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15.11.2006 08:39 Uhr

Frank Pagelsdorf & Stefan Beinlich: Hansas Traum-Duo

Frank "Pagel" Pagelsdorf und Stefan "Paule" Beinlich: SUPERillu-Autor und Ex-Energie-Profi Christian Beeck zog mit den Rostockern eine Zwischenbilanz.
Seit Sommer sind Sie beide wieder an der Küste vereint. Worauf basiert Ihre Liebe zu Hansa Rostock?

Beinlich: Ich hätte in die Schweiz oder nach Amerika gehen können, habe mich aber für Hansa entschieden, weil das die größte sportliche Herausforderung ist.
Pagelsdorf: Ich habe mich mit dem Wissen entschieden, dass in den letzten Jahren hier viel auf die Beine gestellt wurde. Die Bedingungen sind viel besser, als es zu meiner Zeit, von 1994 bis 1997, der Fall war. Damals liefen uns im Trainerzimmer Mäuse über die Füße. Heute sind wir, was die Infrastruktur angeht, erstligareif. Es gibt nur wenige Vereine, die solche Arbeitsbedingungen bieten. Deshalb fiel mir die Entscheidung leicht. Ich bin dahin zurückgekehrt, wo es für mich am schönsten war.

Herr Beinlich, auch Sie waren zwischen 1994 und 1997 in Rostock. Welche Rolle spielte der Trainer beim Wechsel vom HSV zu Hansa?
Beinlich: Eine große natürlich. Ich bin ja von mir aus auf den Verein zugekommen, wollte gerne wieder hier spielen. Der Trainer und ich haben in langen Gesprächen über unsere Bedenken und Vorstellungen gesprochen, was die nächsten zwei Jahre angeht. Und sind recht schnell auf einen Nenner gekommen.

Der da Aufstieg heißt?
Pagelsdorf: Derzeit sieht es ja ganz gut aus. Zur Winterpause wollen wir in der Tabelle unter den ersten sechs sein, um damit eine gute Ausgangsposition für die Rückrunde zu haben.

Die Chemie zwischen Ihnen stimmt. Das ist zu spüren. Zoffen Sie sich manchmal auch?
Pagelsdorf: Wenn Paule etwas stört, dann sagt er es auch. Zoffen würde ich das aber nicht nennen. Er spricht sachlich und geradeheraus die Dinge an. Das erwarte ich auch von ihm, weil er in der Mannschaft der Führungsspieler ist und die größte internationale Erfahrung hat.
Beinlich: Für mich ist es auch wichtig, einen Trainer zu haben, mit dem man reden kann. Nicht einen, der nur anordnet. Wir verfolgen doch alle das gleiche Ziel: den Aufstieg in die erste Liga. Dafür muss man kommunizieren. Wir wollen beide unsere junge Mannschaft entwickeln, nach oben bringen. Deshalb finde ich den Austausch sehr wichtig.

Ist zwischen Ihnen eine Art Männerfreundschaft entstanden?
Pagelsdorf: Für mich ist Paule eine absolute Vertrauensperson. Ich weiß, dass er immer versuchen wird, das Beste für die Mannschaft herauszuholen. Ich habe großen Respekt vor dem, was er geleistet hat und wie er mit den Jungs umgeht.

Die Hansa-Elf ist durchschnittlich 24 Jahre alt. Sie, Herr Beinlich, sind mit 34 ein alter Hase. Was können Sie den Spielern mit auf den Weg geben?
Beinlich: Das Wichtigste ist, dass wir erfahrenen Spieler da sind. Wir müssen nicht mehr die überragenden Leistungen bringen, sondern präsent sein und in schwierigen Situationen mit Erfahrungen helfen. Auch deshalb bin ich nach Rostock gekommen: Besonders in der letzten Saison haben hier zwei, drei Spieler gefehlt, die eingreifen konnten. Ein Beispiel: Wenn ein junger Spieler wie Amir ausgewechselt wird und deswegen enttäuscht ist, setze ich mich mit ihm hin. Wir reden, und ich mache ihm Mut.

1995 haben Sie beide den Aufstieg in die erste Liga geschafft. Nun gibt es einen neuen Anlauf. Entsprechend hoch sind die Erwartungen. Motiviert das oder setzt das unter Druck?
Beinlich: Für mich ist das Motivation. Mit meinen 34 Jahren bin ich außerdem froh, dass ich noch auf dem Platz stehen, der Mannschaft helfen kann. Deshalb ist der Druck relativ gering.
Pagelsdorf: Ich setze mich selber unter Druck. Habe ja auch eine gewisse Erwartungshaltung. Denn wir wollen was erreichen.

Hansa arbeitet seit Kurzem mit einem Leichtathletiktrainer zusammen. Haben Klinsis Trainingsmethoden auch die Küste erreicht?
Pagelsdorf: Es geht doch darum herauszufinden, was man im Fußball noch verbessern kann. Und da gibt es Potenzial. Ein Mentaltrainer ist wichtig. Paule hat damit schon Erfahrungen. Dann werden die Füße eines Spielers eigentlich kaum beachtet. Normalerweise müssten die Jungs regelmäßig zur Fußpflege. Irgendwann werden auch Defensiv- und Offensivtrainer gebraucht.
Beinlich: Ich glaube, der Trend geht dahin, individueller mit den Spielern zu arbeiten. Obwohl Fußball eine Mannschaftssportart ist und das Team als Ganzes funktionieren muss.

Es gibt Überlegungen, Herr Pa-gelsdorf, junge Spieler nach Rostock zu holen, ihnen Spielpraxis zu geben und sie weiter auszubilden.
Pagelsdorf: Das ergibt sich aus der Tatsache, dass wir kein Geld für fertige Spieler haben. Wir können uns keinen Roy Makaay leisten. Also müssen wir einen jungen suchen, der noch nicht bekannt ist, und ihn aufbauen. Erfreulich ist in dem Zusammenhang, wenn einer wie Paule zurückkommt. Das ist ein Signal, dass die, die mal bei Hansa waren, sich wohlgefühlt, sich gern daran erinnert haben.

In Ihren Karrieren ging es auf und ab. Wie muss man gestrickt sein, um nicht hinzuschmeißen?
Beinlich: Man muss verrückt sein. Ich habe zwar einige Wehwehchen. Aber Fußball macht mir immer noch zu viel Spaß, als dass ich aufhören würde. Für mich gibt es nichts Schöneres. Ich möchte nicht nur noch zwei, sondern einige Jahre länger spielen. Wenn mein Körper das mitmacht. Denn es gibt keinen schöneren Beruf, als Fußball-Profi zu sein.

In letzter Zeit war Hansa wegen rassistischer Äußerungen sogenannter Fans in den Schlagzeilen.
Pagelsdorf: Gleich mal vorweg: Das Thema Rassismus ist kein ostdeutsches Problem, sondern ein gesamtdeutsches. Den Vereinen dabei die Verantwortung zuzuschieben, ist die einfachste Lösung. Aber nicht die richtige. Der DFB sollte sich mit den Vereinen zusammensetzen und über Maßnahmen diskutieren.

Quelle: Christian Beeck, Super Illu