21.10.2023 09:22 Uhr
Diese Mitgliedergeschichte beginnt mit einer fast unglaublichen Zahl: 16.121! Denn so viele Kilometer Luftlinie sind es zwischen seinem Wohnort Canberra und dem Ostseestadion – und damit dürfte John Sandilands aus Australien eines der Mitglieder mit der größten Entfernung zwischen Heimatort und Rostock sein. John ist zudem aktuell eines von vier Mitgliedern in „Down Under“ und einer von nur zwei gebürtigen Australiern unter den Hansa-Mitgliedern. "John nennt mich kein Mensch, ich bin ´Sandi´. Es gibt eine Menge ´Johns´ in Australien, deshalb ist ´Sandi´ der bessere Spitzname für mich. Am liebsten höre ich ´cycling Sandi´, also ´radelnder Sandi´, denn das passt am besten", lacht der inzwischen 71-Jährige bei unserem Gespräch.
Denn neben dem F.C. Hansa hat der mit einem prächtigen Rausche-Bart ausgestattete Rentner noch eine weitere Leidenschaft, nämlich das Radfahren. Angefangen hat diese Passion vor knapp 15 Jahren, Sandi war damals 58 Jahre alt, verkaufte seine Firma und suchte eine neue Herausforderung. "Ich bin 2008 mit dem Rad von Canberra zu meiner Geburtsstadt Brisbane und wieder zurück geradelt. Ich war damals noch etwas jünger und wollte meinen Körper testen. Das waren rund 3.000 Kilometer und es hat gut geklappt", erinnert sich Sandi an seine Anfänge auf dem Drahtesel. Inzwischen ist er auf zehn ausgedehnten Rad-Touren rund um die Welt unterwegs gewesen, rund 35.000 km sind in dieser Zeit im Sattel zusammengekommen. Der letzte lange Ritt führte ihn vor wenigen Wochen nach Rostock – pünktlich zum Hansa-Heimspiel gegen Eintracht Braunschweig traf er im Ostseestadion ein.
"Ich bin gekommen, um meine Hansa-Fahne von Australien nach Rostock zu tragen. Ich bin vor sieben Monaten losgefahren und über Taiwan, Südkorea, Frankreich, Großbritannien, Norwegen, Schweden und Dänemark bis nach Rostock geradelt – insgesamt habe ich mehr als 5.000 Kilometer auf dem Rad gesessen", erklärt der rüstige Hobbysportler. Auf dem Trip gab es immer mal wieder Menschen, die nicht schlecht staunten, als sie mit dem sympathischen Australier ins Gespräch kamen. "Viele Leute sind neugierig und wollen einfach mit mir reden, fragen warum ich das mache und was ich schon erlebt habe. Manche laden mich dann ein, dass ich bei ihnen übernachten kann oder sie geben mir ein Essen aus. Aber ich unterhalte mich auch gern mit den Menschen, ich bin ein kommunikativer Typ und plaudere gern mit Anderen", freut sich der drahtige Sandi über die Erlebnisse während seiner teils auch abenteuerlichen Reisen.
Auch wenn es auf dem Weg nach Rostock nicht immer leicht war, die Strapazen hat er gern in Kauf genommen. "An der Westküste Schottlands zu radeln ist nicht gerade einfach. Da muss man schon ein bisschen beißen, wenn man 35 Kilometer nur Wind und Regen von vorn abbekommt und es nur hoch und runter geht. Aber zum Glück hatte ich fast die gesamte Zeit über fantastisches Wetter, seit ich losgefahren bin." Auch bei seiner Ankunft in Rostock schien die Sonne und Sandi konnte mit dem Rad bis in das Ostseestadion fahren.
Seine Leidenschaft für den F.C. Hansa hat er zwei guten Gründen zu verdanken. Zum einen hat er in den vergangenen Jahren die beiden Rostocker Daniel und Franz kennengelernt, die ihm vom F.C. Hansa erzählt haben und bereits 2012 erstmals mit ins Ostseestadion genommen haben. "Die Atmosphäre war fantastisch. Alle haben gesungen, das war schon ein ganz besonderer Moment für mich", erklärt Sandi, der den zweiten Grund für seine Liebe zu Rostock und dem F.C. Hansa gleich hinterherschiebt: "Rostock ist die Heimatstadt meiner Familie! Und die Heimat seiner Familie hat man zu unterstützen! Deshalb bin ich Fan und jetzt auch Mitglied beim F.C. Hansa. Mein Ur-Großvater ist Ende des 19. Jahrhunderts, irgendwann zwischen 1890 und 1895, aus Rostock ausgewandert und in Australien gelandet. Deshalb habe ich mich irgendwann mal aufgemacht, um die Wurzeln meiner Familie kennenzulernen und Rostock zu sehen."
Und da gehörte der größte und erfolgreichste Fußballverein der Stadt natürlich zum Pflichtprogramm des Sportfans Sandi. Die Begeisterung dafür hat sich inzwischen so gesteigert, dass er seit etwas mehr als zwei Jahren auch Mitglied ist und natürlich versucht, so aktuell wie möglich über den F.C. Hansa informiert zu sein – nicht immer ganz einfach, wenn man am Ende der Welt lebt. "Zuhause verfolge ich Hansa übers Internet, schaue mir die Zusammenfassungen der 2. Bundesliga an. Und ich spreche regelmäßig mit Daniel und Franz, was sie so über die letzten Spiele denke. Es ist schwierig für mich die Spiele in Australien zu schauen und daher bin ich ganz froh, dass die beiden mich auf dem Laufenden halten“, so Sandi, der in den 1970er Jahren in Canberra selbst als Greenkeeper in einem Fußballstadion gearbeitet hat und so schon immer eine spezielle Verbindung zum Fußball hatte.
Und einen "Auftrag" für seine Rückkehr (Sandi ist am 10. Oktober von Berlin aus wieder nach Canberra geflogen) hat er auch gleich noch mitgenommen bzw. sich selbst ins Gepäck gepackt. „Ich bin wirklich einer von nur vier Australiern unter den Hansa-Mitgliedern?“, fragte er etwas erstaunt bei seiner Abreise. „Ok, dann muss ich noch ein bisschen Werbung machen, wenn ich wieder in der Heimat bin. Es ist schließlich ein großer Verein mit einer langen Tradition und liegt direkt an der Küste, so wie meine Geburtsstadt Brisbane – das fühlt sich tief in meinem Herzen richtig gut an und es sind alles gute Gründe, um auch als Australier Mitglied beim F.C. Hansa zu sein."
Falls auch du an Bord der Kogge dabe sein willst, dann werde auch du Mitglied beim F.C. Hansa. Zur Anmeldung geht’s hier lang.