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05.08.2008 14:57 Uhr

Frank Pagelsdorf - Wir sind einer von acht Aufstiegskandidaten

Nach der Generalprobe ist vor der Saison. Mit einem 2:1 beim dänischen Zweitligisten Naestved BK hat der FC Hansa Rostock sein fast sechswöchiges Vorbereitungsprogramm nach neun Spielen abgeschlossen. Am Dienstag beginnt der normale Trainings-Rhythmus für die Profis. Hansa-Online bat Hansa-Trainer Frank Pagelsdorf vor dem ersten Pflichtspiel am Sonnabend im DFB-Pokal gegen Holstein Kiel um ein Interview.

Herr Pagelsdorf, was dürfen wir in der neuen Saison vom F.C. Hansa erwarten?

Frank Pagelsdorf: Ich habe es seit unserem bitteren Abstieg aus der Bundesliga immer wieder gesagt: Als Absteiger bist du immer ein Kandidat für den Aufstieg. Aber wir sind eine von acht Mannschaften, die um die Aufstiegsplätze in der neuen Saison spielen. Wir haben also viel Arbeit und schwere Aufgaben vor uns, zumal ja nur die ersten beiden Mannschaften direkt aufsteigen und der Drittplatzierte noch in die Relegation mit dem 16. der Bundesliga muss.

Als die Vorbereitung begann, hatten Sie kurzzeitig bis zu zehn verletzte Spieler. Wie gesund und fit ist Hansa jetzt?

Frank Pagelsdorf: Tatsächlich hatten wir in der ersten Trainingsphase sehr viele verletzte Spieler. Aber die Situation hat sich nach und nach sichtlich entspannt. Mit Ausnahme von Stefan Wächter, der sich ja noch in der letzten Saison verletzte, rechne ich damit, dass ich vor dem Kiel-Spiel in dieser Woche mit allen Spielern planen kann. Das ist auch ein Verdienst unserer medizinischen Abteilung.

Aber in Naestved fehlten am Wochenende immerhin vier Leistungsträger?

Frank Pagelsdorf: Der eine oder andere hätte vielleicht zum Einsatz kommen können. Aber ich wollte kein Risiko eingehen. Doch ich rechne fest mit Mario Fillinger, Christian Rahn, Zafer Yelen und ich hoffe, Enrico Kern hat seinen schweren Infekt in dieser Woche auskuriert.

Verlief die Saison-Vorbereitung nach Ihren Wünschen?

Frank Pagelsdorf: Wir haben sehr konzentriert gearbeitet und ein hartes Programm hinter uns. Wir begannen im Bereich Grundlagen-Ausdauer, gingen dann in den Bereich Kraft und Ausdauer über. Danach folgte die Etappe Schnelligkeits-Ausdauer sowie das Vorbereitungsprogramm Grundschnelligkeit. In dieser Woche geht es um die Präzision im Spiel und um taktische Dinge. Wir gehen jetzt jedenfalls in den gewohnten Wochen-Rhythmus.

Ihr Fazit nach der Vorbereitung?

Frank Pagelsdorf: Wir hatten optimale Trainingsbedingungen in Rostock und im Trainingslager in Grassau. Wir hatten auch gute Testgegner. Das sind wichtige Faktoren in der Vorbereitung.

Welche Spieler haben Sie besonders überzeugt?

Frank Pagelsdorf: Die Neuzugänge Kevin Schindler, Robert Lechleiter, Mario Fillinger und Martin Retov haben allesamt meine Erwartungen erfüllt. Sie haben sich schnell integriert. Alle tragen wesentlich dazu bei, dass wir uns in der Spielkultur und im Offensivspiel verbessert haben.

Warum haben Sie sich gerade für diese vier Spieler entschieden?

Frank Pagelsdorf: Schindler hat schon Champions-League-Erfahrung, ist ein laufstarker Stürmer mit Durchsetzungskraft. Fillinger ist ein Riesentalent, das viel Verletzungspech hatte. Ihn will ich hier neu aufbauen. Er ist technisch versiert, bringt Gefahr aus dem Mittelfeld. Lechleiter haben wir zwei Jahre beobachtet, er ist schnell, läuferisch stark und hat Zug zum Tor. Retov unterdessen ist so eine Art Kopf, eine zentrale Figur mit Regie-Qualitäten. Und er hat als Führungsspieler einen guten Schuss aus der zweiten Reihe.

Welche Spieler überzeugten Sie besonders vom „alten Stamm“  in der Vorbereitung?

Frank Pagelsdorf: Mit Benjamin Lense und Regis Dorn haben sich zwei Spieler in den Vordergrund gespielt, die bislang noch nicht so auffällig waren wie jetzt. Darüber freue ich mich. Regis hat ja allein acht Treffer in der Vorbereitung gemacht, die letzten zwei in Dänemark.

Wie waren Sie mit den spielerischen Leistungen zufrieden?

Frank Pagelsdorf: Wir haben viel Wert auf die Offensive gelegt. Die Offensivarbeit in den Vorbereitungsspielen hat mir gut gefallen. Die Mannschaft war bemüht, möglichst viele Tore zu erzielen. In der Defensive, vor allem gegen Werder Bremen, haben wir dagegen zu viele Chancen zugelassen. Da müssen wir weiter arbeiten, um uns zu verbessern.

Wie wichtig ist jetzt der Auftakt gegen Holstein Kiel?

Frank Pagelsdorf: Keine Frage, wir wollen gewinnen und wir sind klarer Favorit. Wir wollen im Pokal möglichst weit kommen und der Weg beginnt in Kiel.

Dazu gibt es jetzt im Pokal mehr Geld…

Frank Pagelsdorf: Für den Verein ist das sicherlich ein wichtiger wirtschaftlicher Aspekt.

Aber Sie haben in der Vorbereitung nur 1:1 in Kiel gespielt?

Frank Pagelsdorf: Wir werden ein anderes Spiel und eine andere Hansa-Mannschaft sehen. Damals hatten alle Spieler am Anfang der Vorbereitung schwere Beine vom Grundlagen- und Ausdauertraining. Wir hatten auch einige verletzte Spieler. Das alles ist Geschichte. Jetzt kommen wir, um zu gewinnen.

Sie haben den Brasilianer Gledson zum Kapitän gemacht. Warum?

Frank Pagelsdorf: Die Mannschaft hat fünf Spieler für den Mannschaftsrat gewählt.  Aus diesem Quintett habe ich Gledson als Kapitän bestimmt. Rathgeb und Wächter sind seine Stellvertreter. Gledson ist gereift, übernimmt Verantwortung auf dem Feld und kann die Mannschaft antreiben. Das gefällt mir.

Im Mai sprachen Sie davon, das Talent Felix Kroos als Junioren-Spieler in das Training der Profis ab und an zu integrieren. Wie wird das passieren?

Frank Pagelsdorf: Es wird in dieser Woche zu diesem Thema von mir ein Gespräch mit seinem Vater Roland Kroos und unserem A-Jugendtrainer Michael Hartmann geben. Ich denke, nach dem Pokalspiel werden wir Felix mal zu uns holen. Ich könnte mir vorstellen, ihn einmal die Woche bei uns trainieren zu lassen.

Ein letztes Wort zu den Fans. Wie wichtig sind sie für den Verein und die Mannschaft?

Frank Pagelsdorf: Der Zusammenhalt zwischen Mannschaft und Fans ist ganz wichtig. Der Großteil der Fans ist phantastisch. Schade nur, dass einige mit ihrem Verhalten, wie am vergangenen Sonnabend in Naestved, den Ruf aller Fans in Misskredit bringen. Da kann ich mich nur dem Offenen Brief unserer Mannschaft anschließen!

Vielen Dank für das Gespräch und alles Gute für die neue Saison!