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06.03.2016 19:48 Uhr

„Fluppi“ Decker – der Inbegriff der Zuverlässigkeit

Heute wird Jürgen Decker 70. Womöglich eine Hansa-Legende? Aber immer. 179 Oberligaspiele im Dress der Hanseaten als Stürmer. Kein Torjäger, aber verlässlich. Als Spieler und als Trainer.

Wieder Schneetreiben im Jahrhundertwinter 1978/79. Am 17. März 1979, vor dem Punktspiel gegen Stahl Riesa (3:2), wird der 33-jährige Jürgen Decker von den 12.000 Unentwegten im Rostocker Ostsee-Stadion verabschiedet. Eine bewegte Karriere hatte sich vollendet, die der renommierte Sportjournalist Dieter Buchspieß so beschreibt: „Die Sympathien galten in diesem Moment einem untadeligen und in jeder Hinsicht vorbildlichen Sportsmann, der in insgesamt 692 Einsätzen für seine Mannschaft stets sein Bestes leistete. Jürgen Decker war der Inbegriff der Zuverlässigkeit!“

Deckers erstes Punktspiel in der Männermannschaft – da noch für den SC Empor – endet am 27. Mai 1965 beim späteren Meister ASK Vorwärts Berlin mit 0:1. Sein letztes Spiel bestreitet „Fluppi“ am 25. November 1978 beim 2:2 gegen Chemie Böhlen. Dazwischen liegt die ganze Bandbreite Fußballers Freuden und Leiden. Am 8. Mai 1968, nach einem dramatischen 2:1 gegen den fast übermächtigen FC Carl Zeiss Jena vor 35.000 Zuschauern im rappelvollen Ostsee-Stadion, wird Decker als Torschütze und Protagonist im Oberliga-Spitzenkampf gefeiert. Doch am Ende der Saison wird Jena Meister, Hansa Zweiter.

Das ist hart. Auch die deutliche 0:3-Niederlage im FDGB-Pokalfinale 1967 in Brandenburg gegen Motor Zwickau tut weh. Viel bedrückender jedoch ist, dass „Fluppi“ Decker mit dem starken 46-er Fußballerjahrgang der DDR (also mit dem Kämpfer Rainer Schlutter aus Jena oder dem späteren Weltklassetorwart Jürgen Croy aus Zwickau) nicht am UEFA-Juniorenturnier 1964 in den Niederlanden teilnehmen darf. Bornierte Politiker in Zeiten des kalten Krieges verhindern eine Einreise der jungen DDR-Spieler.

Den allerersten Auftritt einer Hansa-Mannschaft auf dem Terrain der europäischen Wettbewerbe garniert Jürgen Decker am 18. September 1968 gegen den französischen Vizemeister OGC Nizza beim 3:0 gleich mit zwei Toren und sorgt damit maßgeblich für den Einzug in die nächste Runde.

Jürgen „Fluppi“ Decker als Trainer. Er assistiert Jürgen Heinsch, Uwe Reinders (wird mit Hansa 1991 Meister und Pokalsieger) und Frank Pagelsdorf. Die personifizierte Loyalität als Schattenmann, selbst wenn er auch als Cheftrainer in unteren Ligen Spuren hinterläßt.