11.09.2006 09:54 Uhr
Hansa Rostock distanziert sich entschieden von Beleidigungen gegen Gerald Asamoah
Der F.C. Hansa Rostock ist im DFB-Pokal 2006/2007 aus dem Cup raus. Die Profis verloren am Sonntag in Babelsberg 1:2, die Amateure tags zuvor gegen den FC Schalke 04 1:9.
Trauriger Höhepunkt an diesem Wochenende für unseren Verein: Einige Zuschauer beleidigten in ungebührlicher Form den Schalker Gerald Asamoah. Hansa-Online sprach zu diesem Thema mit dem Vorstandsvorsitzenden Dirk Grabow und Manager Stefan Studer.
Herr Studer, wie beurteilen Sie die Vorkommnisse vom Sonnabend?
Stefan Studer: Wir sind enttäuscht, betroffen. Wir sind erschrocken vor Menschen, deren Gesinnung wir nicht nachvollziehen können und wollen. Im Leben sollten noch Werte wie Fairplay und Respekt im Vordergrund stehen. Den haben wir bei einigen Dummköpfen in der Anonymität der Masse leider arg vermisst.
Hätte der Ordnungsdienst früher gegen die Störer aktiv werden müssen?
Dirk Grabow: Nach dem Auftreten der Rufe sind Ordnungsdienst und Fanbetreuer eingeschritten und haben die Schmähungen unterbunden, die dann auch in der 2. Halbzeit nicht mehr stattgefunden haben.
Wie hat der Verein auf die Beleidigungen gegen Gerald Asamoah reagiert?
Stefan Studer: Ich habe mich unmittelbar nach dem Abpfiff bei Gerald Asamoah, Mirko Slomka und Andreas Müller für diese Schmährufe entschuldigt und ihnen gesagt, dass sich unser Verein von solchem Verhalten absolut distanziert. Auch Wolfgang Holz, unser Aufsichtsratsvize, der gerade zu Schalke freundschaftliche Bande pflegt, war außerordentlich sauer und empört und hat unsere Gäste das auch wissen lassen.
Können Sie das noch untermauern?
Dirk Grabow: Natürlich. Gerade im Vorfeld der Wahlen in Mecklenburg-Vorpommern haben wir einige Dinge mitgestaltet. Ich erinnere an die gemeinsame Aktion zur Wahl von Mathias Schober mit der Sportjugend oder René Rydlewicz, der sich einer Kampagne gegen Rassismus angeschlossen hat. Außerdem spielten und spielen beim F.C. Hansa schon immer Akteure verschiedener Nationalitäten. Wir als F.C. Hansa Rostock waren immer weltoffen. Spieler wie Yasser, Victor Agali oder Jonathan Akpoborie gehörten zu unseren Publikumslieblingen, waren unabhängig von ihrer Hautfarbe Idole in Mecklenburg und wurden jederzeit geachtet. Das ist heute bei Gledson und Dexter Langen nicht anders.
Wie sehen Sie diese Geschichte in Bezug auf das Länderspiel?
Stefan Studer: Wir werden zum Länderspiel ein guter und ein fairer Gastgeber für alle Spieler beider Mannschaften sein. Ich sage es noch mal ganz klar und für alle verständlich: Hier hat sich ein gesellschaftliches Problem gezeigt, mit dem nicht nur unsere Region zu kämpfen hat. Wir als F.C. Hansa, als Aufsichtsrat, Vorstand und Mannschaft distanzieren uns in aller Form von so viel Dummheit, Ignoranz und Respektlosigkeit.
Erwarten Sie Konsequenzen seitens des DFB?
Stefan Studer: Fakt ist, dass die FIFA unlängst bei rassistischen Beleidigungen harte Strafen für Vereine angekündigt hat. Diese können bis zum Punktabzug und Ausschluss aus Wettbewerben reichen. Jeder sollte sich also sehr wohl überlegen, was er als Gast in unserem Stadion tut und wem er schadet. Solche "Fans" brauchen wir nicht. Unsere Stadionordnung reicht bis zu Hausverboten und lebenslangen Stadionverboten. Und wir scheuen uns absolut nicht, diese Möglichkeiten auszuschöpfen. Diese Konsequenz haben wir ja schon bei den Flitzern gezeigt und auch bei den Vorfällen in Stendal. Und wir werden dies auch in diesem Fall tun.
Was tut der Verein, um derartige Vorfälle in Zukunft zu verhindern?
Dirk Grabow: Wir arbeiten seit Jahren sehr eng mit der Polizei und unserer Fanszene zusammen, um auch rechtsradikalen Tendenzen entgegenzuwirken. Auch dank dieser Zusammenarbeit ist es in den vergangenen Jahren im Ostseestadion zu keinerlei Vorfällen dieser Art gekommen. Umso schlimmer ist es, dass einige wenige den Verein und die Fanszene, die in ihrer übergroßen Mehrzahl mit Rassismus nichts am Hut hat, in Misskredit bringen. Deshalb setzen wir auch auf die Zivilcourage der Hansa-Anhänger, bei derartigen Aktionen einzuschreiten und Störern in Zukunft keine Chance zu geben. Die Vorfälle werden auch noch einmal Thema auf unserer Fanclubversammlung am 16. September sein. Wir sind aber auch der Meinung, dass diese Probleme der Sport nicht alleine lösen kann. Hier ist auch die Politik gefordert. Rassismus ist kein isoliertes Problem des Fußballs.