12.09.2005 08:49 Uhr
Abschied ist zwar meistens auch ein neuer Anfang, kann aber trotzdem ganz schön schwer fallen! Unser alter neuer Trainer Pagelsdorf kann ein Lied davon singen. Als er sich damals von Hansa verabschiedete, tat er das, weil er einen neuen Anfang in höheren Gefilden suchte. Doch trotz dieser Aussicht konnte er seine Tränen nicht verbergen. Und wir Hansafans spürten damals alle, was sich jetzt bewahrheiten sollte. Er gehört zu uns! Er ist Hansa mit großem Leib und noch größerer Seele. Sein Wiedereinstieg verlief nicht so glanzvoll, wie er es sich, wir ihm und vor allem wir uns gewünscht haben. Nach seinem ersten Punktspiel als Trainer von Hansa stehen wir mit 0 Punkten am Ende der Tabelle. Abschied ist eben meistens auch ein neuer Anfang, kann aber eben trotzdem ganz schön schwer fallen. So auch im Falle unserer Mannschaft, die sich im Sommer nach 10 Jahren Bundesliga, in die uns damals Pagelsdorf führte, in die zweite Liga verabschiedete. Doch leider hat die Mannschaft noch nicht begriffen, dass Abschied, damit er nicht zu schmerzhaft ist, auch ein neuer Anfang sein muss. Erste Ansätze eines Umdenkens in der Mannschaft waren im Spiel gegen Braunschweig zwar zu erkennen, doch ist es mir ein Rätsel, dass man selbst nach einem guten Spiel in der ersten Halbzeit in Hälfte zwei wieder die Unkonzentriertheit regieren lässt. Man könnte fast glauben, sie hätten Hannes' Ausruf gehört: "Die Braunschweiger können nix, die haben schließlich fast gegen Dortmund verloren!" Man kann nicht einfach so weiter machen wie bisher, man muss sich eben auf die neuen Begebenheiten einstellen. Und diese Begebenheiten bedeuten, dass die Gegner in Liga 2 gegen Hansa volle Kraft fahren und hochkonzentriert zu Werke gehen. Eine neue Liga ist eben doch wie ein neues Leben. Dazu reicht es nicht, dass man sich das neue Leben auf die Brust heftet, sondern dass man dieses neue Leben auch annimmt und als Chance begreift. Man hat die Chance, Tugenden zu zeigen, die im früheren Leben nicht so gefragt waren. Magnus Arvidsson hat das wohl am besten begriffen, wenn man sich seine Leistung im Spiel gegen Braunschweig ansieht. Ein Abschied ist eben meistens auch ein neuer Anfang. So musste ich mich nach diesem Spiel von dem Gedanken verabschieden, dass Arvidsson nicht mehr in unsere Mannschaft gehört. Gewonnen hab ich dafür die Einsicht, dass Arvidsson für die zweite Liga vielleicht genau der richtige Mann ist. Und so gab es eben auch für mich ein Novum. Zum ersten Mal habe ich lauthals den Namen des Spielers mit der Nummer 15 gerufen. Abschied ist eben oft auch ein neuer Anfang!
Vielleicht sollte sich die Mannschaft mal ein Beispiel an den Fans nehmen. Denn die Fans haben begriffen, dass Abschied nicht unbedingt das Ende bedeutet, sondern durchaus auch ein Anfang sein kann. So verabschiedete man sich von einem Fan, der auf tragische Weise sein Leben lassen musste, begriff aber auch, dass dieser Fan sich nicht gewünscht hätte, dass alles stehen bleibt, sondern dass es vorwärts geht, und so wurde nach dem Abschied angefangen, Stimmung zu machen.
Das funktionierte auch deshalb so gut, weil viele Fans, die sich vom Fanblock verabschiedet haben, diesen Abschied als Chance begriffen haben, als Chance, sich auf der Südtribüne einzubringen. Noch mehr sangesfreudige Fans auf der Süd bewegen noch mehr Leute auf der Süd, mitzumachen. Und der Abschied von diesen umgezogenen Fans bedeutete auch nicht das Aus für den Fanblock, denn auch der hat sich nicht aufgegeben und auf der Nordtribüne gut eingeheizt. Und so erleben wir etwas, womit wir nach dem Abschied aus der ersten Liga wohl nicht gerechnet hätten. Die Stimmung in der zweiten Liga ist nicht schlechter geworden, eher im Gegenteil! Jungs, die Leistung gegen Braunschweig auf den Rängen war Klasse. Ihr seid Hansa Rostock! Egal, wer auf dem Platz steht, ihr bleibt! Die ersten beiden Heimspiele waren schon einmal ein guter Anfang auf dem Weg zu einer noch besseren Stimmung. Schade, dass ich die Entwicklung nicht mehr verfolgen kann.
Dieser Bericht von mir ist ein Abschied! Ich werde keine Berichte mehr von Hansaspielen schreiben können, da ich aus beruflichen Gründen meinen Wohnsitz nach Asien verlegen werde. Dieser Abschied fällt mir verdammt schwer. Ich habe viele Freunde unter den Hansafans, die ich zurücklasse. Jungs und Mädels, ich werde euch vermissen! Bei meinem letzten Hansaspiel musste ich einige Male aufpassen, dass mir nicht die Tränen kommen. Aber so ein Abschied ist eben auch meistens ein neuer Anfang, eine Chance, etwas neues zu probieren. Ich verändere mich, aber eines bleibt: der F.C. Hansa in meinem Herzen!
Raik Westenberger