Kaiserslautern zum Krisengipfel im Ostseestadion

Der 24. Spieltag der aktuellen Zweitliga-Saison hält am Sonnabend (2. März 2024, Anpfiff 13 Uhr) mit der Partie unseres F.C. Hansa im Heimspiel gegen den 1. FC Kaiserslautern einen echten Keller-Kracher bereit. Nur die Tordifferenz trennt die beiden Teams, die mit 22 Punkten auf dem Rängen 16 und 17 liegen. Die Hansa-Kogge (-16 Tore) hat gegenüber den Pfälzern (-13) eine um drei Treffer schlechtere Bilanz und rangiert daher aktuell auf dem direkten Abstiegsplatz, während die Lauterer den Relegationsplatz innehaben. Die Begegnung ist daher für beide Mannschaften von großer Bedeutung, denn nur mit einem Punktedreier bleibt der Sieger auf Tuchfühlung zum rettenden Ufer. Besonders auf Braunschweig (24 Punkte), Schalke (26) und Wiesbaden (27) dürften dabei die Blicke gerichtet sein.

Nimmt man den Trend der letzten 10 Saisonspiele (14. – 23. Spieltag), dann treffen zudem die beiden schwächsten Teams dieses Zeitraums aufeinander. Lautern rangiert auf dem 18. und damit letzten Platz, vier Punkte (ein Sieg, ein Unentschieden) sind seitdem zustande gekommen. Bei Hansa auf Platz 17 sind es mit sechs Zählern (ein Sieg, drei Remis) nur unwesentlich mehr.

Beide Vereine haben in der laufenden Spielzeit bereits den Trainer gewechselt, die Pfälzer sogar zweimal. Mit Friedhelm Funkel, der zwischen 2000 und 2001 auch auf der Hansa-Kogge das Steuerrad in der Hand hatte, sitzt nach Dirk Schuster und Dimitrios Grammozis bereits der dritte Übungsleiter auf der Bank. Aber auch der Ex-Profi der Lauterer konnte bisher noch keine Trendwende einleiten – zum Auftakt in Nürnbergs gabs ein 1:1, beim Heim-Debüt gegen den Karlsruher SC gab es für den 70-Jährigen eine 0:4-Niederlage.

Für den 1. FC Kaiserslautern ist es die berühmt-berüchtigte "zweite Saison nach dem Aufstieg", die der Mannschaft zu schaffen macht. Im Vorjahr spazierte der Zweitliga-Rückkehrer förmlich durch die Saison, träumte zwischendurch sogar vom Durchmarsch in die Bundesliga, ehe dem Team dann im Schlussspurt die Puste etwas ausging – mit Platz 9 gelang am Ende aber dennoch eine sehr respektable Platzierung. Vor allem weil der Großteil des Stamms zusammengehalten wurde und durch Spieler wie Ragnar Ache (Eintracht Frankfurt) verstärkt wurde, hatten vor der Saison die wenigsten Experten die Lauterer zum Kreis der Abstiegskandidaten gezählt. Dennoch findet sich der Traditionsverein, der letztmalig 1998 einen von insgesamt vier deutschen Meistertiteln feiern konnte, mitten im Überlebenskampf der 2. Liga wieder.

Historisch gesehen hatte der 1. FC Kaiserslautern zwei absolute Hochphasen. Zunächst Mitte des vergangenen Jahrhunderts, als man 1951 und 1953 die deutsche Meisterschaft gewinnen konnte und zudem gleich sechs Spieler in der legendären Weltmeister-Elf von 1954 stellte. Zum anderen in den 1990er Jahren. Mit zwei Meistertitels (1991 und 1998) und zwei Pokalsiegen (1990 und 1996) gehört man zu den Schwergewichten im deutschen Fußball. In der jüngeren Vergangenheit allerdings machte der Verein mit Insolvenzverfahren, undurchsichtigen Investorengeschäften und nicht zuletzt durch den sportlichen Niedergang mehrere negative Schlagzeilen. Erst im Sommer 2022 gelang nach vier Jahren in der dritten Liga die Rückkehr in die Zweitklassigkeit.

Bester Torschütze des mitgliederstärksten Vereins aus Rheinland-Pfalz (aktuell 27.600) ist in dieser Spielzeit Neuzugang Ragnar Ache, der bisher neunmal erfolgreich war – unter anderem traf er auch beim 3:1-Hinspielsieg über unserem F.C. Hansa im vergangenen Herbst. Zuhause auf dem gefürchteten "Betzenberg" fühlt sich das Team aus Kaiserslautern in dieser Spielzeit zudem ohnehin etwas wohler als in der Fremde – der einzige Auswärtssieg der Saison datiert vom 4. Spieltag (2:1 in Paderborn am 26. August 2023) und liegt somit bereits mehr als ein halbes Jahr zurück.

Im Kader der Gäste finden sich gleich mehrere Spieler mit einer Hansa-Vergangenheit, namentlich sind dies - neben Trainer Friedhelm Funkel - Aaron Opoku (2019-2020), Daniel Hanslik (2020), Philipp Klement (2013) und Ben Zolinski (2006-2011 und 2012-2013). Im Hansa-Kader gibt es mit Janik Bachmann (2019-2021) einen Spieler, der bereits für die Gäste im Einsatz war.