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20.07.2012 14:08 Uhr

'Wollen langfristig wettbewerbsfähiger werden' - Bernd Hofmann im Gespräch

Sport, Sponsoren, Stadionstruktur, Finanzen, Managersuche. Die Liste der interessanten Themen rund um den F.C. Hansa Rostock kurz vor dem Drittligastart ist lang. Zum Saisonstart stand uns der Vorstandsvorsitzende Bernd Hofmann für ein Gespräch zur Verfügung und sprach offen über die Ziele des Vereins in der 3. Liga, dem Stand der Dinge hinsichtlich eines neuen Vorstands Sport und seinem Zufriedenheitsgrad hinsichtlich der Sponsorenakquise. Außerdem gab der 43-Jährige Einblick in die Pläne des FCH, den Verein langfristig wettbewerbsfähiger zu machen und erläuterte die Beweggründe des Vorstandes für die Entscheidung zur aktuellen Sadionstruktur.

fc-hansa.de: Herr Hofmann, überwiegt bei Ihnen noch der Schmerz des Abstiegs aus der 2. Bundesliga oder die Freude über den Erhalt des F.C. Hansa Rostock mit allen positiven Begleiterscheinungen rund um die Aktionen zu „JA zum FCH“?
Bernd Hofmann: Vor ein paar Wochen war das Fortbestehen des Vereins noch nicht gesichert. Der Schulterschluss der Hansa-Familie mit unseren großartigen Fans und die Hilfe unserer Gläubiger haben dazu geführt, dass wir in Rostock noch Profifußball sehen können. Dafür an dieser Stelle noch einmal vielen Dank!
Natürlich ist der Abstieg im Rückblick immer noch sehr bitter. Wir haben dies aber intern analysiert, aus meiner Sicht die richtigen Schlüsse daraus gezogen und gehen jetzt optimistisch und voller Vorfreude die neue Herausforderung an.

fc-hansa.de: Morgen beginnt für den F.C. Hansa Rostock wieder der „Ernst des Lebens“ mit dem Auftakt in die 3. Liga gegen die Stuttgarter Kickers (21.Juli 2012, 14 Uhr, DKB-Arena). Wie groß ist Ihre Anspannung vor dem Ligastart?
Bernd Hofmann: Ich würde das als eine Mischung aus Anspannung und Vorfreude bezeichnen. Aus meiner Sicht haben Wolfgang Wolf und zuletzt auch Stefan Beinlich einen nach unseren finanziellen Möglichkeiten sehr guten Kader zusammengestellt. Ich habe die Jungs beim Kurztrainingslager auf Usedom richtig kennengelernt und bin sehr zuversichtlich, dass die Mischung aus jungen, hungrigen und erfahrenen, abgeklärten Spielern stimmt.

fc-hansa.de: Mit 2,2 Millionen Euro geht man mit einem vergleichsweise kleinen Spieleretat in die Saison. Hat das Einfluss auf die Zielstellung des Vereins?
Bernd Hofmann: Nein. Unser Ziel ist ganz klar den direkten Wiederaufstieg zu realisieren. Die infrastrukturellen Voraussetzungen sind beim F.C. Hansa erstklassig. Wir können unsere hochtalentierten Spieler aus unserer Nachwuchsakademie auch nur mit der Perspektive „Zweitligafußball“ halten. Unsere Fans können vom Aufstieg träumen und uns dabei unterstützen unser Ziel zu erreichen. Allerdings wird es in dieser Saison definitiv kein Zuckerschlecken!

fc-hansa.de:
Entgegen einiger Unkenrufe halten die vielen Sponsoren dem F.C. Hansa Rostock die Treue. Wie zufrieden sind Sie mit der Sponsorenakquise in diesem Jahr?
Bernd Hofmann: Es ist nicht selbstverständlich, dass man als Drittligist hinsichtlich der Logenauslastung und Verkauf der Bandenwerbung „ausverkauft“ melden kann. Wir bedanken uns hier recht herzlich bei unseren Partnern, die uns ihr Vertrauen schenken. Großer Dank gilt an dieser Stelle natürlich auch unserem Vermarktungspartner „Infront Sports & Media“.

fc-hansa.de: Wir sprachen es Eingangs an. Das Horrorszenario konnte mit der Bürgerschaftsentscheidung am 9. Mai abgewendet werden. Wie sieht es nun in finanzieller Hinsicht beim FCH aus?
Bernd Hofmann: Die finanzielle Lage ist weiterhin ernst. Wir mussten so in der vergangenen Spielzeit rund drei Millionen Euro für Zins und Tilgung von Krediten aufbringen. So bleibt natürlich sehr wenig Geld für die Lizenzspielerabteilung übrig. Deshalb wollen wir die Konsolidierung des Vereins weiter konsequent vorantreiben. Nur so können wir langfristig wieder wettbewerbsfähiger werden!

fc-hansa.de: Welche Pläne verfolgen Sie dahingehend?
Bernd Hofmann: Im Zuge der zweiten Phase der Sanierung möchten wir einen Partnergesellschafter für die Stadiongesellschaft gewinnen. Mit den Erlösen aus dieser Anteilsveräußerung wollen wir Kredite ablösen und somit die jährliche finanzielle Kreditbelastung des Vereins um 1,5 bis 2 Millionen Euro verringern. Wir wollen weiterhin die Mehrheitsgesellschafter sein,  oder mindestens 50% der Anteile an der Stadiongesellschaft, in der die DKB-Arena integriert ist, halten.
Im Rahmen der positiven Bürgerschaftsentscheidung wurde ja auch ein Beschluss verabschiedet, dass der Oberbürgermeister mit dem Land Mecklenburg-Vorpommern und dem F.C. Hansa eine nachhaltige Sanierung prüfen soll. Dem werden wir sicherlich Rechnung tragen.

fc-hansa.de: In der Sommerpause bewegte viele Fans auch die beschlossene Stadionstruktur. Der Entschluss des Vorstandes: Die Südtribüne bleibt geschlossen. Wie kam es zu diesem Entschluss?
Bernd Hofmann: Ich möchte zunächst sagen, dass wir uns diese Entscheidung wirklich nicht leicht gemacht haben und wir uns bewusst sind, dass einige Fans damit nicht zufrieden sind. Wir alle wollen ein lautes, friedliches Stimmungsbild in der DKB-Arena, das zu einem gelungenen Fußballfest beiträgt. Allerdings können und dürfen wir auch nicht die Augen vor der gesellschaftlichen Entwicklung und den Vorkommnissen der Vergangenheit verschließen. 

fc-hansa.de: Sind keine Alternativszenarien denkbar gewesen?
Bernd Hofmann: Natürlich haben wir im Vorfeld alle möglichen Szenarien durchgespielt, wie es mit der Südtribüne weitergehen wird.
Eine mögliche Integration der Südtribünenbesucher auf der Nordtribüne wurde bei einem entsprechenden Gesprächstermin von den Jahreskarteninhabern der Nordtribüne sehr skeptisch gesehen.
Allerdings stimmte uns auch die Aussage der „Süd-Vertreter“ nachdenklich und traurig, dass die selbstauferlegten Regeln zur Selbstregulierung auf der Südtribüne nicht für eine mögliche Alternatividee auf der Nordtribüne gelten. 

fc-hansa.de: Die Enttäuschung bei vielen Fans ist nach wie vor groß. Was sagen Sie diesen Anhängern?
Bernd Hofmann: Wir möchten uns auf keinen Fall gegen unsere Fans stellen. Die Entscheidung, die Südtribüne geschlossen zu lassen, ist keine Entscheidung gegen unsere Fans, sondern eine strategisch-nachhaltige Lösung im Sinne des Vereins. Wir stehen zu allen unseren Fans. Genau deshalb müssen wir als Vorstand alle weitreichenden möglichen Konsequenzen bei unserer Entscheidung über die Zukunft unseres F.C. Hansa Rostock in Betracht ziehen.
So ist die Nähe zum Gästefanblock leider ein baulicher Umstand in diesem Stadion, der nicht wegzudiskutieren ist. Hier geht es ausdrücklich nicht nur um den Umstand, dass wir bei möglichen Spielen in der Zukunft gegen Köln, St. Pauli, Eintracht Frankfurt usw. ein erhöhtes "Gefahrenpotential" unserer Fans gegenüber den Gästefans haben. Hier müssen wir als Vorstand vor allem auch für die Sicherheit unserer Fans bei möglichen Angriffen der Gästefans garantieren.
All diese Überlegungen haben letztendlich dazu geführt, dass wir diese Entscheidung getroffen haben. Ich hoffe sehr, dass unsere Fans diese Entscheidungsgründe nachvollziehen können und dem F.C. Hansa trotzdem gewogen bleiben.

fc-hansa.de: Nach dem Rücktritt von Manager Stefan „Paule“ Beinlich ist diese Stelle weiterhin vakant. Wie ist hier der Stand der Dinge? Gibt es bereits einen Kandidaten für seine Nachfolge?
Bernd Hofmann: Nachdem wir gemeinsam ein Anforderungsprofil erarbeitet haben, sondieren wir im Vorstand derzeit gründlich und gewissenhaft den Markt. Wir wollten keinen Schnellschuss abgeben und dankenswerterweise hat sich Wolfgang Wolf bereit erklärt, den Posten als Interimsmanager zu übernehmen. Er steht uns hier mit seiner Erfahrung sowie Rat und Tat zur Seite. Es wurden hinsichtlich der Stelle auch schon erste Gespräche mit geeigneten Kandidaten geführt. Ich denke, wir können in nicht allzu ferner Zukunft einen Neuzugang auf unserer Kogge begrüßen.

fc-hansa.de: Zum Abschluss zurück zum Sport. Was erwarten Sie von der morgigen Partie und wagen Sie es einen Tipp abzugeben?
Bernd Hofmann: Ich hoffe für uns alle, dass es ein Auftakt nach Maß wird. Gegen einen Aufsteiger anzutreten, der eingespielt ist und sich nur punktuell verstärken musste, ist kein Selbstläufer. Wir selbst wissen noch nicht ganz genau wo wir hinsichtlich des Leistungsvermögens im Moment stehen. Ich bin aber trotzdem überzeugt, dass wir gemeinsam mit unseren Fans im Rücken mit einem Heimsieg starten – ohne einen konkreten Tipp abgeben zu wollen. Dies hat in der vergangenen Saison nicht geklappt, da bin ich ein wenig abergläubisch (lacht).

fc-hansa.de: Vielen Dank für das Gespräch.