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19.12.2005 11:15 Uhr

Kickers setzen auf Mental-Trainer und neues System

Gegen die Großen hui, gegen die Kleinen pfui. So oder ähnlich kann die derzeitige Leistungsstärke von Kickers Offenbach beschrieben werden. Mit dem 2:1-Erfolg im letzten Auswärtsspiel der Hinrunde bei Energie Cottbus beendeten die Hessen ihre Negativserie von fünf Partien ohne Punkt.

Wie aber erklärt sich das Phänomen, dass der OFC einmal mehr gegen einen Aufstiegsaspiranten bestand, während man die Vergleiche mit den Konkurrenten im Tabellenkeller beharrlich zu vergeigen pflegt? Trainer Hans-Jürgen Boysen ist von dieser Tatsache nicht überrascht und hat prompt eine Erklärung parat: „Es liegt in der Natur der Sache, dass man gegen die Spitzenteams seine besten Spiele macht.“ Die Kunst bestehe darin, „alle Spiele konzentriert und hoch motiviert anzugehen“.

Genau da vermutet Offenbachs Cheftrainer die bislang größte Schwäche seines Teams, auch wenn er das so nicht sagt. Dafür hat Boysen gehandelt. In Cottbus verstärkten zwei Mental-Trainer den Kickers-Tross, mit denen man bereits im Teambuilding-Trainingslager vor der Saison gearbeitet hatte. „Wir haben den Kontakt zu den beiden nie abreißen lassen“, berichtete Boysen, der in seiner Arbeit von dem ehemaligen Nationalspieler Manfred Binz unterstützt wird.

Die Spezialisten stehen den Offenbacher Profis auch noch für das Pokal-Achtelfinale beim F.C. Hansa zur Seite. „Sie werden mit der gesamten Gruppe an Motivation und Selbstvertrauen arbeiten“, erläuterte Boysen. Schließlich wollen die Offenbacher, die 1970 den DFB-Pokal gewannen, in diesem Wettbewerb weiter für Furore sorgen und ins Viertelfinale einziehen.

Ein Grund, dass der OFC das letzte Auswärtspflichtspiel in Cottbus gewann, lag auch an der neuen Taktik: Die Kickers spielten mit einem defensiven 5-4-1-System. Thomas Wörle erledigte gegebenenfalls Aufräumarbeiten hinter der Viererkette, die ohne den bundesliga-erfahrenen Kapitän Markus Happe (Wadenzerrung) auskommen musste, Christian Pospischil und Stephan Sieger störten als Staubsauger vor der Abwehr das Cottbusser Aufbauspiel. „Es galt einfach, eine noch defensivere Grundordnung einzunehmen“, begründete Boysen sein Abrücken vom bislang bevorzugten 4-4-2.

Doch wer glaubt, die Stürmer stünden vorne allein auf weiter Flur, sieht sich getäuscht. In Cottbus zum Beispiel wurde Regis Dorn von seinen Kollegen bemerkenswert eingesetzt und traf nach längerer Torflaute gleich zweimal. Trotz des Aufwärtstrends sind sich die Hessen bewusst: Es geht für den Aufsteiger weiter nur um den Klassenerhalt. Von dem Trainer Boysen aber überzeugt ist. Weil der zuletzt gezeigte Zusammenhalt von Klubführung, sportlicher Leitung, Mannschaft und Fans die Stärke des Klubs sei. Boysen: „Das empfand ich als ungeheuer positiv.“