Login



Noch kein Mitglied?
Jetzt Mitglied werden »

x

25.08.2011 17:37 Uhr

FC Ingolstadt 04 – starker, erfahrener Kader, trotzdem Sorgen

Ein weiterer Beitrag aus der Reihe "Gegneranalyse". Diesmal steht der FC Ingolstadt auf dem Prüfstand. System, Formation, Trainer und Umfeld werden in gewohnter Manier auf Herz und Nieren geprüft und analysiert.

Der FC Ingolstadt 04 hat einen sehr schwierigen Saisonstart erwischt, der mit mageren zwei Toren und zwei Punkten ausfiel und derzeit Tabellenplatz 17 bedeutet. Auch wenn es noch sehr früh in der Saison ist - Abstiegskampf, das ist nichts Neues im "Hause FCI". In der letzten Saison konnte das Saisonziel aber mit 37 Punkten und Rang 14 erreicht werden. Nach dem direkten Wiederaufstieg in der Saison 2009/2010 gelang also der Verbleib in Deutschlands zweithöchster Spielklasse unter dem erfahrenen Trainer Benno Möhlmann.

Doch ihn plagen in dieser Saison etwas unbekanntere Sorgen, wie die in der Abwehr. In der letzten Spielzeit war es noch die Defensive, die den Ingolstädtern vor dem Gang in die Drittklassigkeit bewarte. Mit 46 Gegentreffern zeigten sich die "Schanzer" alles andere als abstiegsreif. Doch in dieser Saison "hakt" es ein wenig, sowohl in der Abwehr, als auch im Angriff. Ingolstadts Torverhältnis: 2:10. Das liest sich erst einmal negativ, doch darf man dabei den Fakt nicht außer Acht lassen, dass mit dem FC St.Pauli, der Fortuna aus Düsseldorf und der Spvgg Greuther Fürth drei absolute Top-Mannschaften der jungen Saison gegen die 04er antraten und allesamt siegten. Derzeit belegen die drei die Plätze 1,2 und 5 der Tabelle. Gepunktet wurde nur in den Heimspielen gegen den FSV Frankfurt und Erzgebirge Aue.

Die Chronologie der Ereignisse - ESV+MTV= FCI

Der für seine Akribie und sein Faible für erfahrene Akteure bekannte Benno Möhlmann, der mittlerweile auf eine lange Trainerkarriere in den Ligen 1 + 2 (u.a. HSV, Arminia Bielefeld, Greuther Fürth) zurückblicken kann, arbeitet seit November 2010 beim erst 2004 gegründeten Klub. Damals ging der Verein aus dem ESV und dem MTV Ingolstadt hervor und spielt mittlerweile im 15.000 Mann fassenden Audi-Sportpark, der in nur 12 Monaten aus dem Boden gestampft wurde. Damit konnte den Auflagen für eine Spielberechtigung in Liga 2 Genüge getan werden.

Die taktischen Aufstellungen der ersten fünf Spieltage waren nicht gerade durch Kontinuität geprägt. Benno Möhlmann ließ kräftig durchwechseln und ist noch auf der Suche nach einer festen Formation. Von einem 4-2-3-1 mit einer "Doppel-Sechs" im ersten Spiel über ein Angriffspiel mit hängender Spitze, ausgefüllt von Kapitän und Goalgetter der letzten Saison Stefan Leitl, bis hin zu einem 4-4-2-System war alles dabei.

In der Abwehr gesetzt sind Außenverteidiger Moise Bambara, Andreas Görlitz und der Abwehr-Recke Marino Biliskov, der mit 35 Jahren der erfahrenste Mann im Kader der Ingolstädter ist. Weiterhin wechselten sich Marvin Matip, Tobias Fink und David Pisot auf den übrigen Defensivpositionen ab. Auch die beiden defensiven Mittelfeldspieler sind bisher nicht an feste Personen gebunden. Neben Christoph Metzelders jüngerem Bruder Malte probierten sich Manuel Hartmann und Leonhard Haas. Im letzten Spiel gegen die Fürther war es alleine Marvin Matip, der den "Abräumer" mimte und Malte Metzelder vor sich, stärker in der Offensive  eingebunden, sah. Doch dieses Experiment musste schnell abgebrochen werden, da sich Metzelder verletzte und auch im Spiel gegen Hansa zuschauen muss. Also sieht sich Möhlmann auch gegen die "Kogge" gezwungen, Veränderungen vorzunehmen.

Das Heil in der Offensive – mit einem Rekordtransfer soll vieles besser werden

Ob er das auch in der Offensive weiterhin tut, bleibt abzuwarten. Doch auch hier zeigte sich der 57-jaehrige in den ersten Begegnungen als Freund der Rotation. Leitl ist wie in der Vorsaison mit all seiner Erfahrung und seinem Torinstinkt eine feste Stütze, auch wenn er an die Leistungen der Vorsaison, die er mit 13 Treffern und neun Vorlagen veredelte, bislang nicht herankam. Anfang August konnte, um den Anforderungen im Angriffsbereich gerecht zu werden, noch ein Spieler und damit auch der Rekordtransfer der Ingolstädter realisiert werden. 500.000 Euro ließ man sich die Dienste des Tunesiers Ahmed Akaichi kosten, der von Möhlmann auch direkt zum Einsatz gebracht wurde, in bislang drei Einsätzen aber noch nicht das einhalten konnte, für was er geholt wurde - Tore schießen. Nichtsdestotrotz setzt sein Coach große Stücke und vermutlich auch gegen den F.C.Hansa auf ihn. Möglicherweise unterstützt wird Akaichi dabei von Moritz Hartmann als hängende Spitze, über die rechte Mittelfeldseite wird dann Kapitän Leitl versuchen Druck auf das Hansa-Tor aufzubauen. Doch bei Benno Möhlmann sind auch weitere Optionen vorstellbar, überraschte er doch gerade im Angriff mit einigen Variationen. Mit Joker Edson Buddle hätte er noch eine torgefährliche Alternative, konnte der 30-jaehrige US-Amerikaner doch schon einmal (beim 1-1 gegen den FSV Frankfurt), gerade von der Bank gekommen, treffen.

Erfahrung vorne und hinten – der Trainer ist dennoch unzufrieden

Daraus, dass bei den 04ern noch nicht alles nach Plan lief, machte Benno Möhlmann keinen Hehl: "Wir haben noch nicht dieses Miteinander, diese Aggressivität in den Zweikämpfen, die uns in der Rückrunde der Vorsaison ausgezeichnet hat", konstatierte der sichtlich von seinem Team enttäuschte Fußball-Lehrer bereits nach dem Spiel gegen St.Pauli, sprich nach dem ersten Spiel der Saison. Viel hat sich seitdem in seiner Mannschaft, trotz zweier Unentschieden, jedoch nicht getan. Dass der 57-Jaehrige, wie bereits erwähnt, gerne auf erfahrene Akteure zurückgreift, sieht man am Altersdurchschnitt der eingesetzten Spieler. Dieser ist mit 28,21 Jahren der deutlich höchste in den beiden deutschen Bundesligen.

Zu den erfahrenen zählt mittlerweile auch Sascha Kirschstein, der in der letzten Serie ein sicherer Rückhalt für die Schanzer-Abwehr war, doch in dieser Saison nicht zu alter Stärke fand (Kicker-Notenschnitt: 3,8). Auch eine Chance für Hansa endlich den Tor-Bann zu brechen und endlich den berühmten Tor-Schrei auf den Lippen wieder freien Lauf zu lassen. Schließlich haben die Ostseestädter mit dem FCI noch eine Rechnung offen, wenn man sich an die entscheidenden Spiele in der Relegation um die 2.Bundesliga erinnert.

Der FC Ingolstadt hingegen wird versuchen, die Revanche nicht glücken zu lassen und wie in der Vorsaison den Nicht-Abstieg zu meistern, schließlich will sich der Verein im deutschen Profi-Fussball etablieren und gemessen an dem starken Kader sogar hoch hinaus. Doch dafür müssen die Ladehemmungen und die Probleme in der Abwehr schnell beseitigt werden, sonst heißt es auch wie in der letzten Runde Abstiegskampf bis zum Ende. Aber gegen Hansa dürfen die Schanzer natürlich noch gerne mit den Verbesserungen warten.