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13.03.2023 18:29 Uhr

Nach dem Klassenerhalt - U19-Trainer Christian Rahn im Gespräch

Erfolgreicher Saisonabschluss in der A-Junioren Bundesliga für unsere U19-Mannschaft. Mit einem 3:1-Sieg über den SV Meppen hat das Team auf der Zielgeraden den Klassenerhalt geschafft. Trainer Christian Rahn stand uns nach dem erfolgreichen Wochenende in einem ausführlichen Interview Rede und Antwort.

Glückwunsch zum Klassenerhalt – Hand aufs Herz, wie lange wurde am vergangenen Sonnabend gefeiert?
Christian Rahn: Der Jubel auf dem Platz war nach dem Schlusspfiff noch ein bisschen verhalten, weil auch die Eltern am Spielfeldrand standen. Aber in der Kabine war dann hinterher richtig Halligalli und Abriss-Party angesagt. Sogar ein paar Locken von einigen Spielern mussten dran glauben. Die Jungs hatten sich auch eine geile Kabinenparty verdient, aber wie lange es wirklich ging, das weiß ich nicht. Ich hab die Jungs dann in Ruhe feiern lassen. Die Anspannung bei mir ist irgendwann abgefallen und ich bin abends müde ins Bett gefallen.

Wie habt ihr es geschafft diesen Schlussspurt noch hinzulegen?
Ehrlicherweise hat uns der Spielplan am Ende doch ganz ordentlich in die Karten gespielt. Gerade die ersten fünf Spiele zu Saisonbeginn waren sehr schwierig, weil wir da richtig gute Gegner hatten: Leipzig, Wolfsburg und Hertha – da konnte man nicht unbedingt erwarten, dass wir dort ausreichend Punkte holen würden. Die letzten vier Spiele waren schon Pflichtsiege, auch wenn das 3:3 gegen Werder Bremen noch dazwischen gekommen ist, wo wir kurz vor Schluss den Ausgleich kassiert haben. Auch da hätten wir uns mit einem Dreier belohnen können - dann hätten wir den letzten Spieltag gar nicht mehr gebraucht, um die Klasse zu halten.

F.C. Hansa Rostock

Hatten nach dem letzten Saisonspiel allen Grund zum feiern: die U19-Spieler bei der Kabinenparty zum Klassenerhalt.

Gab es Spieler, die dich besonders überrascht haben, die du zu Saisonbeginn nicht auf dem Zettel hattest und die sich gut entwickelt haben?
Es ist immer schwierig, einzelne Spieler herauszuheben. Wir haben uns als Mannschaft super entwickelt, seit ich das Team im Sommer übernommen habe. Wir hatten eine wirklich gute Vorbereitung und sind mit viel Vorfreude in diese Bundesliga-Saison gegangen. Klar gab es auch kleine Dämpfer wie mit dem 0:6 bei Hertha Zehlendorf. Das kann man jetzt, mit dem geschafften Klassenerhalt, als Ausrutscherspiel sehen. So ein Spiel hat man in der Saison immer mal dabei.

Aber einen Torjäger wie Tim Krohn, der zehnmal getroffen hat, den kann man mal lobend erwähnen!?
Auf jeden Fall. Vor der Saison sagt man sich immer: Ein Spieler, der acht bis zehn Tore schießt und dir so vielleicht 12 oder 15 Punkte holt, der wäre schon gut. Man darf nicht vergessen, dass Tim zum jüngeren Jahrgang gehört und auch nächstes Jahr bei uns in der Bundesliga spielt. Deshalb freue ich mich für und mit ihm. Aber die anderen Spieler haben ihm auch geholfen, dass er die Tore überhaupt schießen konnte.

Also frei nach dem Motto "ohne Vorbereiter keine Tore"…
Ja, ganz genau. Es klingt immer so simpel, aber es ist einfach so. Genauso wie ich auch meinem Trainer- und Funktionsteam ein riesen Kompliment machen muss. Wir haben alle einen super Job gemacht. Wir haben die Jungs immer bei Laune gehalten, wir sind immer positiv voran gegangen. Natürlich war die Stimmung nach dem unglücklichen 0:2 gegen den HSV und damit vor den letzten vier Spielen sehr niedergeschlagen. Der Rückstand betrug fünf Punkte bei nur noch vier Spielen, das war schon ein Brett. Mit dem deutlichen Sieg bei Victoria Berlin haben wir die Aufholjagd gestartet, die ja auch belohnt wurde. Weil wir als Funktionsteam immer daran geglaubt haben, dass Unmögliche noch möglich zu machen und die Jungs super mitgezogen haben.

F.C. Hansa Rostock

War mit zehn Saisontreffern erfolgreichster Torschütze des F.C. Hansa in der U19 und damit maßgeblich am Klassenerhalt beteiligt: Stürmer Tim Krohn.

Es ist Mitte März, der Klassenerhalt ist perfekt – aber die Saison ist jetzt noch nicht zu Ende, oder?
Nein, es geht schon Ende des Monats mit einer Sonderspielrunde des DFB weiter. Es wird zuerst eine regionale Runde gespielt, wir treffen zu Hause auf Union und Victoria Berlin und fahren zu Hertha Zehlendorf. Im Anschluss gibt es eine weitere Runde, in der alle Tabellen-Ersten, Zweiten, Dritten und Vierten jeweils noch mal unter sich spielen. So haben wir bis Mai noch sechs Spiele. Die B-Junioren übrigens auch.

Und wie geht es nach der Sonderspielrunde weiter?
Wir wollen Ende Mai in jedem Fall noch den Landespokal holen. Wir sind für das Finale gesetzt, warten auf unseren Gegner. Wir wollen gewinnen, um auch nächste Saison im DFB-Pokal mitzuspielen. Danach ist eine kurze Pause - zehn Spieler werden uns aus Altergründen in den Herrenbereich verlassen. Dafür kommen die jetzigen U17-Spieler zur U19 hoch, die ich dann noch besser kennenlernen werde. Geplant ist, dass wir am 26. Juni in die Vorbereitung einsteigen. Zwischendurch gibt es nochmal zehn Tage Pause in den Ferien. Mitte August geht’s mit der Bundesliga schon wieder los.

F.C. Hansa Rostock

Ist zufrieden mit der Leistung der U19 in dieser Saison und blickt zuversichtlich auf die neue Spielzeit: Trainer Christian Rahn.

Aus der U17 kommen viele Spieler nach oben, die leider abgestiegen sind. Trotz einer guten Serie von vier Siegen am Saisonende hat es da nicht gereicht. Wie gehst du mit dieser Situation um?
Zunächst einmal ist es sehr schade, dass die U17 abgestiegen ist. Da hätten wir uns gewünscht, dass es am Ende auch noch klappt. Aber: Die beste Entwicklung sind Siege! Und das haben auch die U17-Jungs in den letzten Wochen eindrucksvoll geschafft. Ich glaube schon, dass wir jetzt gestärkt in die Sonderspielrunde gehen können. Hier werden wir schon mal gucken, dass wir die Jungs schnellstmöglich zusammenbringen, sodass man im Sommer nicht mehr allzu viel Zeit verliert, um eine Mannschaft zu werden.

Bei den zehn Jungs, die jetzt aus der A-Jugend ausscheiden, siehst du da gute Chancen, dass sich die meisten im Herrenbereich durchsetzen werden?
Ich denke schon, weil es alles richtig gute Jungs sind. Ich bin da im ganz engen Austausch mit Kevin Rodewald von der U23. Wir reden regelmäßig über jeden Spieler und er hat sich die Jungs im Training auch schon angeguckt. Wer schlussendlich in der U23 seine Chance bekommt oder woanders sein Glück versucht, das werden wir sehen. Natürlich haben Joshua Krüger, Milosz Brzozowski und auch Elias Höftmann, der jetzt zuletzt sogar schon bei Profis mit auf der Bank saß, eine riesen Entwicklung genommen, sodass man natürlich hofft, dass sie vielleicht auch eine Option für den Profikader sind. Sie sind seit sechs, sieben Jahren im NLZ, für sie ist es natürlich das Größte bei den Profis mittrainieren zu dürfen. Sie waren zum Teil im Winter im Trainingslager dabei und bekommen jetzt vielleicht die Chance einen Profivertrag zu unterschreiben. Das ist ja das, was man als Nachwuchstrainer gern sieht: Dass man Spieler für den Profikader entwickelt und die Jungs dort ihre Chance bekommen können.

Nach einem Jahr Erfahrung: Sind die Bedingungen in Rostock - im Vergleich zu deinem vorherigen Verein HSV - so, wie du sie dir vorgestellt hast?
Es war mir natürlich vorher bewusst, was auf mich zukommt, weil ich die Bedingungen noch aus meiner Profizeit in Rostock kannte. Das NLZ hat sich kaum verändert - im jetzigen Leitungsbüro habe ich drei Monate als Hansaprofi gelebt (lacht). Ich habe beim HSV nie die Chance bekommen, eine eigene Mannschaft im NLZ zu trainieren. Hansa hat mir diese Möglichkeit gegeben und ich bin sehr dankbar dafür. Ich fühle mich hier total wohl, habe die Entscheidung nicht einmal bereut. Ich denke, dass ich mich vernünftig einbringe - auch bei Themen, die nicht die U19 betreffen, sondern allgemein den Nachwuchs. Ich hoffe, dass auch die Verantwortlichen zufrieden mit mir sind.

Du hast die Fußballlehrer-Lizenz und hast hier gute Arbeit geleistet – das wird in der Szene sicher nicht unbemerkt geblieben sein. Gibt’s Anfragen anderer Vereine?
Also diese Frage stellt sich für mich gar nicht – ich habe noch mindestens ein Jahr einen Vertrag hier und richtig Bock auf die Aufgabe. Ich bin froh, dass ich weiterhin Bundesliga-Trainer sein darf, auch wenn es aktuell im Jugendbereich ist. Vielleicht kommt da ja irgendwann noch mal was, aber ich plane aktuell keine Veränderung und freue mich auf die neue Saison. Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir eine ganz gute Rolle spielen können.