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20.10.2019 09:00 Uhr

Abgezocktes Unikum mit Locken: Alles Gute zum 70. Dieter Schneider

Soviel steht schon mal fest: 393 Pflichtspiele (Platz vier in der ewigen Bestenliste!) für den F.C. Hansa machen Dieter „Schnarz“ Schneider zur Legende unseres Vereins. Heute wird der einstige Kult-Keeper 70. Die Erinnerung an diverse Überraschungen mit dem Mann.

Schnarz! Schnarz? Ein Wort aus dem Erzgebirgischen, welches aus den Hanglagen der Mundart geebnet auf Hochdeutsch „Schneider“ bedeutet. 1954 kam der Vater mit dem Sohne und der Lauterer Mannschaft, zwangsdelegiert durch den jungen Rostocker Parteifürsten Harry Tisch, an die Ostsee. Rudolf (Rudi) Schneider als Spieler und Sprössling Dieter mit dem noch schlummernden Talent. Einige Jahre später wurde Rudi Nachwuchstrainer (auch Hansa-Legende; Haken dran!) und Dieter Linksaußen bei den Knaben. Wie das so war: Torhüterposten vakant, Dieter zwischen die Pfosten. Ein Talent, fernab von Muscheltauchern und Schnakenhaschern, das ihn befähigte, diverse Auswahlmannschaften im Nachwuchs zu durchlaufen.

Drei Tage nach seinem 19. Geburtstag stand Dieter zum ersten Mal in einem Oberligaspiel im Tor. Ein 1:1 am 23. Oktober 1968 in Magdeburg. Was Hansa um den überragenden „Fips“ Seehaus nicht kontrollieren konnte fing der Jungdachs im Tor mühelos weg. Ein Höhepunkt wie eine Flugparade. Ein Dreivierteljahr später debütierte der immer noch 19-Jährige in der DDR-Nationalmannschaft beim 7:0 gegen Ägypten. In Rostock natürlich. Drei Auswahleinsätze insgesamt, Platzhalter bei Olympia 1972 – aber am Weltklassemann Croy gab es für „Schnartz“ kein Vorbeikommen.

Unikum, Zocker – diese Attribute galten „Schnarz“, wenn er auf den langen Holperfahrten über die Chausseen zu den Spielen im Bus die Karten fliegen ließ und dann von den Kameraden die Kohle einsackte. Eine Wette mit seinen Mitspielern 1980 war für ihn eine perlende Verlockung: Jeder Kamerad stellte eine Flasche Sekt in Aussicht, falls Dieter zum letzten Spiel der Saison frisch frisiert aufträte. Vor dem fassungslosen Trainer Harry Nippert erschien „Schnartz“ in Lockenpracht. Nippert wollte Schneider nicht spielen lassen und die Mannschaft ohne ihren Torwart nicht spielen wollen. Alle für einen: Hansa spielte. In 18 Jahren Männermannschaft bekam es Dieter mit neun Trainern zu tun.