03.11.2006 07:02 Uhr
Die Erleichterung bei Carl Zeiss Jena war am vergangenen Spieltag riesengroß. Mit allerlei Psycho-Tricks, viel Aberglaube, etwas Glück und zwei treffsicheren Stürmern haben die Thüringer ihren Abwärtstrend in der 2. Fußball-Bundesliga gestoppt. Sie siegten daheim 2:0 im Aufsteigerduell gegen TuS Koblenz.
„Jetzt fühle ich mich definitiv einige Kilo leichter. Endlich können wir uns mal wieder richtig freuen“, sagte Kapitän Alexander Maul, während die Mannschaft minutenlang mit stehenden Ovationen von den Fans gefeiert wurde. Sein Namensvetter Ronald Maul verspürte nach dem zweiten Saisonsieg, übrigens auf den Tag genau neun Wochen nach dem 3:2-Erfolg über Liga-Krösus Köln, besondere Genugtuung. „Eine tolle Woche für mich. Ich bin froh, dass meine Kraft für 80 Minuten gereicht hat. So hatte ich mir meinen Einstand vorgestellt“, sagte der 33-Jährige.
Acht Monate zuvor hatte Maul für den F.C. Hansa das letzte Pflichtspiel bestritten, ehe ihn vor knapp zwei Wochen während eines Probetrainings in Ungarn der Anruf von Jenas Sportlichem Leiter Olaf Holetschek erreichte. Zwei Tage später war der Wechsel des gebürtigen Thüringers zurück in die Heimat perfekt. „Er ist auf dem Platz im Kopf immer eine Situation voraus und bringt uns mit seiner Erfahrung spielerisch weiter“, würdigte Trainer Heiko Weber den Neuzugang.
Entgegen seiner sonstigen Gewohnheiten verteilte der Coach zudem ein Extra-Lob an die beiden Torschützen. Mark Zimmermann hatte bei seinem ersten Saisoneinsatz in der Startformation die Gastgeber in Führung gebracht, ehe der eingewechselte Ex-Rostocker Fiete Sykora den schwer erkämpften Sieg perfekt machte. Vor allem Zimmermann, der 2003 sein bislang letztes Zweitligator für Alemannia Aachen schoss, war glücklich: „Es wurde auch mal wieder Zeit, dass ich treffe. Aber wichtiger ist der Sieg der Mannschaft. Damit haben wir unsere kleine Talfahrt gestoppt.“
Durch den Sieg kehrte die gewohnte Lockerheit auch beim zuletzt angespannt wirkenden Coach zurück. In den vergangenen Wochen geriet Weber, der Carl Zeiss mit zwei Aufstiegen in Serie in den Profifußball führte, erstmals in die Kritik. „Es war ein totaler Fehler von mir, von einer Krise geredet zu haben. Damit konnten meine Spieler nicht umgehen. Aber auch ich lerne in dieser Liga immer noch dazu“, meinte der Trainer.
Mit kleinen Psycho-Tricks brachte er seine Schützlinge wieder auf Erfolgskurs. „Wir haben in den letzten Tagen gemeinsam gefrühstückt und Mittag gegessen“, verriet Matchwinner Zimmermann. Zudem schlief die Mannschaft erstmals vor einem Heimspiel auswärts im Hotel Waldmühle in Kahla. Dort hatten sich die Jenaer schon in den vergangenen Jahrzehnten nicht nur auf wichtige Spiele vorbereitet, sondern auch große Erfolge wie den Einzug ins Europapokalfinale 1981 gefeiert.