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24.06.2010 16:41 Uhr

F.C. Hansa Rostock trauert um seinen ehemaligen Trainer Jörg Berger

Die Nachricht ist ein Schock für den gesamten deutschen Fußball und speziell auch für den F.C. Hansa Rostock: Trainer Jörg Berger ist tot. Der ehemalige DDR-Auswahltrainer und Bundesliga-Coach starb am Mittwoch im Alter von 65 Jahren nach langer schwerer Krankheit. Das teilte der Rowohlt- Verlag im Auftrag der Familie am Donnerstag mit. Jörg Berger trainierte den F.C. Hansa Rostock vom 17. November 2004 bis zum 14. August 2005.

„Der deutsche Fußball verliert mit Jörg Berger ein bedeutendes Gesicht. Jörg Berger ist immer geradlinig seinen Weg gegangen, das hat ihn unverwechselbar gemacht. Es macht mich sehr traurig, dass er nun doch den Kampf gegen seine Krankheit verloren hat“, sagte Rostocks Vorstandsvorsitzender Bernd Hofmann.

Als letzte Station hatte Berger im vergangenen Jahr Bundesliga-Absteiger Arminia Bielefeld für ein Spiel betreut. Seine größten Erfolge in der Bundesliga feierte er mit Eintracht Frankfurt und Schalke 04, die er jeweils auf Platz drei führte. Bekannt war Berger vor allem als „Feuerwehrmann“ bei abstiegsbedrohten Vereinen.

Berger war 1979 aus der DDR geflüchtet - die Stasi hatte ihm danach immer wieder nachgestellt. Er war der Trainer mit der etwas anderen Biografie. Eine Biografie mit Brüchen: Zum Fußballlehrer wurde er in der DDR ausgebildet, mit 35 Jahren floh er unter dramatischen Umständen in den Westen, danach folgte die zweite Karriere als Coach in der Bundesliga. Berger hat viel durchgestanden - und damit ist mehr gemeint als die Gebräuche des Trainergeschäfts mit vorzeitigen Freistellungen. So musste er die Nachstellungen des DDR-Staatssicherheitsdienstes in den achtziger Jahren erdulden. Er hat das geschafft. Den Kampf mit dem Krebs hat er verloren: Jörg Berger ist gestorben.

Bergers Leben sammelte genug Stoff für eine Autobiografie an: "Meine zwei Halbzeiten: Ein Leben in Ost und West", hat er das Buch genannt, das 2009 erschienen war. Ein Buch, in dem er erstmals das Ausmaß der Bedrohungen öffentlich machte, die der DDR-Geheimdienst nach Bergers Flucht in den Westen gegen den Trainer ausübte. So überlebte er als Trainer des KSV Hessen Kassel Mitte der achtziger Jahre einen Giftanschlag. Mehrfach erhielt er Morddrohungen.

Seiner Karriere im Westen tat das wenig Abbruch. Berger gehörte zu den meistgefragten Trainern, wenn es darum ging, in Abstiegsgefahr geratenen Vereinen den Klassenerhalt zu sichern. Nachdem ihn Eintracht Frankfurt, der 1. FC Köln und der Karlsruher SC in dieser Funktion engagiert hatten, hatte Berger das Etikett des "Feuerwehrmannes" verpasst bekommen. Sein Meisterstück in dieser Hinsicht war zweifellos die Rettung der Frankfurter Eintracht 1999. In einem dramatischen Saisonfinale schaffte Frankfurt am letzten Spieltag den Absprung von den Abstiegsplätzen.

Dabei war er durchaus auch in der Lage, Spitzenmannschaften zu betreuen. Mit Frankfurt spielte er 1990 lange Zeit um den Titel mit, ebenso mit dem FC Schalke 1996. Beide Teams führte er auf Platz drei der Abschlusstabelle. Nach Jahren des Misserfolgs erreichte er mit dem Zweitligisten Alemannia Aachen das DFB-Pokalendspiel 2004.

Damals hatte er bereits mit dem Krebs zu kämpfen. 2002 musste er sich erstmals operieren lassen, 2005 kehrte die Krankheit zurück, 2008 musste er sich erneut einer Chemotherapie unterziehen. Immer wieder kam er zurück, ließ sich 2009 sogar noch einmal für einen letzten "Feuerwehr-Job" bei Arminia Bielefeld engagieren - vor dem letzten Spieltag. Ohne Erfolg allerdings. Die Arminia stieg trotzdem ab.

"Ich bin optimistisch, ich bin ein Kämpfer", hatte Berger nach seiner Operation 2008 gesagt: "Früher musste ich Mannschaften retten. Jetzt muss ich mich selber retten." Jörg Berger wurde 65 Jahre alt.