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17.11.2009 17:25 Uhr

Anmerkungen zur Aussage von Corny Littmann

Auf der Mitglieder-Versammlung des FC St. Pauli hat Präsident Corny Littmann das Abbrennen und das anschließende Werfen der Pyrotechnik in den Rostocker Zuschauerbereich im Spiel beim F.C. Hansa Rostock am 2. November damit begründet, dass im Vorfeld der Unruhen Rostocker Fans „mit ihren widerwärtigen Geschmacklosigkeiten“ dies provoziert haben (siehe Meldung des SID unter der Stellungnahme).

Der F.C. Hansa Rostock weist diese Darstellung zurück. „Uns jetzt allein die Schuld zu geben, ist mir zu einfach“, sagte Rostocks Vorstandsvorsitzender Dirk Grabow: „Eine differenzierte Betrachtung ist in meinen Augen die richtige Vorgehensweise. Auch Personen, die sich dem F.C. Hansa Rostock zugehörig fühlen, haben mit Aktionen im und außerhalb des Stadions dem Verein geschadet. Der F.C. Hansa Rostock distanziert sich von jeglicher Gewalt und Diskriminierung. Und da gebe ich Herrn Littmann völlig Recht: Das hat beim Fußball nichts zu suchen. Uns aber allein die Schuld für das Zünden und Werfen der Feuerwerkskörper, durch die vier Ordner verletzt wurden, zuzuschreiben und sich damit reinzuwaschen, kann ich nicht hinnehmen.“

Bereits auf dem Weg in das Stadion hatten Anhänger des FC St. Pauli Feuerwerkskörper gezündet. Im Stadion wurde zudem im St-Pauli-Block ein Transparent mit der Aufschrift „follow your leader, do it like rieger“ hochgehalten. Dass St.-Pauli-Fans damit die Anhängerschaft des F.C. Hansa Rostock als Rechtsradikale darstellen, denen der Tod gewünscht wird, ist sicherlich auch nicht deeskalierend.

Dass im Gegenzug eine Gummipuppe, die mit einer St.-Pauli-Fahne bekleidet war, aus einem Rostocker Fan-Block in den Innenraum des Stadions geworfen wurde und anschließend ein Plakat mit der Aufschrift „Hals- und Beinbruch“ hochgehalten wurde, ist tatsächlich geschmacklos.

Vertreter des Aufsichtsrates haben in den vergangenen Wochen zusammen mit den Fans das Thema aufgearbeitet. „Hier haben unsere Fans die nötige Sensibilität vermissen lassen und die ethische Grenze, die auch in Fanblöcken gelten sollte, überschritten. Es ist oft nur ein schmaler Grat zwischen einer herabwürdigenden, respektlosen Aussage und einer kreativen Provokation unter Fangruppen. Wir haben klar aufgezeigt, dass es auch in Fankurven einen verantwortungsvollen Umgang bei fantypischen Ausdrucksformen wie Spruchbändern und Choreographien geben muss“, sagte der stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende Torsten Völker.

Meldung des SID:

Nach Randale: 20 000 Euro Strafe für FC St. Pauli

Hamburg (SID Zweitligist FC St. Pauli ist vom Sportgericht des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) wegen der Ausschreitungen beim Heimspiel am 25. Oktober gegen Energie Cottbus und bei der Auswärtspartie am 2. November bei Hansa Rostock mit einer Geldstrafe von 20 000 Euro belegt worden. Darüber hinaus wurde den Hamburgern vor allem wegen der Schwere der Vorkommnisse in Rostock im Wiederholungsfall eine Platzsperre oder ein Spiel unter Ausschluss der Öffentlichkeit angedroht. Der Verein hat den Urteilsspruch akzeptiert.

„Ein paar Vollidioten ist es gelungen, den über Jahre aufgebauten guten Ruf des FC St. Pauli zu erschüttern“, sagte Präsident Corny Littmann am Montag auf der Mitgliederversammlung des Kiezklubs.

Der Imageschaden durch die Ausschreitungen im St. Pauli-Fanblock im brisanten Duell bei Hansa vor zwei Wochen, bei dem vier Rostocker Ordner verletzt worden waren, sei immens und in seiner Reichweite noch gar nicht abzusehen, sagte Littmann.

Zugleich forderte der St. Pauli-Boss die Vereinsführung von Hansa auf, den Rostocker Anhängern, „die die Unruhen mit ihren widerwärtigen Geschmacklosigkeiten provoziert haben“, mit einem Stadionverbot zu belegen. „Die Dinge, die dort vorgefallen sind, haben in keinem Fußballstadion etwas zu suchen“, sagte Littmann.