11.04.2024 11:52 Uhr
Sie gehört bei den Hansa-Fans zu den begehrtesten Pflichtspielaufgaben in dieser Saison, die Auswärtspartie im Berliner Olympiastadion gegen Hertha BSC. Am Freitag (12. April 2024) ertönt um 18:30 Uhr endlich der Anpfiff zu dieser Partie, die vor (für dieses Spiel) ausverkauften Rängen stattfinden wird - 60.000 Menschen werden das Geschehen auf dem Rasen verfolgen, ein nicht unerheblicher Teil davon - nämlich mindestens 20.000 - werden Hansa-Fans sein. Die Vorfreude auf diese Partie ist deshalb so groß, weil das letzte Pflichtspiel der beiden Teams in Berlin bereits mehr als 16 Jahre zurückliegt. Am 25. September 2007 konnte der F.C. Hansa in der 1. Bundesliga mit 3:1 in Berlin gewinnen, die umjubelten Torschützen waren damals Christian Rahn, Sebastian Hähnge und Regis Dorn.
Die lange Durststrecke von "Hansa-Auswärtsspielen mit Heimspiel-Charakter" in Berlin kommt durch die unterschiedlichen Spielklassen beider Mannschaften in den vergangenen Jahren zustande. Denn trotz des letzten Erfolgs im Olympiastadion konnte Hansa die Klasse in der Bundesliga-Saison 2007/08 nicht halten und spielte wenig später sogar lange Zeit in der 3. Liga. Lediglich ein Aufeinandertreffen im DFB-Pokal (0:2), dass allerdings im Ostseestadion stattfand, war 2017 das einzige Pflichtspiel gegeneinander. Erst im Herbst 2023 gab es im Hinspiel mit dem 0:0 ein Wiedersehen in einer Liga-Partie. Die Bilanz über alle Pflichtspiele spricht für die Hertha, die 13 der bisher 27 Spiele gewinnen konnte, Hansa gewann nur siebenmal.
Mitte der 1990er Jahre gelang dies aber gleich zweimal im Olympiastadion. Zum Ende der Zweitliga-Saison 93/94 und zu Beginn der Aufstiegs-Saison 94/95 siegte Hansa jeweils mit 1:0. Erschreckend: die beiden Partien wollten vor 30 Jahren tatsächlich nur 4.700 bzw. 6.600 Zuschauer sehen und die Fans wirkten in dem riesigen Stadion verloren. Das hat sich inzwischen zum Glück geändert und es ist eine lautstarke und emotionale Partie zu erwarten, in der beide Fanlager für ein Spektakel sorgen werden.
Doch nicht allein der F.C. Hansa mit seinen reiselustigen Fans ist dafür verantwortlich, der Bundesliga-Absteiger aus der Hauptstadt hat sich in den vergangenen Monaten auch die Gunst der eigenen Fans zurückerobert. Nach einem Katastrophenstart mit nur einem Sieg aus den ersten fünf Spielen, fing sich das Team im Herbst und überwinterte zum Jahreswechsel mit 25 Zählern auf Rang 7. Auf dieser Position ist die "alte Dame", wie der Verein aufgrund des Namens auch genannt wird, auch vor diesem 29. Spieltag zu finden, der Rückstand auf den Relegationsplatz 3 beträgt acht Zähler. Angesichts des Restprogramms gegen die "Keller-Kinder" Osnabrück, Kaiserslautern und Hansa sowie die direkten Konkurrenten Karlsruhe und Hannover schielen so manche Fans und Verantwortlichen zumindest heimlich noch auf diesen Rang.
Die großen Hoffnungen liegen dabei vor allem auf zwei Spielern: Torjäger Haris Tabakovic und Mittelfeldspieler Fabian Reese. Während der Bosnier Haris Tabakovic mit 18 Toren (zusammen mit Christos Tzolis aus Düsseldorf) die Torjägerliste der 2. Liga anführt, hat Fabian Reese mit bisher 16 Torvorlagen die meisten Treffer in dieser Saison vorbereitet. Generell ist in Partien mit Hertha-Beteiligung quasi eine Torgarantie dabei – neben dem 0:0 im Hinspiel gab es nur gegen Osnabrück eine weitere Hertha-Partie, in der kein Treffer gefallen ist. 104 Tore sind in den bisher 28 Spielen der Berliner gefallen, auch das ist Liga-Spitze. Darunter waren einige aufsehenerregende Begegnungen wie das 4:6 im Magdeburg (in der Hertha viermal führte und doch verlor) oder das 3:3 zuhause gegen Nürnberg. Zudem gelangen im heimischen Rund gleich dreimal fünf Tore: Beim 5:0 über Fürth, dem 5:1 gegen Elversberg und dem 5:2 gegen Schalke.
Ein Blick lohnt noch auf die besondere Familien-Situation beim deutschen Meister von 1930 und 1931. Denn mit Chef-Trainer Pal Dardai (48) sowie seinen Söhnen Palko (24, bisher 16 Einsätze mit 2 Toren), Marton (22, bisher 24 Einsätze) und Bence (18, bisher 8 Einsätze) gibt es bei Hertha BSC die im deutschen Profifußball einmalige Situation, dass gleich drei Brüder in einem Team stehen und dabei vom eigenen Vater trainiert werden. Allerdings standen alle drei – auch verletzungsbedingt – nur zu Beginn der Saison zweimal gemeinsam auf dem Platz, dabei auch nie in der Anfangsformation. Viele Gelegenheiten wird es allerdings nicht mehr geben, da der jüngste Dardai-Spross Bence den Verein im Sommer in Richtung VfL Wolfsburg verlassen wird.