Job als Immobilien-Kaufmann ab.
Robert ehrlich: „Fußball ist schön und gut. Aber es war mir wichtig, ein Beruf für die Zeit nach dem Fußball zu haben…“

Die Hansa-Trainer Timo Lange und Thomas Finck warben in den letzten drei Jahren mehrmals um den 1,89 m großen und 78 kg schweren Angreifer mit Schuhgröße 43, der zeitweilig aber in Waren seine Lehre machte und so unabkömmlich für ein kontinuierliches Training war. Im Sommer holte Thomas Finck Robert schließlich doch noch aus Bentwisch zu Hansa II zurück. Ein Glücksgriff!

Finck über die damalige Zeit: „Robert war ja bis zur A-Jugend bei uns. Spielte zusammen mit Tim Sebastian und Marcel Schied unter Andreas Zachhuber. Aber damals war er nicht sehr dominant, spielte nicht so oft. Er zog es dann vor, den Verein zu verlassen und sich den Job als Immobilien-Kaufmann zu besorgen. Das war in seiner Situation sicherlich damals gut und richtig. Im Sommer 2006 habe ich ihn mir dann noch mal beim FSV Bentwisch angeschaut und ihn gefragt, ob er uns nicht doch noch helfen will. Er wollte…“

Das Robert ein Kämpfer ist, hat er schon am Saisonbeginn gezeigt: Er kam mit einer Sprunggelenkverletzung zu Hansa, kam am ersten Spieltag zunächst auch nur als Einwechsler ohne große Vorbereitung bei Trainer Thomas Finck zum Zug, ehe er am dritten Spieltag seinen ersten Treffer markierte und mit acht Toren nach acht Spielen zum Topp-Torjäger der Amateure aufstieg.

Just als Robert auf dem leistungsmäßigen Saison-Höhepunkt war und ihn sogar Cheftrainer Frank Pagelsdorf schon zwei Mal zu einem Training bei den Profis einlud, stoppte Franke eine Verletzung.

Es war am 21. Oktober 2006. Die Amateure spielten gegen Ludwigsfelde. Der Stürmer war am Boden. Die medizinische Abteilung in Bewegung. Die Diagnose wurde schnell in eine Pressemeldung verfasst: „Stürmer Robert Franke wird der 2. Mannschaft des F.C. Hansa für längere Zeit nicht zur Verfügung stehen.“ Der damals noch 22-jährige Angreifer zog sich jedenfalls beim Spiel gegen den Ludwigsfelder FC einen Bruch des linken Wadenbeins zu und musste noch am gleichen Tag in der Rostocker Uni-Klinik operiert werden. Die Konsequenz: Drei Monate Pause. Robert Franke heute dazu: „Das war natürlich ganz bitter für mich. Ich war gut drauf. Ich musste lange um den Anschluss an die zweite Mannschaft kämpfen. Das war nicht leicht und ich muss auch noch einiges tun, um wieder dahin zu kommen, wo ich schon war. Als ich verletzt war, habe ich oft auf die Torschützenliste geschaut und mich gewundert, dass mich kaum jemand verdrängte. Dass ich in meiner ersten Saison bei Hansa so weit oben stehen würde, hätte ich jedenfalls nicht gedacht. Mit vier Treffern in der Rückrunde bis zum Siegtor beim Rückspiel in Ludwigsfelde liege ich jetzt ja auch nicht ganz so schlecht. Ich kann jedenfalls sagen, ich habe mit Hansa alles richtig gemacht. Aber das ist nur der halbe Weg. Ich will nach wie vor richtig in den Profifußball. Am liebsten natürlich bei Hansa.“

Thomas Finck macht seinem Stürmer durchaus Hoffnungen auf eine positive Leistungsentwicklung. „Er hat ein großes Potential, kann gut Fußball spielen und ist sehr kopfballstark. Er kann hinter den Spitzen agieren, ebenso aber auch direkt als Angreifer fungieren. Ich verspreche mir von ihm durchaus noch einiges. Robert wird aber auch noch einiges lernen und Erfahrung sammeln müssen. Er muss vor allem robuster werden, wenn er ganz oben ankommen will…“

Er will und man wird genau auf ihn schauen. Ob er der 15. Spieler aus der eigenen Amateurelf bei den Profis wird? Sein Ziel benennt er jedenfalls so: Das Hobby zum Beruf machen!