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18.02.2016 09:54 Uhr

"Hansa wird wieder angreifen!" / Ein Gespräch mit Ex-Hanseat Enrico Kern

Er wurde in Aue zum Profi und beendete 15 Jahre später auch seine Karriere beim FC Erzgebirge. Die vielleicht schönste Phase seiner Laufbahn erlebte Enrico Kern aber beim F.C. Hansa. Zwischen Januar 2006 und Juni 2010 schnürte er viereinhalb Jahre lang seine Schuhe für die Kogge, lief in 141 Pflichtspielen für Hansa auf und war an insgesamt 58 Toren direkt beteiligt (46 Treffer, 12 Vorlagen). Wir haben mit ihm über seine Zeit in Rostock, das anstehende Traditionsmatch gegen seinen Heimatverein Erzgebirge Aue, seine neue Funktion an der Seitenlinie und die Schnelllebigkeit des Fußballs gesprochen.

F.C. Hansa: "Hallo Enrico, am Sonnabend gastiert der FC Erzgebirge Aue beim F.C. Hansa Rostock im Ostseestadion. In deiner Brust schlagen ja gewissermaßen zwei Herzen, schließlich hast du für beide Teams jahrelang gespielt und bist aktuell sogar immer noch für die „Veilchen“ im Nachwuchs aktiv. Was für ein Spiel erwartest du?"

Enrico Kern: "Ich denke, für Hansa geht es schon im einiges. Durch das letzte Spiel gibt es einen Aufschwung. Diesen mitzunehmen, ist das Ziel. Für uns ist es ein weiteres Spiel, um sich zu beweisen und sich vorne festzusetzen. Wir wollen natürlich auch an den kommenden Spieltagen versuchen oben anzugreifen."

F.C. Hansa: "Wo glaubst du landen Hansa und Aue am Ende der laufenden Spielzeit?"

Enrico Kern: Bei Hansa bin ich mir sicher, dass es mit dem Sprung ins gesicherte Mittelfeld klappt und der Verein sich wieder fängt – sportlich wie auch finanziell -, um dann irgendwann wieder anzugreifen und das langfristige Ziel 2. Bundesliga anzupacken. Das hätte der FCH, die Stadt Rostock und das gesamte Umfeld total verdient.
Bei uns ist es so, dass wir noch zwei bis drei Spiele abwarten müssen, um zu sehen, wie gut wir tatsächlich aus der Winterpause gekommen sind. Wenn es weiterhin so ansprechend läuft, werden wir alles daran setzen und auch im positiven Sinne erzwingen, den Aufstieg in die 2. Bundesliga zu verwirklichen. Wir hätten nie gedacht, dass wir nach dem Abstieg so schnell oben mitmischen können, vor allem, da es im Sommer einen sehr großen Umbruch im Profikader gab. Selbst wenn es letztlich nicht mit dem direkten Wiederaufstieg klappen sollte, ist diese Saison für den FC Erzgebirge Aue positiv zu bewerten. Ich persönlich finde, dass wir einen großen Schritt gemacht haben, wir aber trotzdem weiterhin intensiv an uns arbeiten müssen."

F.C. Hansa: "Zurück zum Spiel: Den bisher letzten Heimsieg gegen den FC Erzgebirge Aue feierte Hansa am 2. Spieltag der Saison 2006/2007. Das Spiel endete mit 1:0. Erinnerst du dich an das Duell?"

Enrico Kern: "Na klar erinnere ich mich an dieses Duell. Ich weiß auch, welches Wetter wir damals hatten – das war nämlich katastrophal! Das ging runter wie Bindfäden und der Regen hörte einfach nicht auf. Ich glaube sogar, dass der Ball bei meinem Tor nur ganz langsam über die Linie gerollt ist. Solche Dinge vergisst man nicht, vor allem, weil es damals ein besonderes Spiel für mich gegen meinen Ex-Verein war. Das war eine richtig schöne Zeit."

F.C. Hansa: "Du warst insgesamt viereinhalb Jahre bei der Kogge. An welche Spiele im FCH-Trikot denkst du noch gerne zurück?"

Enrico Kern: "In unserer Aufstiegssaison (2006/2007) in die Bundesliga hatten wir viele mitreißende Spiele und insgesamt eine tolle Mannschaft, mit der ich viele Erfolge feiern konnte. Auch wenn ich deshalb gar keine Partie in den Vordergrund rücken möchte, denke ich natürlich trotzdem gerne an zwei besondere Momente in der Bundesliga zurück – nämlich an den Dreierpack gegen Cottbus und meinen Fallrückzieher gegen Bielefeld. Umso bedauerlicher war es dann, dass wir es nicht geschafft haben, im Oberhaus zu bleiben und schließlich auch am Ende aus der 2. Bundesliga abgestiegen sind. Daran sieht man natürlich auch, wie schnell es teilweise im Fußball geht, was man negativ, aber auch positiv sehen kann. Es ist manchmal nicht schlecht, die negativen Sachen mitzunehmen, um besser einschätzen zu können, was man selbst leisten kann, sollte oder muss."

F.C. Hansa: "Du hast den Zweitligaabstieg gerade angesprochen: Nach deinem letzten Einsatz - gegen den FC Ingolstadt in der Relegation zur 2. Bundesliga - ist die Kogge erstmals in die 3. Liga abgestiegen. Danach ging es für dich von der Ostseeküste zurück ins Erzgebirge, wo du auch deine Karriere beendet hast und nun Trainer der U19 bist. Fehlt es dir, aktiv am Spielgeschehen teilzunehmen, vor allem weil du verletzungsbedingt aufhören musstest?"

Enrico Kern: "Ich hatte das Glück, dass ich meine Karriere beim FC Erzgebirge Aue beginnen und auch beenden konnte. Das können nicht viele von sich behaupten und darauf bin ich auch stolz. Das Ende an sich ist aufgrund des Kreuzbandrisses natürlich anders gelaufen, als ich mir das vorgestellt habe, weil ich es dadurch nicht noch einmal geschafft habe, auf dem Platz zu stehen. So ist das im Fußball: Den einen trifft es eher, den anderen etwas später. Klar war das schmerzhaft, nicht mehr dabei sein zu können und auch die Zeit unmittelbar danach war nicht einfach, aber im Nachhinein gesehen, bin ich sehr dankbar für diesen Abschnitt als Profifußballer. Denn auch außerhalb des Sportlichen – insbesondere in Rostock, weil hier meine Tochter geboren wurde – habe ich viele schöne Erfahrungen gemacht, die ich mit einem Lächeln für immer in Erinnerung behalte."

F.C. Hansa: "Wie ist es nach dem Karriereende für dich weitergegangen?"

Enrico Kern: "Nach der Profilaufbahn beginnt eine neue Zeit, in der man sich ebenfalls Ziele setzt und diese auch erreichen will. Ich habe beispielsweise ein Sportmanagement-Studium abgeschlossen, die Trainer-A- und B-Lizenz gemacht und möchte mich in dieser Richtung auch weiterentwickeln. Ob ich dann Trainer bleibe, so wie jetzt, oder Teammanager oder Sportdirektor werde, hängt davon ab, in welchem Bereich ich meine Stärken und Erfahrungen am besten einbringen kann. Ich möchte dem Sport auf jeden Fall erhalten bleiben."

F.C. Hansa: "Mit deiner U19 befindest du dich derzeit im Abstiegskampf der A-Junioren-Regionalliga Nordost – genau wie die U19 des F.C. Hansa Rostock. Wie gefällt dir dein Job an der Seitenlinie?"

Enrico Kern: "Der Trainerjob gefällt mir sehr. Das ist gerade eine intensive Zeit und es macht Spaß, die Jungs auf den Männerbereich vorzubereiten. Unsere Vorbereitung war nicht ganz einfach, weil ich zunächst nur sieben Spieler zur Verfügung hatte und daraufhin ein schlagfertiges Team aufbauen musste. Das macht sich am Anfang natürlich bemerkbar. Nichtsdestotrotz haben wir ein Ziel, haben Strategien, die wir vorgeben und in dieser Saison geht es selbstverständlich darum, die Liga zu halten, sich als Team in der Regionalliga Nordost zu etablieren und jüngere Talente aus der B-Jugend hochzuziehen, um dann gut vorbereitet in die kommende Spielzeit zu gehen. Bei Hansas U19 ist es ja ganz ähnlich. Ich bin aber zuversichtlich, dass es beide Teams am Ende schaffen werden."

F.C. Hansa: "Danke für die Zeit, Enrico!"


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