04.10.2021 12:59 Uhr
Wenn die Alten in nostalgischer Verklärung über den Rostocker Fußball der 1960er-Jahre schwärmen, dann darf sein Name nicht fehlen: Herbert Pankau. Heute wird er 80.
Mit Ball war Pankau ein Mann der darstellenden Kunst. Und ohne? Nun ja. Jedenfalls hatte Trainer Walter Fritzsch, der „kleine General“, beizeiten in bunten Aufzeichnungen vermerkt, dass das Lauftraining seines Schützlings niemanden vom Hocker riss. „Ich gebe Herbert lieber zwei Bälle, das treibt ihn auch voran“, präferierte Fritzsch eine andere Methode. Pankau hat es nicht geschadet. Seine Laufbahn, die er, aus Grevesmühlen kommend, in Rostock mit 18 Jahren begann, war furios und besaß einen dick roten Faden: Erstklassiger Fußballer als ewiger Zweiter. Der „Ex“ (den Spitznamen der Mannschaft hat er als Zweiter nach Hans Levknecht bekommen) bestritt sein erstes Punktspiel am 22. Mai 1960 gegen den SC Dynamo Berlin (2:0/zweimal Arthur Bialas). In der Oberliga mit 257 Einsätzen gab es nur Silber, das für ihn glänzte: Vier Vizemeisterschaften und zwei verlorene Pokalfinals in elf Jahren. Pankau war einer der besten Mittelfeldspieler der DDR. Inmitten einer großen Empor- und später Hansa-Truppe nahm Herbert Pankau ganz entscheidenden Einfluss auf die Spielentwicklung. Heiße Europacup-Abende (gegen Florenz oder gegen das weltberühmte Inter Mailand) sahen ihn in Bestform.
Im Auswahldress selbstredend auch. Sein erstes Länderspiel absolvierte „Ex“ am 22. Dezember 1962 in Bamako beim 2:1 gegen Mali. Er gehörte zur Olympiamannschaft, die 1964 in Tokio die Bronzemedaille gewann. Und Pankau war Kapitän jener Olympiaauswahl, die sich am 24. April 1968 vergeblich anschickte, die „schwarze Nacht von Stara Zagora“ (1:4 in Bulgarien) vergessen zu machen. Im Rückspiel kam nur ein 3:2 zustande – die DDR-Elf reiste nicht nach Mexiko. Für Pankau endete am 6. Dezember 1967 gegen Rumänien (1:0) nach 25 Einsätzen die offizielle Länderspielbilanz, die er für sich mit seinen zwei Toren im EM-Qualifikationsspiel gegen Dänemark (3:2) am 11. Oktober jenes Jahres noch aufhübschte. 1968 stand der „Ex“ zwar noch in Übungsspielen im Auswahltrikot aber im einzigen Länderspiel des Herbstes (1:1 gegen Polen) nicht mehr im Kader.
Ach ja, 1968. Das große Hansa-Jahr der verpassten Möglichkeiten. Vier Spieltage vor Saisonschluss hatte Hansa in einem bewegten Spiel mit toller Dramaturgie (2:1 durch Pankau in der letzten Minute) den Meisterschaftsfavoriten aus Jena bezwungen und liebäugelte nun selbst mit dem Titel. Zwei 0:1-Niederlagen (gegen ASK Vorwärts Berlin und in Zwickau) später verflüchtigten sich alle Träume. Hansa wurde – fast gesetzmäßig – wieder nur Vizemeister. Und der „Ex“? Dem fehlten in der Fuwo-Umfrage unter 47 Sportredaktionen des Landes zum „Fußballer des Jahres 1968“ mickrige 29 Punkte auf den Sieg. Möglicherweise auch deshalb, weil Pankau im Punktspiel in Zwickau seinen einzigen Feldverweis in der Karriere abfasste. Und zwar mit triefender Logik: Nachschlagen OHNE Ball!