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15.09.2011 18:42 Uhr

Der Liga-Krösus wartet - Eintracht Frankfurt in der Gegneranalyse

Eintracht Frankfurt kämpft nach der katastrophalen Rückrunde und dem folgenden Abstieg aus Liga 1, um den direkten Wiederaufstieg. Das Potenzial der Mannschaft ist für 2.Liga-Verhätnisse enorm. Viele Spieler warten mit großer Erfahrung auf und im Sturm hat die SGE sogar ein Luxusproblem. Bisher ist die Eintracht ungeschlagen in die Saison gestartet, doch mit vier Unentschieden aus den ersten sieben Begegnungen haben die Hessen bereits fünf Punkte Rückstand auf die Spitze. Ein Blick auf den morgigen Hansa-Gegner soll über Startprobleme, die Möglichkeiten des Kaders und die Perspektiven Aufschluss geben und nicht zuletzt der Frage nachgehen: Wie spielt die Mannschaft von Trainer Armin Veh gegen unsere Kogge?
Die Erwartungshaltung in Frankfurt/Main ist riesig. Der Abstieg soll bereits im Frühjahr nächsten Jahres als Unfall abgehakt und korrigiert worden sein. Ganz ähnlich wie die Hertha aus Berlin im Jahr zuvor, die am Ende ihrer Favoritenrolle gerecht wurde.

Großer Kader und eine neu formierte Defensive

Trainer Armin Veh, der den Hansa- und Fußballfans natürlich ein Begriff ist, kann personell aus den Vollen schöpfen. Im Tor steht derzeit wieder, der mit 325 Erst- und Zweitligaeinsätzen und 37 Lenzen erfahrenste Mann im Kader der Frankfurter, Oka Nikolov. Der verlässliche Schlussmann debütierte bereits 1995 unter Charly Körbel bei den Hessen und setzte sich häufig gegen Konkurrenz im Frankfurter Kasten durch. So auch dieses Jahr, wo ihm die Kölner Leihgabe Thomas Kessler (25) vor die Nase gesetzt wurde. In den ersten Partien spielte Kessler, patzte und nahm seitdem auf der Ersatzbank Platz. 
In der Abwehr, die mit sieben Gegentoren nicht immer sattelfest war, hat der Trainer noch die meisten Sorgen. Nachdem die angestammte Abwehr fast vollständig den Verein aufgrund des Abstieges verließ, ist Vehs ganzes Geschick gefragt, einen sicheren Verbund zu schaffen. Sowohl Marco Russ, Chris, Patrick Ochs (alle zum VfL Wolfsburg) und Maik Franz (jetzt Hertha BSC) kehrten dem Verein den Rücken und halten nun weiter in Liga 1 ihre Knochen hin. Ersetzt wurden sie durch Anderson (23) von Borussia Mönchengladbach, Constant Djakpa (24), der zuletzt bei Hannover 96 aktiv war, dem Talent Stefan Bell (19) und Gordon Schildenfeld, der aus Graz kam. Lediglich das hoch veranlagte Frankfurter Eigengewächs Sebastian Jung blieb als Stammkraft auf der rechten Außenverteidigerposition seinem Verein treu. Zuletzt, bei Energie Cottbus, wo die SGE-Defensive drei  Gegentore kassierte, standen Djakpa, Schildenfeld, Anderson und der besagte Sebastian Jung in der Verteidigung und machten ihre Sache alles andere als souverän. Doch die Frankfurter hatten bereits auch starke Spiele dabei, das 4-0 gegen den Stadtrivalen FSV und das 3-0 gegen die überraschend aufstrebenden Braunschweiger, zeigten wie viel Klasse die Mannschaft besitzt und das auch die Abwehr sicher stehen kann.

Populäres Spielsystem und ein Überangebot im Mittelfeld

Auch Trainer Veh setzt derweil auf das beliebte 4-2-3-1- System mit zwei defensiven Mittelfeldspielern, derzeit in persona Matthias Lehmann (28) und dem Schweizer Kapitän Pirmin Schwegler (24). Etwas überraschend, dass der vom FC St. Pauli gewechselte Lehmann noch nicht so richtig in Liga 2 und bei der Eintracht angekommen ist. In Paulis Abstiegssaison noch einer der Besten, ist er derzeit mit einem Kicker-Notenschnitt von 4,36 noch nicht der gewünschte Spielgestalter. Davor agieren im offensiven Mittelfeld Benjamin Köhler (31) oder der bislang mit fünf Toren treffsicherste Schütze Alex Meier (28). Auf der rechten Mittelfeldseite vertraut Veh dem jungen Sebastian Rohde, der dort einen soliden Part übernimmt. Im linken Mittelfeld scheint sich derweil noch keine Stammkraft etabliert zu haben. Mal rückte Köhler auf die Position, Ümit Korkmaz durfte sich dort probieren, oder auch Alex Meier seine Fähigkeiten testen. Auf der Bank warten  noch weiter potentielle „Stammelf-Kandidaten“. Neben dem 2008 für 3,8 Millionen Euro geholten Caio (25), könnte der Meistercoach von 2007 (damals VfB Stuttgart) auch Karim Matmour (26), der vor der Saison von der Borussia aus Gladbach verpflichtet wurde, das Vertrauen schenken. Ein Wechselspiel im Mittelfeld, ob vor oder während der Partie gegen den F.C. Hansa scheint nicht ausgeschlossen, zumal der Verein, gerade im Sturm, kurz vor Toresschluss noch einmal kräftig nachrüstete.

Kurz vor Knapp – Frische Spieler vom Transfermarkt

Die heiße Phase der Transferperiode brachte im Sturm noch einmal einige Veränderungen mit sich und lässt Armin Veh die Qual der Wahl. In die Saison mit den Stürmern Ioannis Amanatidis, Martin Fenin, Erwin Hoffer und Theofanis Gekas gestartet, zeigt sich nun ein um 50% verändertes Bild. Von dem unzufriedenen Amanatidis wurde sich nach einem Rechtsstreit schnell getrennt, auch Martin Fenin verließ noch Ende August den Verein Richtung Cottbus, nur um Platz zu machen für zwei neue, namhafte Stürmer. Zum einen kam wiederum aus Gladbach der Erstligaerfahrene Mohammadou Idrissou (31), der in 139 Partien in Liga 1, 27 Tore erzielte. Zum Anderen wurde der Kanadier Rob Friend (30) von Hertha BSC verpflichtet. Und der erste Auftritt der beiden gab den Verantwortlichen bei Eintracht Frankfurt recht: Friend im Sturmzentrum und Idrissou als linke, hängende Spitze, spielten von Beginn, trafen und retteten so den einen Punkt im Cottbuser Stadion der Freundschaft.
Derweil ist  der Weg des eigentlich erfolgreichsten Torjägers der Eintracht, Theofanis Gekas, ungewiss. Der Grieche, der mit 133 Bundesligaspielen und 55 Toren aufwartet und 2007 als Bochumer sogar Torschützenkönig wurde, ist unzufrieden mit seiner Joker-Rolle und machte seinem Ärger auch öffentlich Luft. In einem Kicker Online-Artikel, der diese Woche erschien, wird noch über einen Wechsel beispielsweise in ein arabisches Land spekuliert, in dem das Transferfenster noch weiter geöffnet ist.

Großer Kader – große Probleme?

Insgesamt ist bei dem mit 30 Mann starken Kader immer mit unzufriedenen Spielern, ob kurzer Einsatzzeiten, zu rechnen und Armin Veh wird alle Hände voll zu tun haben, ein Klima der Zufriedenheit in der Mannschaft zu erhalten. Auch die durchwachsenen Auftritte der Mainhessen macht den Verantwortlichen und Fans noch ein paar Sorgen, wünschen sie sich doch eigentlich Dominanz in der Liga. Gegen Cottbus konnte der eine Punkt noch mit langen Bällen und drei Kopfballtoren gerettet werden. Zu Gute halten muss man der SGE sicher, dass sie bereits gegen die Stärksten der Liga ran mussten. Sie bestritten Partien gegen St.Pauli, Greuther Fürth, Eintracht Braunschweig, Fortuna Düsseldorf und eben Energie Cottbus, doch auch der SC Paderborn schaffte in Frankfurt einen Punktgewinn. Noch ist nicht der richtige Spielfluss gefunden, die kürzlich geholten Spieler müssen noch sinnvoll integriert werden und viele Automatismen müssen erst noch greifen, damit das Auf und Ab dieser Saison ausgeglichen werden kann. Auf dem Papier sind die Frankfurter der klare Aufstiegsfavorit, doch was für ein Spiel die Eintracht am Freitag gegen Hansa Rostock erwischt, weiß man erst im Laufe der Partie. Aber man weiß ja, Veränderungen im Fußball klappen meistens nicht von heut auf morgen…