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12.08.2011 19:37 Uhr

Der „neue“ MSV – Ambitioniertes Team mit schwachem Start

Der MSV Duisburg hat trotz großem Anspruchsdenken einen eher holprigen Start in die neue Zweitliga-Saison hingelegt. Mit nur einem Punkt aus den ersten drei Spielen stehen die Zebras noch zwei Ränge hinter dem F.C. Hansa in der Tabelle. Lediglich im Pokal konnte der MSV die erste Runde überstehen. Es gelang ein 2-0 beim letztjährigen Ligakonkurrenten der Rostocker, dem SV Babelsberg 03. In diesem Bewerb hat der „Meidericher Sportverein“ jedoch auch einen Ruf zu verteidigen, standen die Duisburger doch im vergangnen Jahr im Finale gegen den am Ende klaren Pokalsieger FC Schalke 04.

Am kommenden Sonntag gastiert der F.C. Hansa Rostock in der „Schauinsland-Reisen- Arena“  zum 4.Spieltag der noch frischen Saison (LIVE im Hansa Fanradio). Was für ein Gegner dort auf den F.C. Hansa wartet, welche Spielweise und taktischen Besonderheiten diesen ausmachen, soll folgende Analyse beschreiben.

Der MSV erlebte wie kein anderer Verein in der 2.Liga einen Umbruch vor der Saison. 15 neue Spieler wurden unter Vertrag genommen, 14 Spieler haben den Verein verlassen. In ähnlicher Weise schlug sich das auch in der Startelf vom 1.Spieltag der neuen Saison nieder: acht Neuzugänge standen dort auf dem Platz, darunter auch bekannte Namen wie Ex-96-Torwart Florian Fromlowitz, der den zu Bayer 04 Leverkusen abgewanderten David Yelldell  ersetzte, der Ex-Herthaner Valeri Domovchiyski oder der ehemalige Cottbuser Emil Jula. Dass bei einem solchen Wechselspiel noch nicht alle Automatismen und Vorstellungen des Trainers Milan Sasic greifen können, ist selbsterklärend. So stellte Sasic seine Mannschaft innerhalb der ersten drei Spieltage auf jeweils bis zu 3-4 Positionen um, insgesamt kamen bereits 19 Akteure zum Einsatz.

So ganz scheint der Coach der Duisburger auch die bestmögliche Taktikformation noch nicht gefunden zu haben. Er wechselte bereits von einem 4-4-1-1 mit Domovchiyski hinter Jula als hängende Spitze, über ein 4-4-2 im Heimspiel gegen Energie Cottbus (Endstand: 1-2) zu einem auch von Hansa praktizierten 4-2-3-1 im letzten Spiel beim FSV Frankfurt (Entstand 0-0), sprich mit nur einer echten Spitze und zwei defensiven Mittelfeldspielern vor der Abwehr. Charakteristisch war bisher nur die „Doppel-Sechs“. Diesen Part übernahm als Konstante bis dato nur Goran Sukalo, der mal André Hoffmann (1.Spieltag), mal Kevin Wolze (2.Spieltag) oder Vasilios Pliatsikas (3.Spieltag) zur Seite gestellt bekam. Eine optimale Formation scheint dabei (noch) nicht gefunden. Jedenfalls ließen die Duisburger in diesem Bereich, sowie auf den beiden Außenverteidigerpositionen, dem Gegner zu große Entfaltungsmöglichkeiten und dementsprechend Raum um Torchancen zu kreieren. So musste Keeper Fromlowitz in den ersten beiden Saisonspielen bereits fünfmal hinter sich greifen.

Das Innenverteidiger-Gespann aus dem Brasilianer Bruno Soares (22, 1,94m), sowie Vize-Kapitän Branimir Bajic (31, 1,87m) scheinen ihre Plätze derzeit aber sicher zu haben, so standen sie in den letzten drei Pflichtspielen gemeinsam auf dem Platz, agierten kopfballstark, jedoch mit Abstimmungsproblemen. Die Mischung aus Jugend und Erfahrung die sich bei den beiden Innenverteidigern zeigt, durchzieht den gesamten Kader der Westfalen.  Milan Sasic lässt sowohl junge, talentierte Akteure wie Wolze (21), Daniel Brosinski (23) oder den zuletzt beim VFL Osnabrück aktiven Flamur Kastrati (19) zum Zuge kommen, setzt aber wie auch bei seinen letzten Trainerstationen beim 1.FC Kaiserslautern oder auch bei der TuS Koblenz auf erfahrene „Leitwölfe“. Mit Bajic, Jula, Sukalo oder Jiayi Shao befanden sich mehrere Spieler jenseits der 30 in der ersten Elf. Dass ältere Spieler häufiger gesundheitliche Probleme aufweisen, zeigt momentan das „Lazarett“ der Zebras. Neben Emil Jula, der noch an einem Muskelbündelriss laboriert, stehen sowohl der nach Kreuzbandriss langzeitverletzte Kapitän Srdjan Baljak (32) und auch die MSV-Legende und ehemalige Spielführer Ivica Grlic (36) nicht zur Verfügung. Anhand der beiden verletzten Spieler Jula und Baljak erkennt man auch die Misere in der sich der MSV derzeit noch befindet: Es fehlen durchschlagskräftige und torgefährliche Stürmer. Mit Mittelfeldmann Kevin Wolze wird zwar der bislang torgefährlichste Duisburger (2 Treffer) auflaufen, dieser kommt aber eher über seine gute Technik und mitunter gefährliche Tempodribblings zum Torabschluss. Auf einen echten „Brecher“ im Sturmzentrum kann der Verein, ob der Verletztenliste, am Sonntag nicht setzen.

Insgesamt setzte Sasic  Spieler ein, die mit 25,56 Jahren den drittjüngsten Altersdurchschnitt der 2.Liga aufwiesen. Für den 52-jährigen Kroaten, der im Jugoslawien-Krieg Anfang der 90er Jahre mit seiner Familie nach Deutschland floh und sich vom Straßenkehrer zum Bundesliga-Trainer „hocharbeitete“, wird es eine Mammut-Aufgabe den neu zusammengestellten Kader, mit Spielern aus immerhin 13 verschiedenen Nationen so zu einen, dass er seine hochgesteckten Ziele, unter den ersten sechs der Tabelle mitzuspielen, erreichen kann. In jedem Fall wird es am Sonntag eine interessante Zweitliga-Partie vor erwarteten 14000 Zuschauern werden, in der beide Vereine auf den ersten Sieg der Saison „brennen“.