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12.11.2007 11:22 Uhr

Hansa-Kapitän im Interview: Kern hält Kogge auf Kurs

Das Ost-Derby Hansa gegen Energie (3:2). Es war der Tag des Enrico Kern (28). Erstmals im deutschen Oberhaus gelang dem Hanseaten aus dem Erzgebirge ein Tore-Dreier. Die Presse jubelte: „Kern hält Hansa-Kogge auf Kurs“, „Rostock löst das Kern-Problem im Sturm“. Die „Kern-Explosion“.
Vergangen, vergessen, die schweren Zeiten seiner Karriere.

Wir erinnern uns: Schlimme Krankheiten (Pfeiffersches Drüsenfieber, Juni 1999) und Verletzungen (Kreuzbandriss, Juni 2000) sowie Pech bei der Vereinswahl (Insolvenz bei TeBe Berlin und Waldhof Mannheim) warfen Kern jahrelang zurück. Der Wechsel zu Hansa im Winter 2006 brachte die erste Wende. Aber:  Erst mit 28 Jahren kam für das Jahrhundert-Talent der neunziger Jahre durch den Aufstieg im Sommer das Glück zurück, stieg Enrico Kern mit den Hanseaten zum Bundesliga-Star auf.

Sonnabend jubelte auf der Tribüne seine Frau Nadin, deren Eltern aus dem Erzgebirge sowie Töchterchen Leonie-Spophie über den Kern-Tag wie im Sommer beim Aufstieg, feierten auch ein wenig im heimatlichen Nienhagen. Wir sprachen am verregneten Morgen nach dem Spiel mit dem sympathischen Kapitän des F.C. Hansa.

 

Herr Kern, was bedeutet Ihnen dieser Sieg?
Kern: Es ist eine Momentaufnahme, ein Spiel mit drei Punkten und drei Toren. Mehr nicht. Wir haben noch einen schweren Weg und einen harten Kampf zu führen. Gejubelt wird erst, wenn wir den Klassenerhalt geschafft haben.

Wie?
Kern: Dann kriegt die Mannschaft von mir ein Sechs-Gänge-Menü oder ich koche für Sie.

Erst sprachen  Sie von einer amerikanischen Fastfood Kette…
Kern: War ein Spaß…Beim Klassenerhalt geht es stilvoller zu.

Wann haben Sie schon mal einen Hattrick geschossen oder drei Tore?
Kern: In der Jugend war das öfter der Fall. Meinen letzten Dreier habe ich wohl in Regensburg gemacht. Es ist aber ganz schön lange her, dass ich zum letzten Mal drei Tore geschossen habe. Dieser Hattrick war natürlich der Wertvollste.

Es heißt, Sie hätten gesagt, sie würden nie nach Cottbus gehen?
Kern: Ich habe gesagt, Cottbus ist für mich kein Thema. Die sportliche Perspektive in Rostock ist besser. Dennoch hoffe ich natürlich, dass beide Ost-Mannschaften den Klassenverbleib schaffen.

Würden Sie gerne über 2009 in Rostock bleiben?
Kern: Das kann ich mir vorstellen.

Ende der Neunziger wurden Sie als Nachfolger der Ausnahme-Stürmer Uwe Seeler, Gerd Müller oder Rudi Völler gepriesen. Sonnabend wurden Sie als ehemaliger Jugendnationalspieler nach Ihrer Zukunft für Deutschland befragt?
Kern: Das ist unrealistisch. Kein Thema mit dem ich mich beschäftige.

Ihr Kollege. Victor Agali hat noch keinen Treffer geschossen. Ist das ein Thema?
Kern: Nein. Schauen sie mal, wer mir die letzten Wochen meine Tore aufgelegt hat. Agali ist ein Individualist. Er sichert die Bälle. Er ist wichtig für die Mannschaft. Viele haben das schon begriffen.

Sie waren im Pokal und in der Meisterschaft erfolgreich. Als Stürmer…
Kern: Ich bin Stürmer. Aber ich spiele dort, wo mich der Trainer hinstellt. Doch ich spiele wirklich im Sturm auf meiner Lieblingsposition.

Jetzt geht es nach Hamburg…
Kern: Nach dem Ost-Derby also das Nord-Derby. Ich bin bereit. Wir brauchen bis zum Winter ja noch einige Punkte! Bis zum Klassenerhalt, meinem wirklichen Ziel, ist es noch ein langer Weg.

Die Journalisten haben sich nach dem Spiel gefragt, was Sie beim Spiel in der Gästekabine gemacht haben. Können Sie es verraten?
Kern: Die Katakomben in der DKB-Arena  sind ein guter Ort zur Entspannung. Ich war jedenfalls nicht beim Schiri und nicht bei den Lausitzern. Ich wollte einen Moment nach diesem Spiel nur die Zeit zur Besinnung. Die habe ich mir genommen. 90 Minuten nach dem Spiel habe ich dann die letzten Interview-Wünsche erfüllt.

Im Fernseh-Interview haben sie gesagt, sie widmen den Sieg ihrer Mutter und Hansa-Aufsichtsratsvize Wolfgang Holz.
Kern: Ja. Beiden geht es ja gesundheitlich momentan nicht so gut. Da habe ich mich an die Zeit erinnert, als es mir auch mal nicht so gut ging. Darum hab ich das getan. Es war ein ganz lieber Gruß!

 

P.S. Seinen letzten Dreierpack erzielte der nunmehr fünffache Bundesliga-Torschütze Enrico Kern übrigens noch für Jahn Regensburg in der Regionalliga Süd (5. 11. 2005, 7:2 gegen Darmstadt).