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12.09.2017 16:55 Uhr

In "Hilses" Brust schlagen zwei Herzen / Wiedersehen mit dem SV Werder

Marcel Hilßner fiebert einem für ihn ganz besonderen Spiel entgegen. An diesem Sonnabend (16.09.2017, Anstoß 14 Uhr) empfängt er im Hansa-Trikot mit dem SV Werder Bremen II einen Verein im Rostocker Ostseestadion, für den er sieben Jahre lang selbst die Fußballschuhe schnürte und sämtliche Nachwuchsteams bis hin zur U23 und sogar zur Profimannschaft durchlief. Wir haben vor dem aufregenden Wiedersehen mit seinem Ex-Club mit "Hilse" gesprochen.

Hansa: Marcel, mit 22 Jahren hast du schon Einsätze in allen drei deutschen Profi-Ligen gehabt. Bist du stolz auf deinen bisherigen Werdegang im Fußball?

Hilßner: Ja, absolut. Ich bin stolz darauf, dass ich bei Bremen zu einem Bundesliga-Einsatz kam und auch in Dresden in der 2. Bundesliga gespielt habe. Ich bin aber auch stolz darauf, dass ich in der 3. Liga für Bremen und Hansa gespielt habe bzw. aktuell spiele.

Hansa: Du hast bereits Blut geleckt, als du in den höheren Ligen spielen konntest. Was hast du dir für deine persönliche Karriere vorgenommen?

Hilßner: Jeder Fußballer möchte so weit oben wie möglich spielen. Ich möchte auf lange Sicht auch wieder hoch, deshalb habe ich mich im Sommer auch ganz bewusst für Hansa entschieden. Hier ist einiges möglich. Die Kogge gehört in die 2. Bundesliga – eher sogar nach ganz oben. Und für mich selbst geht es natürlich auch um so viel Spielpraxis wie möglich.

Hansa: Weißt du noch wie du dich gefühlt hast, als du 2015/2016 im Weserstadion gegen Bayer Leverkusen eingewechselt wurdest?

Hilßner: Das war ein geiles Gefühl. In den ersten zwei, drei Minuten war ich wie in Trance. Ich musste mich erstmal umschauen, ob das wirklich gerade passiert. Der Einsatz kam nämlich echt unverhofft. Einen Tag vorher bin ich mit der zweiten Mannschaft schließlich noch nach Erfurt gefahren und sollte da auch spielen. Wir waren gerade 20 Minuten Hotel, als der Anruf kam, dass ich im Kader der Profis bin. Ich habe mich sofort mit Björn Schierenbeck (Direktor des Werder-Leistungszentrums) auf den Rückweg nach Bremen gemacht und bin dann nachts im Mannschaftshotel angekommen. Ich war mir ziemlich sicher, dass ich trotz Kaderplatz keine Option fürs Spiel sein werde. Auf einmal wird kurz nach Beginn der zweiten Halbzeit mein Trikot hochgehalten. Das war schon sehr überraschend, deshalb konnte ich das am Anfang gar nicht richtig begreifen. Bitter, dass wir am Ende gegen Bayer verloren haben - das Spiel war für mich trotzdem etwas ganz Besonderes.

Hansa: Wie eng war die zweite Mannschaft der Bremer mit den Profis verbunden? Hattet ihr einen regelmäßigen Austausch?

Hilßner: Wir hatten einen regelmäßigen Austausch mit den Profis und viele Gesichter kannte ich auch persönlich aus dem Nachwuchs. Vor allem in den Länderspielpausen haben viele jüngere Spieler oben mittrainiert, was uns natürlich immer einen Extraschub Motivation gegeben hat.

Hansa: Glaubst du, dass es besonders schwer für einen jungen Spieler wie dich war, ins Profiteam zu rücken, weil Werder zu der Zeit sportlich angeschlagen war?

Hilßner: Das ist schwer zu sagen. Jein. Es kommt immer auf den Trainertyp an und darauf, ob der jeweilige Coach etwas riskieren möchte mit einem jungen Spieler oder eher auf einen Routinier setzen will, dessen Aufstellung vielleicht die sichere Wahl ist. Bremen hat jetzt mit Alexander Nouri einen super Trainer, der sicherlich die perfekte Mischung findet und ich glaube es ist einiges drin für das Team.

Hansa: Du hattest ebenfalls eine erfolgreiche Zeit unter Alexander Nouri.

Hilßner: Alex Nouri war unser Trainer in der zweiten Mannschaft. Wir haben uns immer sehr gut verstanden - ich habe gerne unter ihm trainiert.

Hansa: Wie würdest du deine Zeit bei Werder insgesamt beschreiben?

Hilßner: Das ist für mich eine super schöne Zeit gewesen. Bremen ist zu meiner zweiten Heimat geworden. Vom Jugendbereich an bis in den Herrenbereich, dazu Schule und Abitur: Ich habe dort sehr viel mitgenommen, viele nette und liebe Menschen kennengelernt. Alles war sehr familiär, im Verein und in der Stadt, deshalb werde ich die Zeit nie vergessen.

Hansa: Am Sonnabend steht für dich ein Wiedersehen mit dem SV Werder Bremen an. Wir treffen auf die zweite Mannschaft. Bist du aufgeregt?

Hilßner: Ehrlich gesagt, ja! Das wird aufregend für mich. Ich hatte im Vorfeld mit vielen Jungs aus dem Team Kontakt - in den vergangenen Tagen immer mehr. Die haben eine sehr gute Truppen zusammen und ich bin echt gespannt, wie das läuft. Aber ich bin der Meinung, dass wir die drei Punkte hierbehalten. Am Sonnabend ruht die Freundschaft für 90 Minuten.

Hansa: Was auffällt: Du hast besondere Verknüpfungen zu den Vereinen, zu denen du bisher gewechselt bist. Weißt du noch gegen wen du dein erstes Drittliga-Spiel gemacht hast?

Hilßner: Das erste Drittliga-Spiel? Na klar: in Rostock gegen Hansa! Wir waren in der ersten Halbzeit richtig unterlegen, mussten uns erstmal umschauen, weil die Hütte hier komplett gekocht hat. Die Stimmung war für uns sehr junge Truppe beeindruckend. Hansa war am Anfang klar überlegen. In der zweiten Hälfte wurden wir aber mutiger und haben den Spieß gedreht.

Hansa: Dein erstes Tor in der 3. Liga hast du wiederum gegen Dynamo Dresden gemacht.

Hilßner: Und dann auch noch ein Tor mit Seltenheitswert: Ich habe mit rechts abgezogen.

Hansa: Der Treffer war fast genau so schön wie dein Tor zum Rückrundenstart 2015/2016 gegen uns...

Hilßner: Oh ja, da stimmt. Ein Dropkick aus knapp 25 Metern unter die Latte. Ich erinnere mich an beide Treffer gerne zurück. Allerdings dürfen auch gerne noch ein paar weitere dazukommen.

Hansa: Spielen positive Erinnerungen an einen bestimmen Gegner eigentlich eine Rolle in der Entscheidungsfindung, ob man zum entsprechenden Clubs wechseln möchte?

Hilßner: Es spielt schon mit rein, wenn man gute Erinnerungen an einen Platz und eine Begegnung hat. Ich habe bei meinem ersten Spiel mit Bremen II im Ostseestadion gesehen, was hier möglich ist, wie viele Fans dabei sind. Das war aber letztlich nicht der ausschlaggebende Punkt, sondern generell meine Verbundenheit mit dem Osten. Ich bin in Leipzig aufgewachsen und habe als Kind den Werdegang von Hansa mitbekommen. Deshalb wusste ich auch, worauf ich mich einlasse und freuen kann.

Hansa: Nur ein paar Tage nach deiner Verpflichtung durfest du bereits im DFB-Pokal ran - und zwar von Beginn an. Ein Turbostart oder?

Hilßner: Ich war extrem froh, dass mir der Trainer sofort das Vertrauen gegeben hat, vor allem weil ich erst ein paar Trainingseinheiten hinter mir hatte. Ich war heiß auf das Spiel und wollte unbedingt auflaufen, aber man weiß nie, wie der Trainer das sieht. Er hat mir dann aber vorher das Zeichen gegeben, dass er auf mich setzt. Schade, dass es letztlich nicht mit der Überraschung geklappt habt. Wir wollten es unbedingt schaffen.

Hansa: Nach deiner nicht ganz einfachen Zeit in Dresden war es für dich bestimmt ein gutes Gefühl, sofort das Vertrauen von Pavel Dotchev zu erhalten.

Hilßner: Das gibt einem auf jeden Fall viel Selbstvertrauen. In Dresden war es schwer. Uwe Neuhaus wusste zwar, was ich kann und war von meinen Fähigkeiten auch überzeugt, aber es hat irgendwie nicht richtig gepasst. Ich mache dem Trainer aber keinen Vorwurf, denn ich habe bei Dynamo trotzdem sehr viel gelernt. Der Unterschied ist für mich aber natürlich schön. Pavel Dotchev hat mir gleich ein positives Gefühl gegeben, mir gesagt, was er von mir erwartet. Das hat mich sehr motiviert und selbstbewusst gemacht, denn dadurch konnte ich auch gut in der Mannschaft ankommen. Wenn das Team sieht, dass der Trainer auf einen Spieler baut, kommt man ein Stück weit besser rein.

Hansa: War es für dich auch einfacher, Bestandteil der Truppe zu werden, weil du schon einige unserer Spieler kanntest?

Hilßner: Na klar, das hat's leichter gemacht. Ich kannte Oliver Hüsing aus Bremen, mit Tim Väyrynen habe ich ein halbes Jahr zusammen in Dresden gespielt und mit Fabian Holthaus lief ich für verschiedene Teams der deutschen Junioren-Nationalmannschaft auf. Ich muss aber auch sagen, dass es mit allen anderen ebenfalls sofort gut geklappt hat. Es hat sich sofort gut angefühlt mit den Jungs auf dem Platz zu stehen.

Hansa: Was ist in dieser Saison für uns drin?

Hilßner: Wir sind hungrig, wollen guten Fußball spielen und haben das Potential, um oben dabei zu sein. Der Start war in Ordnung, auch wenn wir in manchen Spielen Punkte liegengelassen haben – wie gegen Meppen oder gegen Preußen Münster. Auf unsere bisher gezeigten Leistungen können wir aber grundsätzlich aufbauen - wir müssen nur noch entschlossener nach vorne spielen und kaltschnäuziger im Abschluss werden.

Hansa: Wie gefällt es dir in Rostock im Vergleich zu Bremen und deiner Heimatstadt Leipzig?

Hilßner: Hier gefällt’s mir super. Ich habe mich schnell eingewöhnt, vor kurzem mit meiner Freundin eine schöne Wohnung bezogen und schon recht viel gesehen. Ich empfinde Hansa als sehr familiären Verein. Mit Leipzig verbinde ich natürlich sehr viel, auch weil meine Eltern noch dort wohnen. Die Stadt ist wunderschön und hat sich in den vergangenen Jahren in allen Bereichen unheimlich weiterentwickelt. Und Bremen mag ich auch sehr - an der Weser habe ich mich immer sehr wohlgefühlt.

Hansa: Danke für's Gespräch, Hilse. Wir drücken dir für's Wochenende die Daumen und hoffen, dass du wieder einen ordentlich Schuss auspackst!


Tickets für Hansa vs. Bremen II gibt's hier:

*0,09 €/min aus dem deutschen Festnetz, Mobilfunk max. 0,42 €/min