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16.03.2011 11:16 Uhr

Jubiläumsspiel - Perry Bräutigam: Eigentlich wollte ich nie mehr ins Tor…

Das Leben des Torwart Perry Bräutigam teilt sich vor allem in zwei Vereine: Der junge Perry machte als Torwart des FC Carl Zeiss Jena Karriere, der reife Bräutigam avancierte als Keeper und Torwart-Trainer beim F.C. Hansa Rostock zur Legende. Alles andere blieben Episoden. Heute ist Perry Bräutigam Torwart-Trainer bei RasenBallsport Leipzig und hofft, mit diesem Team noch einmal in den Profifußball zurückzukommen. Aber erst einmal rückt Perry in Rostock wieder in den Mittelpunkt, wie einst beim Abschieds-Spiel von Paule Beinlich oder jüngst beim Spiel „Wir gegen uns“, dem Weltmeisterteam von 1990 und der letzten DDR-Nationalmannschaft. Denn: Perry wird am 4. Mai 2011 das Team der Hansa-Legenden des F.C. Hansa in der DKB-Arena (Anstoß 19 Uhr) verstärken.
 
Hallo Perry, wie geht es Dir?
 
Bräutigam: Danke gut, ich arbeite als Torwart-Trainer bei RB Leipzig an einem ganz spannenden Projekt mit – gleichwohl die Ergebnisse noch nicht stimmen. Aber wir haben hier Kompetenz und ein tolles Umfeld. Hier sind Leute wie Didi Beiersdorfer und Thomas Linke, die in Sachsen etwas auf den Weg bringen wollen. Inzwischen merken in Leipzig sogar Traditionsvereine wie Lok und Sachsen, dass sie von dem Management und dem Aufbruch von RB profitieren können.
 
Hat es Dich überrascht, dass in der letzten Fußball-Saison der DDR der F.C. Hansa und Dynamo Dresden vor Erfurt, Halle, Chemnitz und Jena standen?
 
Bräutigam: Nein, eigentlich nicht. Hansa hatte damals eine sehr homogene Mannschaft, die Jungs waren fast alle von der Küste, hatten individuelle Klasse. Keiner haute in den Westen ab. Es ging bei denen in jenem Jahr nicht wie so oft zuvor hoch und runter und mit Uwe Reinders hatten sie einen Mann, der das Geschäft als Profi verstand. Er war also zur richtigen Zeit am richtigen Ort.
 
Erinnerst Du Dich noch an die beiden Oberliga-Spiele gegen Jena, als Hansa 3:1 und 3:0 gewann?
 
Bräutigam: Ich habe die Spiele nicht mehr ganz auf der Lampe. Aber es war zu Saisonbeginn, ein Spiel war unter Flutlicht und es war kalt und die Ergebnisse waren eindeutig. Als Torwart kriegt man jedenfalls nicht gerne drei Stück…

Frank Pagelsdorf hat Dich 1996 an die Ostseeküste geholt, obwohl zu diesem Zeitpunkt mit Hoffmann, Kunath und Köhler drei Torhüter an der Küste waren. Warst Du sicher, die Nummer 1 zu werden? Du warst ja beim Aufstieg der Truppe noch im Team des Clubs in Nürnberg?
 
Bräutigam: Ich hatte damals die Wahl zwischen dem HSV und Benno Möhlmann sowie Hansa und Frank Pagelsdorf. Da der HSV noch Golz im Tor hatte, entschied ich mich für Hansa, sah dort meine Chance, die mir Pagel ja auch versprach. Er meinte, jeder der drei Keeper kriegt in der Vorbereitung seine Bewährungsmöglichkeit. Also landete ich in Rostock. Zum Problem wurde, dass ich als Thüringer aus Nürnberg gegen zwei Rostocker Jungs ankämpfen musste, vor allem gegen Daniel Hoffmann, der großen Anteil am Aufstieg hatte. Aber nach sechs Spielen akzeptierten und respektierten die Leute schließlich, dass ich ein ordentlicher Torwart bin. Meine Akzeptanz erhöhte sich dann von Jahr zu Jahr, so dass ich den Schritt nie bereut habe.
 
Dein Lebensmittelpunkt ist als Thüringer nach wie vor Rostock, Dein Arbeitsplatz Leipzig?
 
Bräutigam: Ja, so ist es. Ich lebe in einer Pension in Leipzig, meine Frau wohnt in Rostock, dort lebt auch unser Enkelkind. Mein Sohn Rico hat ein Volontariat bei Antenne MV gemacht und ein Praktikum bei der LVZ, Chris arbeitet als Verkäufer an einer Tankstelle und ist Torwarttrainer in Pastow, dort trainiert er im Nachwuchs 19 Torhüter, u.a. auch aus anderen Klubs.

Verfolgst Du das Geschehen von Hansa noch?
 
Bräutigam: Ja klar, ich habe noch immer ein Stück meines Herzens für Hansa übrig.
 
Was sagst Du zur aktuellen Hansa-Truppe, hast Du mit dieser Entwicklung gerechnet?
 
Bräutigam: Die Art und Weise, die Stabilität und Kontinuität hat mich bei dieser fast neuen Mannschaft sehr überrascht. Wenn sie jetzt ihre Heimspiele gewinnen, müssten sie eigentlich auch die 2. Liga packen. Aber dann auch die Klasse zu halten wird ganz kompliziert.
 
Stimmt es, dass Du eigentlich gar keine Traditionsspiele mehr bestreiten wolltest?

Bräutigam: Das ist richtig. Das Beinlich-Spiel, die Begegnung von Bernd Schneider in Leverkusen und vor allem das deutsch-deutsche Match in Leipzig waren noch einmal sehr emotionale Höhepunkte. Das „Wir gegen uns“ mit dem Sieg der letzten DDR-Mannschaft über die deutschen Weltmeister von 1990 war einfach genial und so schön, dass es kaum ein schönerer Abschied vom aktiven Fußball sein konnte. Aber da wusste ich nicht, dass Hansa mich noch mal ruft. Also komme ich jetzt nach Hause. Als Thüringer, der mal einige Jahre in Rostock spielen wollte und an der Ostsee im Endeffekt hängen geblieben ist…
 

Alle Infos zum Jubiläumsspiel auf der Homepage: www.rueckkehr-der-helden.de