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14.12.2010 09:01 Uhr

Auch Rot Weiss Ahlen seit zweieinhalb Wochen ohne Spiel

Vor dem Start in die laufende Saison hatte man in Ahlen ähnliche Probleme wie beim F.C. Hansa. Die Mannschaft war gerade aus der 2. Bundesliga abgestiegen, die finanzielle Lage alles andere als rosig und der neue Trainer Arie van Lent musste für die bevorstehende Drittliga-Saison eine fast komplett neue Mannschaft zusammenstellen. Immerhin hatte man 23 Abgänge zu ersetzen, womit fast alle Leistungsträger den Verein verlassen hatten. Zu ihnen gehörten mit Sebastian Pelzer, Michael Wiemann und Mohammed Lartey auch drei Akteure, die im Sommer an die Ostseeküste wechselten. In Ahlen geblieben ist allerdings Ex-Hanseat Ronald Maul, der ins Management wechselte und zusammen mit dem neuen Trainer Arie van Lent aus 14 Neuzugängen sowie eigenen Nachwuchstalenten den aktuellen Drittliga-Kader bastelte.

Als die Saison begonnen hatte, gab es allerdings kaum noch Parallelen zwischen den Westfalen und den Mecklenburgern. Zwar hatten auch die Ahlener nur eines der ersten fünf Saisonspiele verloren, doch während die Rostocker in diesem Zeitraum bereits vier Siege feiern konnten und auf dem dritten Tabellenplatz lagen, standen für die Rot Weissen lediglich vier Punkteteilungen und Rang 14 zu Buche. Sie besaßen einerseits die viertbeste Abwehr, doch den vier Gegentoren standen lediglich zwei selbst erzielte Treffer und damit die schwächste Offensive der Liga gegenüber. Um so überraschender war es, dass dem Spitzenreiter Offenbacher Kickers am sechsten Spieltag ein 3:3 abgetrotzt werden konnte.

Einen entscheidenden Unterschied zwischen den beiden Zweitliga-Absteigern gab es ebenfalls noch: Während in der Rostocker DKB-Arena weiterhin fünfstellige Zuschauerzahlen zu verzeichnen waren, kamen in das Wersestadion nur noch die Treuesten der Treuen. Als die Ahlener schließlich zwischen dem siebenten und elften Spieltag erneut viermal ohne eigenen Treffer geblieben waren und die 3. Liga in der ersten Oktoberhälfte eine zweiwöchige Punktspielpause einlegte, war bei Rot Weiss Ahlen mit neun Punkten und Platz 17 nicht nur die sportliche Bilanz mehr als unbefriedigend. Obwohl man im zurückliegenden Heimspiel gegen Dynamo Dresden mit 2929 Zuschauern sogar einen Rekordbesuch verzeichnete, hatte sich die finanzielle Sitruation so weit verschlechtert, dass den Ahlener Verantwortlichen keine andere Wahl mehr blieb, als beim zuständigen Amtsgericht Münster einen Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens zu stellen.

Von der drohenden Zahlungsunfähigkeit ihres Vereins ließen sich die Ahlener Spieler allerdings nicht beirren. Im ersten Punktspiel nach dem Insolvenzantrag wurde trotz der Minuskulisse von 1985 Zuschauern und einigen Rückschlägen im Spiel kämpferisch überzeugt, was kurz vor Schluss noch mit dem Ausgleichstreffer zum 1:1 Unentschieden gegen den SV Sandhausen belohnt wurde. Und dieser psychologisch wichtige Erfolg verlieh der Mannschaft dann sogar Flügel. Hatte man in den vorhergehenden sechs Auswärtsspielen nur einen einzigen Treffer (in Burghausen) erzielen können, gelangen nun plötzlich unerwartete Siege in München (3:2) sowie in Regensburg (2:1). Und zu Hause präsentierten sich die Ahlener gegen Wiesbaden (4:2) und Aalen (4:1) in noch größerer Torlaune. Dass die Mannschaft nach nur neun Toren in den ersten zwölf Saisonspielen nun plötzlich 13 Tore in nur vier Begegnungen erzielte, war nicht zuletzt der Verdienst von Matthew Taylor und Marcus Piossek, die beide in jedem dieser vier Spiele mindestens einen Treffer erzielten!

Der 29jährige US-Amerikaner Taylor ist, obwohl er erst Ende August vom FSV Frankfurt II nach Ahlen transferiert wurde, mit sieben Saisontreffer sogar der beste Torschütze der Rot Weissen, dicht gefolgt vom polnischen U21-Nationalspieler Piossek. Der im Sommer von Borussia Dortmund II an die Werse gewechselte Mittelfeldspieler hat bislang sechs Tore erzielt. Am letzten November-Wochenende gingen beide Spieler dann erstmals seit Mitte Oktober wieder leer aus und schon gab es den ersten Dämpfer nach längerer Erfolgsstrecke. Beim 0:4 in Erfurt kassierten die Ahlener sogar ihre höchste Saisonniederlage und hatten danach keine Gelegenheit mehr, diese Pleite wettzumachen. Nicht nur das am 5. Dezember geplante Heimspiel gegen den F.C. Hansa fiel aus, sondern auch das seitdem schon zweimal angesetzte Nachholspiel gegen den VfB Stuttgart II. Und abgesagt wurde am zurückliegenden Wochenende schließlich auch das Auswärtsspiel bei Werder Bremen II. Wie der F.C. Hansa hat also auch Rot Weiss Ahlen seit dem 27. November kein Spiel mehr absolvieren können. Dennoch behaupteten die Westfalen, die erst 17 Saisonspiele absolviert haben, ihren zehnten Tabellenplatz, den sie mit der ausgeglichenen Bilanz von fünf Siegen und fünf Niederlagen belegen. Und eine gute Nachricht gab es während der spielfreien Zeit auch noch: Der Insolvenzverwalter konnte verkünden, dass der Spielbetrieb der Drittligamannschaft nach Zusagen von Sponsoren bis auf weiteres abgesichert ist. Dennoch braucht man natürlich auch dringend weitere Zuschauereinnahmen und hofft, dass neben der Begegnung mit dem F.C. Hansa am Mittwoch dieser Woche auch das Heimspiel gegen die TuS Koblenz drei Tage später ausgetragen werden kann.