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08.08.2016 10:00 Uhr

RÜCKPASS: HANSA-GESCHICHTE(n): Ein jäher Traum in einem Meer von Realität

Ostdeutschlands letzter Meister vor 25 Jahren, der F.C. Hansa, mischte in seiner ersten Bundesligasaison die arrivierten Vereine auf. Die waren wenigstens konsterniert.

Ein 3:1 gegen Dynamo Dresden, am 23. Spieltag der Saison 1990/91, hatte den F.C. Hansa endgültig zum Meister gemacht. Erstmals, wohlgemerkt, und alle Attribute einer Überraschungs-Mannschaft hätten hier auch gegolten. Anscheinend nicht medial, denn im Westfernsehen (ARD, RTL) fand dieses geschichtsträchtige Ereignis nur ein höchst beiläufiges Interesse. Die ostdeutsche „Fuwo“, einst ein Flaggschiff unter den Fachzeitschriften, okkupiert und umgewandelt zu einer reißerischen Gazette mit überschaubarer Lebensdauer, hielt sich auf mehreren Seiten mit den peripheren Feldern des Fußballs auf. Eine Spielanalyse? Fehlanzeige!

Reporterlegende Wolfgang Hempel erklärte stets: „Der Ostfußball war immer stärker als sein Ruf“. Ach hätten die gestandenen Bundesligavereine doch auf den „Doktor“ gehört. Aber: Weil die DDR-Oberliga mit ihrem Pseudo-Profifußball und die Bundesliga als Hort der Ignoranten und Intriganten so viel gemein hatten wie eine Stubenfliege mit einem Raubtier, kam was kommen musste. Am ersten Spieltag der Saison 91/92, am 3. August 1991, fertigte im heimischen Ostseestadion der F.C. Hansa den 1. FC Nürnberg mit 4:0 (Weichert 2, Sedlaczek, Spies) ab. Das fränkische Abenteuer der Sorglosen endete im Desaster. Sechs Tage später, im nationalen Fußballheiligtum, dem Olympiastadion zu München, ging es für die Hanseaten nach Deutung der Experten nur um die Höhe der Niederlage. Bayerns Roland Wohlfarth schoss nach drei  Minuten das 1:0, doch Roman Sedlaczek glich nach mehr als einer Stunde aus. Als Jens Wahl für Hansa schließlich zum 2:1 traf, Sieg und Tabellenführung (!!) manifestierte, da schwante so manchem Überheblichen: Im Osten wird auch mit Lederball statt mit Kohlkopf gespielt. Und schließlich, weil aller guten Dinge Drei sind, schoben fünf Tage später die Hanseaten desillusionierte Dortmunder Borussen mit 5:1 vom Rasen. Ein jäher Traum in einem Meer von Realität!

Dass es für Hansa in der Saison nach diesem Strahlen im grellen Licht ziemlich düster endete, hatte mannigfaltige Ursachen.