11.10.2005 08:34 Uhr
Gerd Schädlich hat in diesen Wochen ein ungewöhnliches Problem. Der Trainer von Erzgebirge Aue muss die Gedanken seiner Spieler in die richtigen Bahnen lenken. „Das Wesentliche ist die Meisterschaft“, sagt Schädlich, der aber genau weiß, dass neben dem normalen Liga-Alltag im Moment das Spiel des Jahres in den Köpfen seiner Akteure herumspukt: der Pokal-Knaller gegen Bayern München, den deutschen Rekordmeister und Rekordpokalsieger, am 26. Oktober. Das ZDF wird zu Gast sein und die Partie aus dem Erzgebirgsstadion live übertragen. Ein Festtag für Aue und die gesamte Region.
Innerhalb weniger Stunden waren in der vorigen Woche alle 16.500 Tickets vergriffen. Ein Fan hatte sogar schon am Abend vor dem offiziellen Vorverkaufsbeginn mit Klappstuhl und Schlafsack Posten vor der Geschäftsstelle des FC Erzgebirge bezogen, um auch wirklich eine der begehrten Karten zu ergattern. Einen möglichen Umzug in die Leipziger WM-Arena, die immerhin 44.000 Fans Platz geboten hätte, lehnte die Auer Vereinsführung übrigens ab. „Wir hatten ein finanziell lukratives Angebot aus Leipzig. Aber wir sind im Erzgebirge zu Hause, wollen das Fußballfest hier in Aue begehen“, sagte Schatzmeister Bert Höfer.
In der Meisterschaft dagegen waren Fußballfeste in dieser Saison noch nicht zu verzeichnen. Nach dem starken siebten Platz des Vorjahres, als der FC Erzgebirge sogar lange heimlich vom Aufstieg in die Bundesliga träumen durfte, ist in der laufenden Spielzeit bislang ein wenig Sand im Getriebe der Sachsen, die im Sommer unter anderem den Verlust von Mittelfeldmann Matthias Heidrich, der zu Alemannia Aachen wechselte, und Rüdiger Rehm (zu Kickers Offenbach) verkraften. Mit 10 Punkten liegt der Klub in der Tabelle derzeit lediglich auf dem 12. Rang.
Vor allem in der Offensive drückt der Schuh. Erst fünfmal traf die Abteilung Attacke um die Bundesliga-erfahrenen Andrzej Juskowiak (Mönchengladbach, Wolfsburg, Cottbus) und Sebastian Helbig (Leverkusen, Cottbus, Köln) das gegnerische Tor. Nur der Tabellenvorletzte 1. FC Saarbrücken schoss in dieser Saison bislang weniger Tore (3). Im Mittelfeld wusste neben dem tschechischen Nationalspieler Richard Dostalek, der bei seinem Zweitliga-Debüt am 1. Spieltag gegen Aachen (2:1) immerhin den Siegtreffer erzielte, Defensivspezialist Christian Mikolajczak, der vom Ligakonkurrenten LR Ahlen kam, bislang nicht wirklich zu überzeugen. Beim 0:0 zuletzt gegen seine alten Kameraden wurde er vorzeitig durch Norman Loose ersetzt, der im Sommer aus Unterhaching gekommen war.
Vorgesehen für die Schaltzentrale war eigentlich auch Kevin Hansen vom F.C. Hansa, dessen Vertrag aber nach wenigen Wochen nach der sportärztlichen Untersuchung wieder aufgelöst wurde. Inzwischen ist Hansen wieder in Rostock, sodass der frühere Hansa-Verteidiger Uwe Ehlers der einzige Ex-Rostocker im Kader von Aue ist. In dieser Saison kam er aber erst auf vier Einsätze, zweimal davon wurde er erst in der Schlussphase eingewechselt.