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08.02.2011 16:30 Uhr

Rot Weiss Ahlen zuletzt wieder auf Talfahrt

Vor dem Start in die laufende Saison hatte man in Ahlen ähnliche Probleme wie beim F.C. Hansa. Die Mannschaft war gerade aus der 2. Bundesliga abgestiegen, die finanzielle Lage alles andere als rosig und der neue Trainer Arie van Lent musste für die bevorstehende Drittliga-Saison eine fast komplett neue Mannschaft zusammenstellen. Immerhin hatte man 23 Abgänge zu ersetzen, womit fast alle Leistungsträger den Verein verlassen hatten. Zu ihnen gehörten mit Sebastian Pelzer, Michael Wiemann und Mohammed Lartey auch drei Akteure, die im Sommer an die Ostseeküste wechselten. In Ahlen geblieben ist allerdings Ex-Hanseat Ronald Maul, der ins Management wechselte und zusammen mit dem neuen Trainer Arie van Lent aus 14 Neuzugängen sowie eigenen Nachwuchstalenten den Drittliga-Kader bastelte.

Als die Saison begonnen hatte, gab es allerdings kaum noch Parallelen zwischen den Westfalen und den Mecklenburgern. Zwar hatten auch die Ahlener nur eines der ersten fünf Saisonspiele verloren, doch während die Rostocker in diesem Zeitraum bereits vier Siege feiern konnten und auf dem dritten Tabellenplatz lagen, standen für die Rot Weissen lediglich vier Punkteteilungen und Rang 14 zu Buche. Sie besaßen einerseits die viertbeste Abwehr, doch den vier Gegentoren standen lediglich zwei selbst erzielte Treffer und damit die schwächste Offensive der Liga gegenüber. Um so überraschender war es, dass dem Spitzenreiter Offenbacher Kickers am sechsten Spieltag ein 3:3 abgetrotzt werden konnte.

Einen entscheidenden Unterschied zwischen den beiden Zweitliga-Absteigern gab es ebenfalls noch: Während in der Rostocker DKB-Arena weiterhin fünfstellige Zuschauerzahlen zu verzeichnen waren, kamen in das Wersestadion nur noch die Treuesten der Treuen. Als die Ahlener schließlich zwischen dem siebenten und elften Spieltag erneut viermal ohne eigenen Treffer geblieben waren und die 3. Liga in der ersten Oktoberhälfte eine zweiwöchige Punktspielpause einlegte, war bei Rot Weiss Ahlen mit neun Punkten und Platz 17 nicht nur die sportliche Bilanz mehr als unbefriedigend. Obwohl man im Heimspiel gegen Dynamo Dresden mit 2929 Zuschauern zuletzt sogar einen Rekordbesuch verzeichnete, hatte sich die finanzielle Sitruation so weit verschlechtert, dass den Ahlener Verantwortlichen keine andere Wahl mehr blieb, als beim zuständigen Amtsgericht Münster einen Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens zu stellen.

Von der drohenden Zahlungsunfähigkeit ihres Vereins ließen sich die Ahlener Spieler allerdings nicht beirren. Im ersten Punktspiel nach dem Insolvenzantrag wurde trotz der Minuskulisse von 1985 Zuschauern und einigen Rückschlägen im Spiel kämpferisch überzeugt, was kurz vor Schluss noch mit dem Ausgleichstreffer zum 1:1-Unentschieden gegen den SV Sandhausen belohnt wurde. Und dieser psychologisch wichtige Erfolg verlieh der Mannschaft dann sogar Flügel. Hatte man in den vorhergehenden sechs Auswärtsspielen nur einen einzigen Treffer (in Burghausen) erzielen können, gelangen nun plötzlich unerwartete Siege in München (3:2) sowie in Regensburg (2:1). Und zu Hause präsentierten sich die Ahlener gegen Wiesbaden (4:2) und Aalen (4:1) in noch größerer Torlaune. Dass die Mannschaft nach nur neun Toren in den ersten zwölf Saisonspielen nun plötzlich 13 Tore in nur vier Begegnungen erzielte, war nicht zuletzt der Verdienst von Matthew Taylor und Marcus Piossek, die beide in jedem dieser vier Spiele mindestens einen Treffer erzielten!

Der 29jährige US-Amerikaner Taylor ist, obwohl er erst Ende August vom FSV Frankfurt II nach Ahlen transferiert wurde, mit zehn Saisontreffer inzwischen sogar der beste Torschütze der Rot Weissen, gefolgt vom polnischen U21-Nationalspieler Piossek. Der im Sommer von Borussia Dortmund II an die Werse gewechselte Mittelfeldspieler hat bislang sechs Tore erzielt, womit beide Spieler für zwei Drittel der von Rot Weiss Ahlen selbst erzielten Tore verantwortlich zeichnen. Am letzten November-Wochenende ging das Duo dann erstmals seit Mitte Oktober wieder leer aus und schon gab es den ersten Dämpfer nach längerer Erfolgsstrecke. Beim 0:4 in Erfurt kassierten die Ahlener sogar ihre höchste Saisonniederlage und hatten danach keine Gelegenheit mehr, diese Pleite wettzumachen. Wie die Hanseaten, waren auch die Ahlener im Dezember von Spielausfällen gebeutelt und bis zum Rückrundenstart am 22. Januar acht Wochen lang spielfrei.

Allerdings fanden die Westfalen im neuen Jahr nicht wieder in die Erfolgsspur zurück. Nach Niederlagen zu Hause gegen TuS Koblenz (2:3) und bei Werder Bremen II (1:3) konnte nur beim Unentschieden daheim gegen die SpVgg Unterhaching (1:1) gepunktet werden. Am vergangenen Sonnabend gab es dann eine unglückliche 0:1 Niederlage in Babelsberg, die durch ein Eigentor des erst in der Winterpause vom FC Ingolstadt verpflichteten Robert Fleßers zustande kam. Ab der 56. Minute waren die Ahlener zusätzlich gehandicapt, weil sie nach der Roten Karte gegen David Vrzogic in Unterzahl spielen mussten. Der Verteidiger ist damit gegen den F.C. Hansa ebenso gesperrt wie sein Abwehrkollege Marcel Busch, der kurz vor dem Abpfiff Gelb-Rot sah.

Zudem ist noch offen, ob der erfolgreichste Torschütze der Ahlener gegen den F.C. Hansa mitwirken kann. Matthew Taylor musste beim Auswärtsspiel in Babelsberg bereits in der ersten Halbzeit mit Wadenproblemen ausgewechselt werden. Der amerikanische Stürmer war auch für drei jener vier Tore verantwortlich, die die Rot Weissen nach der Winterpause schossen. Nur sein verwandelter Elfmeter zum 1:1-Ausgleich gegen Unterhaching war zuletzt allerdings einen Punkt wert. Er blieb auch der einzige Zähler, der in den vergangenen fünf Meisterschaftsspielen erkämpft werden konnte. Mit dieser Negativserie sind die Ahlener wieder vom neunten auf den 14. Platz zurückgefallen und haben nur noch drei Punkte Vorsprung auf die Abstiegsplätze.