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27.07.2021 10:00 Uhr

Der F.C. Hansa Rostock wünscht Juri Schlünz alles Gute zum 60. Geburtstag!

Heute feiert Juri Schlünz seinen 60. Geburtstag. Einer aus dem obersten Spielerregal unseres Vereins, dem der Jubilar seit Kindesbeinen verbunden ist. Er absolvierte für den F.C. Hansa mit 406 Einsätzen die meisten Pflichtspiele und schoss dabei 95 Tore (Platz 3 in der ewigen Bestenliste). Eine Ikone!

Obwohl er es ja eigentlich viel besser konnte, hatten seine Freistöße eine Streuung wie Silvesterknaller. Also begab sich Juri Schlünz am 28. März 1991 mit Assistenztrainer Jürgen „Fluppi“ Decker zum Freistoßtraining. 40, 50 Schüsse auf das Tor. Und siehe da – es half! Wenige Wochen später in Frankfurt/Oder traf Juri akkurat zum 2:1-Sieg ins Toreck. Hansa war damit für die Bundesliga qualifiziert. Juris Anteil an der Saison 1990/91 der mit Meisterschaft und Pokal dekorierten Himmelsstürmer? Riesengroß! Er dirigierte seine Elf als die es brauchte und er schoss die Tore als es Not tat. Mit zwei sehenswerten Freistoßtreffern beim 3:1 gegen Dynamo Dresden zementierte der bodenständige Kapitän die Meisterschaft. Der Ostfußball hatte seine Sensation und der von Allüren abgenabelte Schlünz wurde in der Wahl zum Fußballer des Jahres ehrenhafter Zweiter hinter Dynamos Torsten „Horschtl“ Gütschow. Die Bundesliga durfte sich freuen.

Daran war rund zwanzig Jahre zuvor natürlich nicht zu denken, als mit Hilfe seines Vaters der kleine Juri – und er blieb bis zu den Einsätzen auf dem Großfeld der kleinste Irrwisch seiner Mannschaften – bei den Hansa-Talenten anfing. Die Nachwuchstrainer-Koryphäen um Horst Bretschneider und Werner Drews hatten natürlich das Juwel erkannt. Vor ihnen spielte ein gewitzter und technisch begabter Bursche auf, dessen Fähigkeiten mindestens verheißungsvoll waren. Auch Jürgen „Dackel“ Heinsch, ein intensiver Schlünz-Förderer, hievte seinen Schützling auf das Sprungbrett.

Am 16. September 1979 markierte Juri beim 3:1 bei Aufbau Sternberg sein erstes Pflichtspieltor, sechs Tage später kam er in der DDR-Liga an: Zwei Treffer beim 3:0 über Schifffahrt/Hafen Rostock. Seine erste Saison bei den Männern konnte sich sehen lassen: 11 Tore in 25 Punktspielen. Immer vor fast handverlesenen Zuschauern. Das änderte sich als Juri in der Oberliga debütierte: 25.000 beim Auftakt der Saison 1980/81 gegen Lok Leipzig (2:2), gar 30.000  zum Spitzenspiel gegen den 1.FC Magdeburg am 6. September 1980. Stadionsprecher „Kalle“ Kordt bat die Zuschauer zum Zusammenrücken auf den Traversen. Auf dem Rasen standen die Hanseaten gegen die prominenteren Magdeburger um Seguin, Pommerenke, Streich und Hoffmann. Dem gerade 19-jährigen Schlünz gelang das Dribbling des Nachmittags. Er wurde in der 40. Minute im Strafraum gefoult und Rainer Jarohs verwandelte den Elfmeter mit Schmackes. Mal abgesehen vom verdienten Sieg etablierte sich seit jenem Spiel eine Mittelfeldreihe mit Mischinger, Schulz und Schlünz, wie es sie in ihrer Leistungsdichte seinerzeit in keinem anderen Oberligaclub der DDR gab. Prompt landete das Dreigestirn (plus Jarohs) in der Bestenliste der Fußballzeitschrift „FUWO“. Auswahlspieler-Potenzial! Juris Karriere nahm deutlich Fahrt auf. Die Auswahltrainer hatten ihn längst im Visier. Erst recht, nachdem er 1982/83 eine großartige Saison bestritt.  Platz Eins auf seiner Position in der „FUWO“-Bestenliste. Eine schwere Verletzung verhinderte die logische Entwicklung. Aber Juri war auch in den folgenden Jahren Aktivposten und strebte ehrgeizig nach neuen Höhepunkten.

Die erste EC-Teilnahme seit 20 Jahren war für Hansa als Tabellenvierter 1988/89 vermeintlich der große Clou der Vereinsgeschichte, der mit dem Einzug in die Bundesliga getoppt wurde. Hansas spektakuläres Entree in den Profifußball (4:0 gegen Nürnberg, 2:1 bei Bayern München, 5:1 gegen Borussia Dortmund) nahm Juri nur aus der Peripherie wahr. Beim Supercupspiel Meister Ost gegen West (Kaiserslautern) sah Juri die allererste Gelb-Rote Karte im deutschen Profifußball und wurde für ein Spiel gesperrt. Als die Sperre erlosch, war die Elf bereits eingespielt... Hansas Abstieg aus der Bundesliga, so überflüssig wie ein Kropf, konnte auch Juri nicht mehr verhindern. Nach zwei Serien in der Zweiten Liga sagte er dem aktiven Fußball Valet vor einer kümmerlichen Kulisse von gerade mal 1.000 Zuschauern, um wenige Tage später in Graal-Müritz vor der dreifach höheren Fan-Armada sein ganz persönliches Abschiedsspiel zu zelebrieren.

Begnadet als Fußballer war Juri auch ein befähigter Trainer. Er sah Talente wie einst seine Lehrmeister. Ein personifizierter Co, der etwa 1999 beim „Wunder von Bochum“ seinem Chef Andreas Zachhuber assistierte. Der Klassenerhalt in fast sprichwörtlich letzter Sekunde beim 3:2-Sieg. Juris Metier bis hin zum Abschied 2016 war der Nachwuchsfußball. Ihm gehörte seine Sympathie.

Eine über 50-jährige Vereinszugehörigkeit in vielen Funktionen macht Juri Schlünz zu einem Gesicht des F.C. Hansa in dessen traditionsreicher Geschichte. Demzufolge kommen zur Ehrerbietung auch die herzlichsten Glückwünsche! Juri hat in unserem Verein Fixpunkte hinterlassen!