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18.12.2009 10:24 Uhr

Axel Rietentiet: "Mit aller Macht den Klassenverbleib schaffen"

Im zweiten Jahr in der Regionalliga kämpft der F.C. Hansa Rostock II um den Klassenverbleib. Nach 18 Spielen überwintert die Mannschaft von Trainer Axel Rietentiet auf einem Abstiegsplatz, liegt vor Goslar auf Rang 17. Hansa-Online traf sich mit Axel Rietentiet zum Interview.

Wie beurteilen Sie das vergangene halbe Jahr Ihres Teams?

Axel Rietentiet: Wir haben die zweitwenigsten Tore gemacht. Nur Goslar ist mit 17 Treffern noch schlechter. Auf der anderen Seite haben wir aber mit 42 Toren die meisten Tore bekommen. Zu Hause haben wir nur vier Zähler erreicht und sind damit in der Heimstatistik auf dem letzten Rang. In der Auswärtstabelle sind wir Achter. Soweit die Zahlen. Fakt ist: Es ging mit Siegen gegen Oberneuland (3:2) und Tebe (3:1) gut los - aber schon beim Heimspiel gegen Meuselwitz (0:3) haben wir erstmals den Faden verloren.

Wie kommt es zu dieser Diskrepanz von Heim- und Auswärtsspielen?

Axel Rietentiet: Gute Frage, schwere Frage. Ich hatte den Eindruck, die Mannschaft hat auswärts aus einer leichten Konterstellung besser gespielt als wenn sie das Spiel selbst machen musste. Die Jungs wirkten befreiter, hatten weniger Hemmungen, kamen besser ins Spiel. Nicht immer, aber öfter.

Sie haben 31 Spieler in den bisherigen 18 Spielen zum Einsatz gebracht. Ist das für eine zweite Mannschaft normal?

Axel Rietentiet: Ja, das ist normal, wenn man Katalysator zwischen Profis und Jugendabteilung ist. Wir sind eine Ausbildungsmannschaft, wir sind das Auffangbecken für Profis, die sich nach Verletzungen wieder heran arbeiten wollen und müssen. Wir sind für die jungen Burschen der erste Test.

Immerhin kamen bei Ihnen mit Kerner, Kroos, Bolivard, Lange, Buschke, Breu, Gusche, Neitzel, Jänicke, Pannewitz, Schlitte, Schied, Hahnel, Langen und Carnell Spieler aus dem Kader der Profimannschaft zum Einsatz.

Axel Rietentiet: Das ist richtig. Aber nicht immer klappte der Schub nach oben. Spiele wie gegen Hannover (0:2) oder Hertha (2:3) haben ja gezeigt, wie es gut gehen kann. Dafür muss ich allen ein Kompliment machen. Dies allein war aber eben zu wenig für uns.

Vier Siege, drei vier Remis und 10 Niederlagen bei 20:42 Toren, sicherlich haben Sie da mehr Ausbeute erwartet?

Axel Rietentiet: Ja, klar. Das war insgesamt viel zu wenig. Wir hatten auch knappe Spiele, wie etwa die  Remis gegen Goslar, Magdeburg oder St. Pauli. Aber am Ende lügt die Statistik nicht. Nach Oben ist für uns eindeutig noch Luft da. Das jüngste Spiel gegen Oberneuland, wo wir ein 0:2 in ein 2:2 drehten, ist Muster für die neue Saison.

Wer waren denn die stabilen Faktoren der Mannschaft?

Axel Rietentiet: Martin Pett kam auf 19 Einsätze, Andreas Kerner und Fabian Zittlau auf 16, Daniel Becker und Max Kremer auf 15, Uwe Ehlers, Sebastian Albert und Henry Haufe auf 14 Spiele. Sie bildeten also das Gerüst. Danach folgte eine große Fluktuation.

Mit Uwe Ehlers haben Sie einen sehr erfahrenen Spieler als verlängerten Arm auf dem Platz. Wie hat er sich in die Mannschaft eingebunden?

Axel Rietentiet: Uwe ist sicherlich ein ganz wichtiger Faktor. Aber er war zu Saisonbeginn verletzt, fand dann erst nach und nach zu seinem Spiel. Natürlich ist er mit seiner Erfahrung eine große Stütze. Er ist unser Kapitän und auf ihn schauen die jungen Spieler. Aber er kann auch noch mehr, sollte sich in der Rückrunde mehr einbringen.

So ganz nebenbei haben Sie innerhalb von drei Wochen auch noch Ihren A-Trainerschein in Hennef gemacht. War das eine besondere Belastung für Sie und das Team?

Axel Rietentiet: Nach dem ich 2008 meinen B-Schein gemacht habe, war der A-Schein zwingend notwendig für meine Arbeit als Trainer einer Regionalliga-Mannschaft. Ich hatte mit unserem sportlichen Leiter Juri Schlünz abgesprochen, dass ich zum Saisonbeginn dabei bin und den Schein dann im Oktober mache. Außerdem hatte ich eine große Stütze - mein Assistent Axel Giere und Uwe Ehlers, der inzwischen selbst den B-Schein gemacht hat, haben mich bestens in den drei Wochen vertreten. Dafür danke ich Ihnen auch hier noch einmal sehr herzlich. Eine Belastung für die Mannschaft und mich war das aber schon, weil man solche Lehrgänge heute nicht mehr so nebenher macht. Sie sind anspruchsvoll und man muss sich viel Lehrstoff aneignen.

Was würde denn eigentlich ein Abstieg für die jungen Spieler bedeuten?

Axel Rietentiet: Wir sind eine Ausbildungsmannschaft. Je höher die Liga desto besser. Die Ansprüche der Regionalliga, der Wettkampf, die Gegner, die Stadien, alles ist eine Nummer größer und intensiver. Das ist für die Rekonvaleszenten so wichtig wie für die Junioren, die wir hier ausbilden. Die Oberliga wäre am Ende wirklich ein Rückschritt, den ich mit aller Macht verhindern will.

Aber denken wir positiv: Wie können Sie das Schiff noch in den sicheren Hafen steuern?

Axel Rietentiet: Mehr arbeiten, besser spielen, die Aufgaben konzentrierter und leidenschaftlicher anpacken. Wir müssen die wenigen positiven Dinge aus dem ersten Halbjahr herausziehen und dann weiter ranklotzen. So ist es auch im Trainerstab und mit der sportlichen Leitung in den vergangenen Tagen besprochen worden. Einen solchen Hänger wie zwischen dem fünften und zehnten Spieltag, mit einer dicken Niederlagenserie, darf es einfach nicht mehr geben.

Welche Spieler erzielten die meisten Tore?

Axel Rietentiet: Mit jeweils drei Treffern haben sich Malick Bolivard in 752 und Marcel Schied in 144 Spielminuten als beste Schützen eingetragen. Felix Kroos, Henry Haufe und Daniel Becker waren jeweils zweimal erfolgreich.

Sie haben in den letzten Wochen verstärkt nach Probespielern Ausschau gehalten. Wird es in der Rückrunde neue Spieler geben?

Axel Rietentiet: Wir schauen uns ständig um. Es ist ja bekannt, dass wir einige Probespieler getestet haben. So absolvierten unter anderem die beiden Stürmer Pierre Becken und Sylla Baba einen Test bei uns. Pierre Becken ist 22 Jahre alt und spielt momentan beim Oberligisten Altona 93 in Hamburg. Sylla Baba ist Franzose und steht derzeit beim marokkanischen Erstligisten Hassania Union Sport Agadir unter Vertrag. Der 21-Jährige ist 1,93 Meter groß und wiegt 87 Kilogramm. Andere Spieler wurden über die Profielf getestet. Entscheidungen gab es aber bislang noch nicht.

In welchen Spielen hat die Mannschaft die besten Signale gesetzt?

Axel Rietentiet: Nochmals, Hannover und Hertha waren Spiele, da lachte mein Trainerherz. Aber zwei Spiele sind zu wenig.

Was hat Sie an der Hinrunde besonders geärgert?

Axel Rietentiet: Die Leistungsschwankungen dürfen einfach nicht mehr so groß sein. Und Dinge, wie das 0:3 gegen Plauen, 1:5 gegen Türkiyemspor,das 0:3 gegen Meuselwitz, ein 2:6 in Lübeck oder das 0:5 gegen Chemnitz müssen nun der Vergangenheit angehören. Auch Spiele, die wir zum Ende verloren haben oder als Remis (Goslar, Magdeburg, St. Pauli) beendeten, will ich so nicht mehr erleben.

Wird es nach Kevin Pannewitz wieder einen Spieler aus der erfolgreichen Juniorenmannschaft des Vereins geben, der sich für die Amateure angeboten hat?

Axel Rietentiet: Kevin hat ja bei uns nur zwei Trainingseinheiten gemacht. Ob es einen Junior gibt, der auf Grund seiner Leistungen in der A-Bundesliga ab Januar bei uns trainiert, wird man dann sehen. Momentan ist da nichts geplant.

Wie ist Ihr Draht zu den Trainern der Profi-Mannschaft. Können Sie da in der Rückrunde noch Hilfe in Form von Verstärkungen erwarten?

Axel Rietentiet: Ich arbeite seit dreieinhalb Jahren an der Mannschaft. So gut wie jetzt war die Verbindung zwischen Profis und Amateuren noch nie. Das ist überragend. Wie das Gesicht unserer Mannschaft aussehen wird, wird man im Januar sehen und hängt natürlich auch davon ab, ob es bei den Profis noch was Neues geben wird. Wann geht die Mannschaft nun in Weihnachtsurlaub?

Axel Rietentiet: Wir haben die Hinrunde am 16. Dezember mit einer Weihnachtsfeier beendet.

Wann starten Sie in das neue Jahr?

Axel Rietentiet: Am 6. Januar wird es für uns weiter gehen.

Welche Vorbereitungsspiele wird es geben?

Axel Rietentiet: Wir haben, und da bin ich sehr froh, diesmal eine sehr anspruchsvolle Vorbereitung. Da wird die Mannschaft wirklich auf Herz und Nieren geprüft. Vom 17. bis 21. Januar sind wir auf dem Rabenberg. Davor wird es ein Spiel gegen RB Leipzig geben. Während der Zeit im Trainingslager geht es gegen Erzgebirge Aue ran, dann noch einmal gegen Schönberg und Graal-Müritz. Zum Ende geht es nach Torgelow und am 6. Februar sind wir zu Gast beim Oberliga-Spitzenreiter BFC Dynamo.

Wie lauten die Ansetzungen für die ersten Spiele?

Axel Rietentiet: Meine Mannschaft muss am Sonntag, den 14. Februar 2010, beim Zipsendorfer FC Meuselwitz antreten. Der Anstoß in der Bluechip-Arena erfolgt um 13.30 Uhr. Die folgenden Spieltage werden erst zu einem späteren Zeitpunkt terminiert und richten sich nach den Ansetzungen der beiden Bundesligen sowie der 3. Liga.

Wie verbringen Sie jetzt Ihren Urlaub?

Axel Rietentiet: Ich werde jetzt mal sechs Tage in den Winterurlaub verschwinden.

Viel Erfolg für den Rest der Rückrunde.