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07.05.2007 15:05 Uhr

Djordjije Cetkovic: Schauen, spielen, treffen…

Es ist wohl der Traum eines jedes Jungen, einmal für die Nationalmannschaft seines Landes Fußball zu spielen. Djordjije Cetkovic aus Podgoriza in Montenegro war früher auch so ein „Träumer“. Er war ein Bursche voller Hoffnungen, Ziele, Sehnsüchte und Wünsche. Ein Steppke voller Hunger auf Erfolg. Übungsleiter Nikola Raickovic fand den Straßenfußballer, hegte und behütete das Ausnahmetalent über Jahre. Schließlich holte der Trainer den kleinen Schwarzschopf zum F.K. Crvena Stijena Podgorica. Hier bekam er mit 16 Jahren seinen ersten Vertrag als Berufsspieler. Damit ist Djordjije noch heute der jüngste Profi, der jemals in Serbien und Montenegro gespielt hat.

Mit nur 16 Jahren gab „Cele“ in der höchsten Spielklasse sein Debüt. Damals galt er als das größte Talent und bester Jugendspieler des Landes. Der drei Jahre jüngere Bruder Marko folgte als Profi bei FC Zeta Montenegro in die Liga, nur der 11-jährige Stefan hat (noch) nichts mit dem Ball am Hut…
Die Fußball-Gene scheinen im Blut der Familie zu liegen. Djordjijes Mutter Zdenka ist die Schwester von Predrag Mijatovic, der einst für Real Madrid spielte und mittlerweile Manager der „Königlichen“ ist.

Djordjije erinnert sich: „Wenn mein Onkel daheim war, kickten wir schon mal zusammen oder er erzählte mir vom großen Fußball. Heute telefonieren wir noch oft.“
In Djordjijes Vita stehen unterdessen die Vereine F.K. Crvena Stijena Podgorica, F.K. Budućnost  Podgorica und F.K. Čukarički Belgrad, der FK Zeleznik, der in den FC Vozdovac überging, und eben der F.C. Hansa Rostock.

Im November 2005  weilte Cetkovic erstmals zum Probetraining in Rostock. Aber eine Fischvergiftung sorgte für Magen- und Darmprobleme. Cetkovic machte sich Mut: „Trainer Frank Pagelsdorf hatte mir damals versprochen, dass ich noch einmal die Gelegenheit bekomme, meine Qualitäten zu zeigen.“

So kam es. Zum Trainingsauftakt reiste der Montenegriner im Januar 2006 noch einmal in Rostock an und düste sofort mit nach Dubai  ins Trainingslager. „Ich hatte gleich ein gutes Gefühl, habe mich stark und wohl gefühlt und meine Chance genutzt…“
Jedenfalls verpflichtete der Verein den Schwarzschopf tatsächlich bis 2008. Frank Pagelsdorf damals: „Das ist ein Wechsel auf die Zukunft, den Jungen baue ich hier langsam auf. Cetkovic ist ein technisch versierter Mittelfeldspieler mit gutem Zug zum Tor. Djordjije wird noch etwas Zeit brauchen. Aber wenn er sich an unsere Mentalität und den Fußball hier gewöhnt hat, wenn er unsere Sprache spricht und sich zu Hause fühlt, kann er sich bei uns einen Stammplatz erobern.“

 

Diese Zeit ist ran. Cetkovic ist in Rostock „angekommen“ und auf dem Sprung in die Stammelf. Schon jetzt ist er der beste Einwechsler. Keiner kommt bei Hansa so schnell ins Spiel wie er…
„Ich bin jetzt seit 14 Monaten in Rostock, habe hier eine schöne Wohnung und mit meinem Wechsel an die Küste alles richtig gemacht. Aber ich bin erst bei 80 Prozent meines Leistungsvermögens. Ich kämpfe noch um einen Stammplatz und will immer spielen. Viele sagen, ich sei der beste Einwechselspieler der Mannschaft. Aber damit will ich mich nicht zufrieden geben. Ich bin ein Spielmachertyp, habe eine relativ gute Technik, bin dribbelstark und etwas ballverliebt. Wichtig ist, nie lange denken, intuitiv spielen. Dies versuche ich umzusetzen. Mein Motto: Schauen, spielen, treffen. Wenn man lange denkt, spielt man nie gut…“

 

Spieler wie Onkel Predrag Mijatovic, die Brasilianer Kaka und Ronaldo sowie der Ukrainer Schewtschenko sind die Vorbilder von Cetkovic, der in der Rostocker City wohnt, gern in Berlin einkauft, dort Freund und Freundin hat, Klamotten von Armani und D&G liebt, Ferraris toll findet, Angelina Jolie und Halle Barry verehrt und in seiner Freizeit Basketball und Tennis spielt.
Aber nichts ist Djordjije Cetkovic wichtiger als der Aufstieg mit dem F.C. Hansa in die Bundesliga. Dafür hat Cetkovic ein großes Opfer gebracht. Am 23. März 2007 bestritt Montenegro gegen Ungarn in Djordjijes Geburtstort Podgorica vor 10.000 Zuschauern das erste Länderspiel in der Verbandsgeschichte. Trainer Zoran Filipovic hatte ihn dafür ebenso wie seinen Bruder Marko auf dem Zettel. Aber der Hansa-Profi verzichtete. „Die Umstände haben meinen Einsatz damals nicht zugelassen. Kurz vor diesem Spiel ist mein Vater Zeljko im Alter von 47 nach dreijähriger schwerer Krankheit verstorben. Der Verein hatte mich für zwei Wochen freigestellt. Diesen Trainingsrückstand musste ich erst aufholen. Schließlich ist der Aufstiegskampf momentan die wichtigste Sache für den Verein und für mich. Ich will in die Bundesliga und ich profitiere davon, wenn wir in der Beletage des deutschen Fußballs spielen.“ Aber die Nationalelf ist für Djordjije Cetkovic längst kein Traum mehr…