01.09.2023 14:21 Uhr
Spieltag fünf in der 2. Bundesliga und es gibt mit dem Nordduell zwischen dem Hamburger SV und unserem F.C. Hansa ein echtes Spitzenspiel zu erleben. Denn es kommt im Hamburger Volksparkstadion tatsächlich zur Partie des Spitzenreiters HSV (10 Punkte) und seines "ersten Verfolgers" F.C. Hansa (9 Punkte) in der Tabelle. Allerdings ist sowohl den Fans als auch den Verantwortlichen und nicht zuletzt dem Trainer-Team und Spielern des F.C. Hansa klar, dass die momentane Situation eine Momentaufnahme ist und die Favoritenrolle logischerweise auf Seiten des großen Aufstiegsaspiranten Hamburger SV liegt. Aber "Favoriten-Ärgern" kann ja auch Spaß machen und wer erinnert sich auf Hansa-Seite nicht gern an das letzte Aufeinandertreffen im Volkspark vor gut einem Jahr …? Durch den späten Siegtreffer von Kevin Schumacher in der Nachspielzeit gab es einen 1:0-Auswärtserfolg für die Kogge. Der komplett in weiß gekleidete Auswärtsblock explodierte beim Siegtreffer förmlich und würde bei einer Wiederholung in dieser Saison wahrscheinlich nicht weniger feiern.
An diesem Wochenende heißt das Motto allerdings "Alle in blau zum HSV", die Hansa-Fans sind aufgerufen in blauen Trikots oder T-Shirts nach Hamburg anzureisen und somit die Verbundenheit zu den Rostocker Jungs auf dem Rasen zu zeigen. Etwas ungewöhnlich wird die Situation dann vielleicht für unseren Neuzugang Jonas David werden, der vor wenigen Tagen bis zum Saisonende ausgeliehen wurde – und zwar vom Hamburger SV! Dennoch vertraut ihm Hansa-Trainer Alois Schwartz, der sich nach den ersten Trainingseinheiten festgelegt hat, "dass Jonas bisher einen guten Eindruck hinterlassen hat und in jedem Fall zum Kader gehören wird". Der letzte Neuzugang, der Brasilianer Junior Brumado, wird hingegen noch nicht mit an Bord sein und erst in der kommenden Woche zum F.C. Hansa stoßen. Der Stürmer muss noch einige Formalitäten bei seinem Verein FC Midtjylland in Dänemark klären.
Zumal es beim Spiel in Hamburg wahrscheinlich ohnehin mehr auf die Defensiv-Arbeit ankommen wird, denn der HSV hat sich in den bisher vier Liga-Spielen von seiner besten Seite in Sachen Angriff gezeigt. Stolze 11 Tore wurden bisher erzielt und damit die meisten der Liga. Dahinter folgen sechs Teams, die alle sieben Tore geschossen haben – dazu zählt auch der F.C. Hansa. Wie aussagekräftig diese Zahlen nach dem vierten Spieltag sind mag jeder für sich selbst entscheiden. Gleiches gilt sicher auch beim Blick auf die Marktwert-Tabelle, die der Hamburger SV (42,5 Mio.) in der zweiten Liga anführt und in der Hansa (17,3 Mio.) auf Platz 11 zu finden ist.
Zurück zu den Saisonzielen: hier könnten die Erwartungen unterschiedlicher kaum sein. Während unsere Kogge nach zuletzt zwei bis zum Saisonende spannenden Jahren den Klassenerhalt ohne Herzinfarkt-Risiko anpeilt und mit den bisher neun erzielten Punkten voll im Soll liegt, will der HSV im sechsten Anlauf den großen Traum von der Bundesliga-Rückkehr endlich verwirklichen. Auch dieses Unterfangen läuft derzeit nach Plan, schließlich kassierten die „Rothosen“ bisher noch keine Niederlage und grüßen von der Tabellenspitze. Zudem ist es gelungen den Kader, der im vergangenen Jahr erst in der Relegation am Aufstieg gescheitert ist, weiter zu verstärken.
Umworbene Spitzenkräfte, wie Stürmer und Torgarant Robert Glatzel, Mittelfeld-Regisseur Ludovit Reis oder Dribbler Jean-Luc Dompé, wurden gehalten, dazu kamen mit den Verteidigern Dennis Hadzikadunic (Bosnien, gebürtiger Schwede) und Ignace Van der Brempt (Belgien) zwei erfahrene Defensivspieler, die sich auf Anhieb in die Stammelf gespielt haben. Auch der spielstarke Niederländer Immanuel Pherai (aus Braunschweig) und der polnische Mittelfeldspieler Lukasz Poreba (aus Lens) wurden sicher nicht geholt um nur für gute Laune zu sorgen oder die Bank zu wärmen, sondern um in Sachen Aufstieg nichts dem Zufall zu überlassen.
Ein Blick noch in die Geschichtsbücher: Von bisher 28 Pflichtspielen konnte der F.C. Hansa nur sieben und damit gerade einmal ein Viertel aller Partien gewinnen. Fünf Begegnugnen endeten Unentschieden und deutliche 16 Spiele konnte der HSV für sich entscheiden. Bittere Pleiten wie das 0:6 im Heimspiel im November 2004 schmerzen noch immer, aber auch spektakuläre Spiele wie das 3:3 (November 1999) ebenfalls zu Hause oder eben der 1:0-Auswärtserfolg im Juli 2022 sind bei vielen Hansa-Fans noch präsent. Denn eines waren die Duelle zwischen beiden Teams nie: Langweilig. Nur ein 0:0 steht bisher in der Statistik, was angesichts der Emotionalität dieses Nord-Derbys auch logisch erscheint. Drücken wir also unseren Hansa-Jungs die Daumen, dass sich die Bilanz nach dem "Alle in blau zum HSV" –Spieltag noch ein bisschen freundlicher aus Hansa-Sicht liest.