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13.12.2018 15:43 Uhr

Sind die Segel gesetzt? NLZ-Leiter Stefan Karow zieht Zwischenfazit zu den Entwicklungen der Jungen Hanseaten

In den vergangenen Monaten hat sich rund um den Nachwuchs unseres F.C. Hansa viel verändert. Im Interview spricht der neue NLZ-Leiter Stefan Karow über die von ihm durchgeführten Umstrukturierungen, begründet personelle Veränderungen und blickt auch auf die Projekte in naher Zukunft voraus. Außerdem zieht der 44-Jährige eine Zwischenbilanz zu der sportlichen Situation der Jungen Hanseaten.

Stefan, seit Juli bist du im Amt – war es die richtige Entscheidung vom Torwarttrainer in die Funktion des NLZ-Leiters zu wechseln oder vermisst du manchmal die Drittligastadien?

Sicherlich vermisst man das Drittligastadion in einer gewissen Weise. Aber ich bin ja nach wie vor auch Torwarttrainer und kann mit den Keepern der A-und B-Jugend genauso intensiv arbeiten wie damals mit den Profis. Die Jungs sind mit genauso viel Feuer und Eifer dabei. Dabei vermisse ich in der Arbeit als Torwarttrainer nichts.  

Im NLZ wurde seit deinem Amtsantritt viel umstrukturiert – wo hast du als erstes angesetzt und warum?

Als aller erstes war es wichtig, Ruhe reinzubekommen und allen Beteiligten aufzuzeigen, wohin die Reise gehen soll. Also Eltern, Spielern und Trainern. Umstrukturiert haben wir vor allem im Bereich Spielphilosophie. Das Konzept ist so aufgebaut, dass wir kreative und spielintelligente Akteure ausbilden – angefangen im Grundlagenbereich. Dort gibt es nicht mehr den klassischen Spielbetrieb, sondern Leistungsvergleiche und Funino-Turniere. Schritt für Schritt zieht sich dieses einheitliche Spielkonzept dann bis in den Leistungsbereich hoch, es wird begleitet und gelebt! Zudem gibt es ein eigenes Organisationshandbuch für die Nachwuchsausbildung, das dabei helfen soll, Spieler an den Profibereich heranzuführen und als Leitfaden für Trainer gilt.

Warum gab es gerade auf den Trainerpositionen so viele personelle Veränderungen?

Gerade die U21 war meiner Meinung nach ein bisschen das „Sorgenkind“ und gab auch nach außen kein gutes Bild ab. Als jetziges Bindeglied zwischen dem Nachwuchs und den Profis wollten wir einen erfahrenen Trainer, der Hansa kennt und gewisse Erfolge nachweisen kann. Mit Axel Rietentiet haben wir die perfekte Lösung gefunden, da er auch super vernetzt ist. Die Entwicklung der U19 hatte sich etwas festgefahren, daher hatten wir Handlungsbedarf. Mit Vladimir Liutyi haben wir nun einen Fußballlehrer vor Ort, der einen gewissen Erfahrungsschatz mitbringt und bei den Jungs sehr gut ankommt. Bei der U17 haben wir in der Vergangenheit in der Ausbildung zu viel versäumt, daher musste auch hier mit Kevin Rodewald eine Veränderung her. Auch mit Leo Teßmann haben wir einen Fachmann im Bereich Athletik fest anstellen können. Zudem sind im Aufbaubereich mit Martin Schröder und Ken Georgi zwei Vollzeitkräfte, die die Ausbildung der Spieler vorantreiben. Besonders stolz macht mich, dass alle Trainerteams für ihren Job brennen und neues Feuer entfachen. Wir haben hier gemeinsam die Chance, etwas aufzubauen.

Was war bisher die schwierigste Aufgabe?

Der Zeitfaktor und der eigene Anspruch! Die Bausteine Sport, Umfeld, Pädagogik und Finanzen im Gleichschritt bestmöglich zu verändern. Wir wollen die Jungen Hanseaten sportlich weiterentwickeln, wollen, dass sie sich im Umfeld, also im Internat und der Kabine auch wohlfühlen. Auch die pädagogische Weiterentwicklung ist für uns sehr wichtig. Die Jungs müssen wieder eigenständiger werden, auch neben dem Platz Verantwortung übernehmen und ihre Persönlichkeit weiterentwickeln. Das ist für uns von großer Bedeutung. Im Bereich Finanzen versuchen wir aus dem Budget, was wir haben, das Beste herauszuholen.  Beispielsweise sind die Personalkosten fast gleichgeblieben, obwohl wir nun mehr festangestellte Trainer haben. Wir haben uns einfach hingesetzt und nach kreativen Lösungen gesucht. Wenn diese vier Zahnräder also ineinandergreifen, sind wir auf einem guten Weg. Und so langsam kommen sie ins Rollen.

Ohne Frage – die Fortschritte sind klar erkennbar. Ob es der neue Kunstrasenplatz ist, der neue Kraftraum oder auch die Aufbruchsstimmung im Allgemeinen. Wie fällt das Feedback von Spielern, Eltern oder Sponsoren aus?

Ich glaube, das größte Kompliment ist, dass wir Ruhe und Vertrauen im Umfeld spüren. Die Leute sehen, welchen Aufwand wir betreiben und erkennen an, was wir tun. Die Spieler freuen sich natürlich über den neuen Platz und den neuen Kraftraum oder die Sauna, die wieder an ist. Sie wissen, dass sie nicht allein gelassen werden, profitieren von der Aufbruchsstimmung und danken es uns mit guten Leistungen. Dass Thore Böhm und Benno Dietze zuletzt zu einem DFB-Lehrgang berufen wurden, zeichnet nicht nur die Jungs, sondern auch unsere Trainer aus. Auch mit den Eltern befinden wir uns durch Elternabende oder den Elternbeirat in regelmäßigem und gutem Austausch. Ebenso ist es mit dem Mitgliederbeirat, unseren Kooperationspartnern und Förderern. Und hinsichtlich der Sponsoren sind wir auf einem guten Weg. Jede noch so kleine Unterstützung bringt uns voran. Oft hat uns das Fanhaus unter die Arme gegriffen, Key-Account-Managerin Annett Fischer hat viele Sachen angeschoben und mit Infront haben wir zusätzlich einen Partner an der Seite, der uns vermarktet. Wir sind dankbar für diese tolle Unterstützung.

An welchen Stellen hingegen gibt es nach wie vor Handlungsbedarf?

Es ist nach wie vor ein stetiger Prozess. Wir werden demnächst z.B. auch einen Sportpsychologen vor Ort haben. Wir müssen unseren Spielern zudem eine bessere medizinische Betreuung bieten und auch das Internat bzw. der Umkleidetrakt soll in naher Zukunft saniert werden.

Der frische Wind ist überall zu spüren – auch in der U21. Mit der Rückkehr von Axel Rietentiet und einem fast ausgetauschtem Team verläuft die Saison bisher sehr gut – wie ist deine Einschätzung?

Richtig, die U21 ist als klar definiertes Übergangsteam zwischen Nachwuchs und Profis wieder ins ruhige Fahrwasser gekommen. Die Ausbildung der Spieler stimmt, einige Akteure sind Teil des Perspektivteams, einige durften sogar schon mal ins Training der Profis reinschnuppern. Man kann also sagen, dass wir hier die richtigen Schritte eingeleitet haben und die Arbeit erste Früchte trägt.

Auch die U19 überzeugt mit überragenden Leistungen und hat sich vorerst in der Spitzengruppe festgesetzt. Gibt es Ambitionen in Richtung Aufstieg oder käme das zu früh?

Ich finde man kann nicht sagen, dass etwas zu früh oder zu spät ist. Jeder Trainer will mit seinem Team das Maximale herausholen. Wir haben aber angesichts der Umstrukturierungen kein tabellarisches Ziel ausgegeben – bei keinem Team.  Bei der U19 liegt der Fokus auf der Etablierung einer vernünftigen Spielkultur. Momentan spielt sie an ihrem Limit. Aber klar: Wenn man da oben ist, will man da oben bleiben und noch mehr. Man muss aber auch realistisch bleiben und sehen, dass wir zwei Langzeitverletzte haben und die Jungs ganz „nebenbei“ auch im Abitur gefordert sind. Wenn wir aufsteigen sollten, müssten wir uns punktuell definitiv verstärken, um uns zu behaupten. Bereits jetzt, im November, stehen die Kaderplanungen für alle Teams an.

Die Saison der U17 verläuft unterdessen durchwachsen – viele knappe und ausgeglichene Spiele, einige Siege, einige Niederlagen. Wie schätzt du die U17 ein und wie zufrieden bist du?

Auch hier ist es ganz einfach: Wir spielen mit einem jungen Jahrgang und sind von der Spielanlage häufig die bessere Mannschaft, verlieren aber. Die Ergebnisse sind an dieser Stelle aber völlig zweitrangig. Wir müssen strategisch vorgehen und Schritt für Schritt daran arbeiten, die U17 bundesligatauglich zu machen. Dann soll zur kommenden Saison auch die U 16 in den Spielbetrieb einsteigen.

Und wie siehst du die Leistungen der U15?

Die U15 ist für mich die Mannschaft, die der erste Nutznießer der Umstrukturierung sein kann. Martin Schröder hat das Team super zusammengestellt und ist darüber hinaus der richtige Ausbilder für diese Altersklasse. Sein Team spielt einen super Fußball. Ziel ist, die Mannschaft Jahr für Jahr zusammenzuhalten. Die größte Herausforderung ist dabei natürlich, dass die Spieler nicht abgeworben werden von anderen Vereinen, wie es zuletzt häufig der Fall war. Die Identifikation mit dem Verein und der Region ist mittlerweile wieder stärker spürbar, die Spieler folgen dem Motto „Segel setzen“ und auch die neue Facebookseite kommt gut bei der Community an.