Login



Noch kein Mitglied?
Jetzt Mitglied werden »

x

27.07.2011 10:20 Uhr

Hoch soll er leben - Juri Schlünz feiert 50. Geburtstag

Kinder wie die Zeit vergeht. Kaum zu glauben aber wahr: Juri Schlünz feiert heute seinen 50. Geburtstag. Der Verein gratuliert im Namen all seiner Mitglieder und Fans unserem Held von ganzem Herzen. Denn dieser Mann ist eine Ikone unseres F.C. Hansa. Spieler, Trainer, Scout und heute Nachwuchs-Chef - ein Portrait

Rückblick: Als einst Andreas Zachhuber als Cheftrainer des F.C. Hansa die Papiere bekam, sprang Co-Trainer Juri Schlünz als erfolgreicher Feuerwehrmann ein. Den Chefposten wollte er nicht, den bekam schließlich Bundesliga-Legende Friedhelm Funkel.

Als dann Funkel in Rostock gehen musste, übernahm Co-Trainer Juri Schlünz abermals das Kommando. Und wieder lehnte er den Job als Cheftrainer ab. Die Hanseaten verpflichteten deshalb Ex-Bundesliga-Spieler Armin Veh. Als Veh seinerzeit entnervt das Handtuch warf, ging die Verantwortung für die Bundesliga-Mannschaft zum dritten Mal an Juri Schlünz über.

Im dritten Anlauf aber sagte Juri als Cheftrainer endlich auch Ja zu Hansa und sagte: „Ich fühlte mich diesmal reif für diese Aufgabe...“

Juri Schlünz - ein Kind des Vereins

Es gibt in der 45jährigen Geschichte des Vereins kaum ein Vereins-Mitglied, das als Spieler oder Trainer so eng mit dem F.C. Hansa Rostock verbunden ist. Denn dieser Juri Schlünz ist wirklich ein Kind des Vereins. Sechs Jahre war Juri alt, als alles begann. Es war eine Karriere mit dem Ball. Ob im Rostocker Zoo oder am Ostseestadion, wenn Vater Walter und Sohn Juri die elterliche Wohnung verließen, war immer eine Lederkugel mit auf Tour. Vater spielte bei Einheit Rostock und Juri sollte auch mal kicken.

Nur fünf Minuten war das Ostseestadion von der Wohnung entfernt und als der Vater mit seinem Sohn das Stadion erreichte, fragte Walter Schlünz oft: „Willst Du hier spielen?“ Juri wollte. Den ersten Spieler-Pass hütet Juri noch heute wie einen Goldschatz.
Wenn Juri früher als Kind zu Auswärtsturnieren sollte, nervte er seinen Vater aber auch so lange, bis dieser für Juri die Spiele absagte.

Als ihn DDR-Oberligisten wie Jena, Erfurt oder Frankfurt wollten, verzichtete er. Der Westen hat ihn dann nach der Wende nicht gewollt, obwohl er hinter Torsten Gütschow zweitbester DDR-Fußballer des Landes war, Meister und Pokalsieger wurde und dadurch auch in die Bundesliga aufstieg.

Erst Spieler dann Trainer

Selbst als Co-Trainer ging Juri Schlünz nicht fort, obwohl er mit Fußball-Größen wie Bernd Schuster, Wolfgang Wolf, mit Rolff, Wolfgang Funkel, Bommer, Neubarth und Stumpf seinen Trainerschein in Köln machte und die alle ihn als Fachmann schätzten und zu sich geholt hätten. Juri: „Ich hatte immer Heimweh!“

Schlünz gehörte stets zu diesem Ostsee-Stadion, zu dieser Stadt wie die Ostsee zu Warnemünde. Ob als Spieler oder Trainer, die Schwestern Sabine und Magrit drückten ihm immer die Daumen, sowie wie auch seine Frau Astrid und die Söhne Marcel und Marco, mit denen er heute in aller Stille feiert.

Juri Schlünz der Fußballfan und Sammler

Schlünz ist leidenschaftlicher Sammler von Fußball-Utensilien. Die alten Trainingspläne aus Ostzeiten, die seiner Kollegen Pagelsdorf, Lienen, Veh und Zachhuber, die eigenen Aufzeichnungen. Schlünz hat alles griffbereit. Aber vor allem hat Schlünz schöne Erinnerungen an seine Kindheit, die Karriere, die Arbeit als Spieler und Trainer.

„Ich weiß wie wir bei unserem Lehrmeister Horst Brettschneider Rückpässe übten, bis sie ankamen. Ich weiß noch, wie wir als Kinder quer über den Rasen das Vorspiel vor den Männern machten, vor 8000 Zuschauern. Wie das Stadion im Rohbau, erst ohne, dann mit Zaun, aussah. Oder ich erinnere mich an unser erstes Flutlicht-Spiel 1976 gegen Magdeburg."

Juri Schlünz selbst wurde schon als Spieler eine Legende. Er war für die Fans der Freistoss-Spezialist, der Kapitän, der Aufstiegsheld, der Meister und Pokalsieger. Juri Schlünz ist aber auch der Diplom-Sportlehrer, der mit 21 Jahren ein Sportstudium anfing (Prüfungsarbeit: „Thema Laufleistungen von Fußballerspielen im Wettkampf“), der am Christophorus-Gymnasium ein Jahr als Sportlehrer lehrte und die B-Jugend trainierte und der seit 1997 von Beruf Co-Trainer schien, ehe er im Herbst 2003 zum Cheftrainer votierte und seinen Vertrag im Sommer bis 2007 verlängerte.

Nach dem Klassenerhalt in der Saison 2003/2004 und dem 9.Platz sagte Schlünz ehrlich: „Ich stand acht Monate unter Storm. Ich hätte mir einen Abstieg nie verziehen. Ich wäre fünf Jahre wie Falschgeld rum gelaufen und hätte jeden Fans einzeln trösten wollen.“

Stattdessen trugen die Fans ihn aber auf Händen, hatten ihm sogar ein Plakat in weiß-blau genäht und mit dem Porträt von ihm über die ganze Tribünenseite an der Kopernikusstraße entfaltet. Das war gegen Bayer Leverkusen. Typisch Juri: „Der liebe Gott hat das Plakat und solchen Kult wohl nicht gewollt. Wir haben jedenfalls damals 0:2 verloren…“

Der sportliche Tiefpunkt als Trainer - seine Aufgaben heute

Schlünz hat aber auch noch ein anderes Bild im Stadion im Kopf. Es war sein letztes Bundesliga-Spiel als Cheftrainer in der Saison 2004/2005. An der Anzeigetafel stand ein 0:6 gegen den HSV. Der einstige Kollege HSV-Trainer Thomas Doll konnte ihn natürlich nicht trösten. Auch Sprüche wie „Außer Juri könnt ihr alle gehen“, beruhigten Schlünz nicht. Das Hansa-Herz hatte grobe Risse. Es war der schlimmste Tag in seiner Karriere. Es war der Anfang des Abstieg des F.C. Hansa aus der Bundesliga. Auch sein Nachfolger, „Retter“, Jörg Berger konnte den Gang in Liga 2 nach zehn Jahren nicht verhindern.

Juri Schlünz hat den Verein bis heute nicht verlassen. Als Nachwuchs-Chef des F.C. Hansa Rostock ist er nach wie vor auf der Suche  nach Talenten und Sponsoren. Juri ist kein Typ, der das Rampenlicht sucht. Schlünz arbeitet am liebsten im Hintergrund und dies macht er richtig gut. Er ist ein "Türöffner" für den Verein, eine Legende mit Herz und Verstand.

Hoch soll er leben - auf die nächsten 50 Jahre!

Gratulieren Sie Juri Schlünz auf der offiziellen Facebookseite des F.C. Hansa Rostock:
www.facebook.com/f.c.hansa

Was sie noch nicht über Juri Schlünz wußten...

…dass er im Holsten-Cup 1991 der erste Spieler war, der eine rot-gelbe Karte gegen den 1. FC Kaiserslautern  kassierte und deshalb im 1. Bundesligaspiel des FC Hansa gegen Nürnberg als Kapitän fehlte.

…dass Juri mit 32 Jahren seine Karriere auch mit einer gelb-roten Karte gegen Chemnitz beendete.

…dass Juri von seinem letzten Spiel so enttäuscht war, dass er sich in Graal-Müritz ein eigenes Abschiedspiel vor 3500 Zuschauern mit 45 Spielern und 200 Gästen organisierte.

…dass Juris Söhne Marcel und Marco früher für den SSV Satow spielen.

…dass Juri mit der „Titanic“ eine eigene Freizeit-Mannschaft hat.

…dass erst Herbert Pankau und dann Maradona sein Vorbild war.

…dass Juri zum einzigen Meistertitel gegen Dresden (3:1) zwei Freistöße in den Angel setzte, der 9. Platz in der Bundesliga nach dem Aufstieg sein größter Erfolg ist und er als Interimstrainer einmal gegen Bayern München durch den von ihm eingewechselten Dietmar Hirsch in der 88. Minute gewann.

Die Karriere von Juri Schlünz in Zahlen

Stationen als Spieler: 

1968 - 1994:  FC Hansa Rostock 
1994 - 1996:  Parchimer FC 

Pflichtspiel-Statistik: 

Saison     Verein             Liga         Spiele  Tore 
     
1979/80    Hansa Rostock      DDR-Liga       17      9
1980/81    Hansa Rostock      DDR-OL         22      3 
1981/82    Hansa Rostock      DDR-OL         24      6 
1982/83    Hansa Rostock      DDR-OL         26      6 
1983/84    Hansa Rostock      DDR-OL         17      4 
1984/85    Hansa Rostock      DDR-OL         25      5 
1985/86    Hansa Rostock      DDR-OL         24      8 
1986/87    Hansa Rostock      DDR-Liga       28      9
1987/88    Hansa Rostock      DDR-OL         23      4 
1988/89    Hansa Rostock      DDR-OL         23      3 
1989/90    Hansa Rostock      DDR-OL         20      3 
1990/91    Hansa Rostock      DDR-OL         24      6 
1991/92    Hansa Rostock      BL                 25      3 
1992/93    Hansa Rostock      2.BL              31      6 
1993/94    Hansa Rostock      2.BL              19      0 

Bilanz als Spieler:
     
6 U21-Länderspiele 
3 Olympiaauswahl-Spiele 
228 Oberligaspiele (48 Tore)
45 DDR-Ligaspiele (18 Tore)  
25 Bundesligaspiele (3 Tore) 
50 Zweitligaspiele (6 Tore) 

DDR-Meister 1991 
DDR-Pokalsieger 1991 
DDR-Pokalfinalist 1972, 1974

Die Stationen als Trainer: 

1996/1997: Jugendtrainer beim FC Hansa Rostock 
1997  Okt. 2003: Co.-Trainer beim FC Hansa Rostock 
 
7.9. bis 19.9.2000: Interimstrainer Hansa Rostock 
2.12.2001 bis 2.1.2002. Interimstrainer Hansa Rostock 
Ab 9.10.2003 bis 14.11.2004: Cheftrainer Hansa Rostock

Ab 14.11.2004 Trainer beim F.C. Hansa Rostock
Ab 1.7.2006: Trainer der C-Jugend F.C. Hansa Rostock

Danach Übernahme der Fußball-Akademie, Vorstandsmitlied Nachwuchs, Leiter Fußball-Akademie
2010/2011 Trainer C-Jugend und Leiter Nachwuchs-Akadamie