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10.02.2006 15:13 Uhr

Legende Ewald Lienen – die Liebe zu Hansa blieb!

Als der F.C. Hansa am 18. Januar aus Anlass seines 40. Geburtstages zum Jubiläumsspiel gegen Bayern München lud, war auch Ewald Lienen unter den 1000 Ehrengästen.
Der Fußball-Lehrer aus Nordrhein-Westfalen muss sich an der Küste sehr wohl gefühlt haben. Er kam als einer der ersten und ging als einer der letzten Gäste. Ewald Lienen: „Ich habe mich über diese Einladung sehr gefreut. Der Tag ermöglichte es mir, hier viele Menschen zu treffen, mit denen ich nach meiner Zeit bei Hansa noch immer gute Kontakte pflege.“
Der Übungsleiter hatte kaum seinen Mantel abgelegt, schon begann ein Marathon an Gesprächen. Die Brille über der Stirn, einen Zettel für Notizen in der Hand, begann der Smalltalk. Hier mit einstigen Spielern wie Martin Pieckenhagen, Olaf Holetschek, Martin Groth und Hilmar Weilandt, da ein Erinnerungs-Austausch mit den Trainern Heinz Werner und Frank Pagelsdorf, schließlich ein Gespräch mit Aufsichtsrats-Vize Wolfgang Holz.
Ewald Lienen immer in bester Laune…
„Ja, ich habe aus meiner Arbeit an der Küste viele Freunde zurückgelassen, aber nie vergessen. Es war eine schöne, spannende Zeit. Ich habe erlebt, wie das Stadion ein Gesicht bekam, leider habe ich die Früchte dieses Baues nicht mehr miterlebt.“
Ewald Lienen steht beim F.C. Hansa Rostock  für die Zeit vom 1. Juli 1997 bis 7. März 1999. Was viele nicht so wissen, Lienen ist auch Ideengeber des neuen Stadions. Schon bei seiner Verpflichtung war der Fußball-Lehrer aus dem Westen von der Infrastruktur des Rostocker Fußballvereins sehr angetan. Wenn da nur nicht dieses alte Ostseestadion gewesen wäre. Baujahr 1953 eben.
Überliefert ist: Lienen hielt so ein Stadion in Rostock unter den wirtschaftlichen Gegebenheiten des Vereins und des Landes für ausgeschlossen. Aber da hatte er nicht mit dem Kampfgeist in Rostock gerechnet. Das mit dem Profifußball in Rostock hatte der Verein ja schon hingekriegt. Warum um Gottes Willen sollte denn das nun mit so einem modernen Stadion nichts werden.
Den Ausgang kennen wir alle…
Ewald Lienen ging zwar im März 1999 nach 21 Monaten Dienstzeit früher als erwartet und sein Co-Trainer Andreas Zachhuber übernahm die Mannschaft für weitere 18 Monate und in der  ersten Bauphase. Aber das Stadion stand schon sicher…
Gleichwohl – es lag irgendwie ein erst einmal ein Fluch auf diesem Bau.
Der erste Heim-Erfolg des F.C. Hansa ist jedenfalls erst mit dem 10. Spieltag am 20. Oktober 2001 datiert. Der Gegner war damals ausgerechnet der 1. FC Köln – mit Ewald Lienen als Trainer…!
Lienen hat parallel zu seiner eigenen Karriere auch die Geschichte des Vereins immer verfolgt.
„Mit dieser Infrastruktur, den Fans und der Jugendarbeit ist der Aufstieg nur eine Frage der Zeit. Ich wünsche es dem Verein jedenfalls sehr", sagte Ex-Trainer Ewald Lienen heute ehrlich.
Irgendwie wirkt Lienen heute anders als ihn seine Kritiker so gerne beschrieben haben. Aufgeschlossen, kommunikativ, freundlich, hilfsbereit und herzlich.
Seine Vita ist ein Leben der anderen Art:  Ewald Lienen wurde einst am  28. November 1953 in Schloß Holte-Stukenbrock geboren. Er spielte von 1977 bis 1992 in 333 Bundesligaspielen bei Arminia Bielefeld, Borussia Mönchengladbach und beim MSV Duisburg. Sein größter Erfolg als Spieler war der UEFA-Cupsieg 1979 mit der Borussia. Seine wohl bekanntesten Merkmale als Spieler waren vor allem die langen Haare und sein Lenin-Bärtchen.
In Erinnerung als Profi bleibt vor allem eine schwere Verletzung, als ihm Norbert Siegmann von Werder Bremen am 14. August 1981 mit dem Stollen seinen Oberschenkel aufritzte und eine tiefe lange Risswunde zufügte.
Während jener Zeit haftete Lienen auch oft das Image eines Revoluzzers an. So weigerte er sich zum Beispiel, Autogrammkarten zu unterschreiben. Ewald Lienen engagierte sich stattdessen in der Friedensbewegung und wirkte bei der Friedensliste mit, für die er auch bei den Europawahlen 1984 kandidierte.
Als Trainer hat er bisher eine gute Bilanz aufzuweisen. Er trainierte den MSV Duisburg und Hansa Rostock, die er beide fast in den UEFA-Cup brachte, CD Teneriffa, den 1. FC Köln und Borussia Mönchengladbach. Vom 9. März 2004 bis zum 9. November 2005 war Lienen Cheftrainer bei Hannover 96. Sein akribisches Notieren von Spielverläufen während der Begegnungen brachte ihm beim Boulevard den Spitznamen Zettel-Ewald ein.
Am Tage nach dem Jubiläumsspiel in Rostock trafen wir Ewald Lienen übrigens noch einmal – auf der Geschäftsstelle. Der Abend hatte wohl nicht für alle Gespräche ausgereicht. Bei Pressechef Axel Schulz gestand er schließlich: „Ich hoffe, der Abstieg aus der Bundesliga war für euch nur ein Betriebsunfall. Ihr gehört in die Bundesliga. Ich drücke euch die Daumen…“