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29.08.2017 16:47 Uhr

Hansas Bundesliga-Rekord-Torhüter kehrt zurück / Interview mit Mathias Schober

Kein Torwart prägte den F.C. Hansa Rostock in den Zweitausendern so stark wie Mathias Schober. Zwischen 2001 und 2007 hütete „Schobi“ 206-mal den Kasten der Kogge. Er hält bis heute vor Martin Pieckenhagen den Rekord des Hansa-Keepers mit den meisten Einsätzen in der Bundesliga (123). Wir haben mit dem heute 41-Jährigen, der sein Team bereits im vergangenen Jahr für die „Rückkehr der Helden II“ begeistert hat, über sein besonderes Comeback im Ostseestadion gesprochen.

Hansa: Hallo Mathias! Wie fühlst du dich, wenn du daran denkst, heute wieder für unsere Kogge zwischen den Pfosten zu stehen?

Schober: Ich bin sehr froh darüber, nach langer Zeit wieder im Ostseestadion aufzulaufen. Meine Vorfreude ist sehr groß, auch wenn ich festgestellt habe, dass es nicht mehr so einfach ist wie früher, sich fit fürs Spiel zu machen. Deshalb hoffe ich, dass die Knochen halten.

Hansa: Auf wen aus deiner früheren Mannschaft freust du dich am meisten? Seht ihr euch ab und zu?

Schober: Ich freue mich auf alle! Wir sind mit der Familie jährlich für ein paar Tage hier im Urlaub und ich komme darüber hinaus einmal im Jahr im Rahmen eines Trainingslagers mit der Schalker U15 zum Testspiel nach Rostock. Dann treffe ich natürlich noch den einen oder anderen von früher - zum Beispiel unsere früheren Funktionsteam-Mitarbeiter Heiko Aschenbrenner, Peter Meier oder Alexander Kodera. Ich freue mich immer, wenn wir uns über den Weg laufen und über die alten Zeiten quatschen Am meisten Kontakt habe ich noch zu Christian Rahn und Amir Shapourzadeh, mit denen ich gut befreundet bin.

Hansa: Zwischen 2005 und 2007 hast du alle Zweitligaspiele für uns bestritten. War es eine schwere Entscheidung für dich, nach dem Abstieg 2005 bei Hansa zu bleiben?

Schober: Diese Frage habe ich mir nie gestellt. Ich bin mit Hansa abgestiegen und wollte dann natürlich mit anpacken, um die Kogge wieder nach oben zu führen. Das ist uns ja dann im zweiten Jahr auch gelungen. Danach konnte ich erhobenen Hauptes - zurück in der Bundesliga - an meinen Nachfolger übergeben. Für mich war damals klar, dass ich nicht flüchten würde oder irgendwo anders hingehen möchte. Wenn man gemeinsam eine Enttäuschung erlebt hat, möchte man es dann auch wieder gerade rücken. Das war mir zumindest wichtig.

Hansa: Die erste Saison in der 2. Bundesliga lief insgesamt sehr enttäuschend für Hansa. Am Ende stand Platz 10 zu Buche. Habt ihr danach überhaupt noch an den Aufstieg 2006/2007 gedacht?

Schober: Ehrlich gesagt nicht. Im ersten Jahr haben wir die 2. Bundesliga einfach unterschätzt. Es war eine große Euphorie im Umfeld zu spüren. Wir hatten beim ersten Spiel gegen die Kickers Offenbach trotz Abstieg ein fast ausverkauftes Haus und dann verlieren wir. Und danach erneut. Wir haben uns das zu einfach vorgestellt und schnell gemerkt, dass es alles andere als leicht wird, direkt wieder aufzusteigen. Dementsprechend haben wir uns besser auf das zweite Jahr eingestellt, uns im Sommer verstärkt - und dann hat es gepasst.

Hansa: Was hat 2007er Team ausgezeichnet?

Schober: Wenn du erstmal erfolgreich gestartet bist und in der Spur bleiben willst, geht es nur über ein geschlossenes Team. Das war bei uns ganz klar der Fall. Wir waren ein eingeschworener Haufen, hatten einen tollen Zusammenhalt und haben auch privat - außerhalb von Mannschaftsabenden - viel gemeinsam gemacht. Zudem haben sich unsere Frauen gut untereinander verstanden. Nach erfolgreichen Auswärtsspielen sind wir oft direkt an die erste Tankstelle gefahren und haben uns mit Süßigkeiten und ein paar Kaltgetränken eingedeckt, die sonst nicht unbedingt erlaubt waren. Dann haben wir unsere Fans getroffen, die ebenfalls zufrieden mit dem Spiel waren. Das hat auch dazu beigetragen, dass wir so eine gute Truppe waren. Wir hatten einfach Spaß zusammen.

Hansa: Du beschreibst Szenen, die heutzutage fast schon undenkbar sind.

Schober: Die Zeiten haben sich definitiv geändert, das stimmt. Das Stichwort Smartphone reicht schon. Wenn heutzutage ein Mannschaftsbus an der Tankstelle hält und sich dort alle Spieler nach einem Sieg mit Getränken eindecken, bin ich mir sicher, dass sämtliche Kanäle wie Facebook und Twitter schnell voller Bilder und Videos wären. Ich bezweifle, dass das dann so gut ankommen würde - auch wenn ich das für übertrieben halte. Wir haben es ja schließlich auch gemacht und waren trotzdem erfolgreich.

Hansa: Gab es einen Moment für dich, an dem du dir sicher warst, dass ihr den Aufstieg wirklich packen könnt?

Schober: Einen Moment nicht, aber das positive Gefühl hatte ich nach der starken Hinrunde. Dadurch, dass wir nach 17 Spieltagen noch ungeschlagen waren, hatten wir so viel Selbstvertrauen, dass uns selbst die Niederlagen zum Rückrundenstart nichts anhaben konnten und wir gut gerüstet waren, um oben zu bleiben. Dazu kommen dann natürlich Spiele wie das legendäre 4:4 in Karlsruhe, bei dem wir eigentlich schon komplett weg waren und von den gegnerischen Fans beim Stand von 4:1 für den KSC verhöhnt wurden. Dann machen wir nacheinander die Treffer zum 2:4, 3:4 und 4:4 und sind zurück!

Hansa: Nach dem Bundesliga-Aufstieg bist du zurück zu Schalke 04 gegangen, wo du nach deiner aktiven Zeit einen Job im Nachwuchs übernommen hast. Wie gefällt dir deine Rolle als sportlicher Leiter der Knappenschmiede?

Schober: Der Job ist super. In der Knappenschmiede zu arbeiten, macht mir sehr viel Spaß und ich bin froh darüber, dass ich nach meiner aktiven Karriere 2012 hier direkt anfangen konnte. Ich habe mich auf diesen Schritt bereits als Profi vorbereitet und ein Sportmanagement-Fernstudium erfolgreich abgeschlossen. Danach habe ich meine Trainerscheine gemacht und war deshalb gut gerüstet. Es ist schön, die Entwicklung der Spieler und der Trainer so nah mitzuerleben und aktiv zu begleiten. Das macht mir Freude und ich hoffe, dass ich der Knappenschmiede auch in den kommenden Jahren weiterhelfen kann.

Hansa: Das nötige Know-How und die Erfahrung als Spieler hast du ja bereits. Kannst du dir einen Übergang in den Männerbereich vorstellen?

Schober: Ich bin jetzt seit fünf Jahren dabei und natürlich kommt einem ab und zu der Gedanke, den Posten des Sportdirektors in der 2. Bundesliga oder bei einem kleineren Verein in der Bundesliga zu übernehmen. Aber ich halte das da so, wie ich es immer gehalten habe: Ich arbeite mich von unten nach oben hoch. Mit 41 Jahren bin ich noch recht jung für den Job des Sportdirektors, deshalb weiß ich auch, dass ich noch genug Zeit habe, um vielleicht später höhere Aufgaben im Männerbereich anzunehmen.

Hansa: Verfolgst du im Ruhrpott noch regelmäßig das Treiben der Kogge?

Schober: Natürlich verfolge ich noch die Spiele und die Neuigkeiten rund um Hansa. Das würde ich auch machen, wenn ich nur ein Jahr hier gespielt hätte, weil der FCH einfach ein super toller Verein ist. Meine Familie und ich kommen nach wie vor gerne hier her. Es ist schade, dass die Entwicklung in den vergangenen Jahren nicht sehr erfolgreich für die Kogge lief. Ich habe in der vergangenen Saison ein Spiel live gesehen und war nicht so begeistert. Mein bisher letztes Heimspiel war das 0:0 in dieser Saison gegen Sonnenhof Großaspach. An der Art und Weise, wie die Mannschaft dort aufgetreten ist, hat man auf jeden Fall eine Entwicklung gesehen. Ich glaube Hansa ist fußballerisch auf dem richtigen Weg und hoffe, dass im Umfeld und in der Fangemeinde ebenfalls Ruhe einkehrt, damit das Bild über den Verein besser wird. Denn das einzige, das nach dem Pokalspiel gegen Hertha bei den meisten hängengeblieben ist, sind Bilder von Randale, Feuer und Pyro. Diese Dinge gehören für mich nicht ins Stadion. Es ist sehr schade für einen wie mich, der weiß, wie toll der Verein ist, wenn man dann immer wieder im Ruhrpott nur auf die Chaoten bei Hansa angesprochen wird. Ich fand die Reaktion der anderen Zuschauer, der richtigen Fans, deshalb umso bemerkenswerter und hoffe, dass alle, die es gut mit dem Verein meinen, noch enger zusammenrücken, um die wenigen, die Hansa schaden, in Schach zu halten.

Hansa: Danke, Mathias!

Karten für die "Rückkehr der Helden II" erhältst du hier:
- im Online-Ticketshop (ab sofort)
- im F.C. Hansa-Fanshop, Breite Straße 12-15, 18055 Rostock (ab Dienstag, 25.07.2017)
- in allen Vorverkaufsstellen (ab Dienstag, 25.07.2017)
- über die Telefon-Hotline 01803 019650* (ab Dienstag, 25.07.2017)

*(0,09 €/min aus dem deutschen Festnetz, Mobilfunk max. 0,42 €/min)